In einer relativ fernen Zukunft: Die Erde ist kein sonderlich wohnlicher Ort mehr. Die Menschen schuften unter miesen Arbeitsbedingungen in diversen Fabriken, die medizinische Versorgung ist schlecht und man fristet ein Leben in Armut. Die Reichen dagegen leben auf einer Raumstation nahe der Erde, Elysium genannt, unter paradiesischen Bedingungen. Ein Strahlenopfer, gespielt von Matt Damon, versucht nun in die Station einzudringen, um sich medizinisch behandeln lassen zu können, wohl wissend, dass die Verteidigungsministerin, gespielt von Jodie Foster, mit Flüchtlingen nicht gerade zimperlich umgeht.
Nach “District 9“ konnte Neill Blomkamp neben zahlreichen Lobeshymnen sogar eine Oscar-Nominierung für das beste Drehbuch einstreichen und sich als einer der letzten Autorenfilmer unter den Action-Regisseuren einen Namen machen. Mit “Elysium“ erscheint nun also die zweite politische Sci-fi-Parabel von Blomkamp, die mit höherem Budget und namenhafterem Cast wohl ein “District 9“ in ganz groß werden sollte - letztlich aber den Vorgänger nicht erreicht.
Was von Matt Damon als “Actionfilm für den Volkszorn“ bezeichnet wurde, ist von Blomkamp offensichtlich als ein solcher angelegt. Etwas zu offensichtlich. Dabei ist die Ausgangssituation zunächst nicht uninteressant. Auf der Raumstation behandeln automatische Medibänke die Bewohner, die im Grunde überhaupt nicht sterben müssen, während die armen Flüchtlinge nicht in Genuss der perfekten medizinischen Versorgung kommen. Sie bezahlen Weltraumschlepper, die sie nach Elysium bringen, werden aber meist bereits auf dem Weg abgeschossen und somit getötet. Wofür die Parabel vom Klassenkampf im Weltraum letztlich steht, wird bereits im Trailer klar, es geht mal wieder um „die da oben“, die ihren Reichtum nicht mit dem Pöbel teilen. Dies kann z.B. auf Industrie- und Entwicklungsländer bezogen werden oder aber auch auf Oberschicht und Unterschicht im Allgemein.
Im Wege stehen hier einem intelligenten Sci-fi-Film, wie “District 9“ einer war, letztlich die allzu offensichtlichen Bemühungen Blomkamps, den Konflikt mit aller Gewalt zuzuspitzen. Die Charaktere sind platt, weil es mit der Schwarz-Weiß-Malerei übertrieben wird. Da ist auf der Seite der Guten etwa der von Matt Damon gespielte Held, der zunächst als Antiheld auftritt, sich dann aber zu früh und zu absehbar zu ersterem mausert. Dann ist da noch seine Jugendliebe, die ihre kranke Tochter auf Elysium heilen will, natürlich sehr sympathisch und noch bedauernswerter. Auf der anderen Seite haben wir dann die Verteidigungsministerin auf Elysium, die vor nichts zurückschreckt oder aber den noch provokanteren, von William Fichtner gespielten Großindustriellen, der so ziemlich alle denkbaren Antipathien weckt.
Wer sein Publikum fordern will, der sollte aber Interpretationsspielraum lassen, der sollte ein gewisses Verständnis für beide Seiten zeigen. Was Blomkamp hier liefert ist aber schlicht und einfach sehr stark zugespitzt und damit platt. Dass der Plot einige allzu irre Wendungen vollzieht und damit stellenweise etwas hanebüchen daherkommt, bestärkt diesen Eindruck nur.
Unterhaltsam ist “Elysium“ letztlich dennoch, weil Blomkamp durchweg ein hohes Tempo hält. Die Effekte sind gut, die Action-Szenen ansehnlich, das Geschehen praktisch durchgehend mit Handkamera temporeich in Szene gesetzt. Blomkamp verharrt zu keinem Zeitpunkt allzu lang, sodass keine Längen aufkommen und man nicht wirklich dazu kommt, sich über die mäßige Story zu ärgern. Zudem ist der Slum Erde ordentlich in Szene gesetzt, die Raumstation Elysium gut designt. Auf der visuellen Ebene wird also ähnlich stark kontrastiert wie auf der inhaltlichen, nur, dass die Bilder eher hängen bleiben als die schwache Story und durchaus reizvoll geworden sind. Hinzu kommt ein gewohnt routinierter Matt Damon, der auch hier einen brauchbaren Helden abgibt. Jodie Foster und William Fichtner haben derweil sichtlich Freude daran, ein möglichst fieses Feindbild abzuliefern. Zumindest handwerklich und darstellerisch gibt es also wenig zu bemängeln.
Fazit:
“Elysium“ ist zu stark zugespitzt, weil er möglichst provokativ werden sollte. Blomkamp wollte wohl wie schon mit “District 9“ einen Actionfilm abliefern, der auch den Kopf bedient, verspielt die gute Grundidee aber mit seiner überzogenen Schwarzweiß-Malerei und den unglaubwürdigen Charakteren, die sich zu einfach in Schubladen einordnen lassen. Was bleibt, ist solides Unterhaltungskino, weil der Film ordentlich inszeniert, schnell erzählt und geschnitten ist, wobei auch die Darsteller überzeugen. Dumm nur, dass Blomkamp eben solches eigentlich nicht abliefern wollte.
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