Arm oder reich, krank oder gesund, auf der Erde im Ghetto hausen oder exklusiver Bewohner der Raumstation „Elysium“ - so sieht unsere Zukunft im Jahr 2154 aus. Die, die es sich leisten konnten, sind von der verseuchten Erde geflohen und leben nun kilometerhoch im Orbit in Reichtum und mit medizinischer Best-Versorgung. Bewacht wird dieses Paradies von Verteidungsministerin Delacourt, die jegliches illegales Eindringen mit Gewalt unterbindet und die ihren schwachen Regierungschef am liebsten abgelöst wissen will. Als auf der Erde Fabrikarbeiter Max eine tödliche Strahlungsdosis abbekommt und sich entscheidet, mit kriminellen Mitteln nach „Elysium“ zu gelangen, nimmt das Schicksal der gesamten Menschheit seinen Lauf...
Immer das gleiche Fisch-Fleisch-Problem... politisches Kino mit den Mitteln des Actionfilms zu machen... und dann auch noch im Rahmen des Science-Fiction-Genres, jener Verquickung, die in den 1970er Jahren ihre Blütezeit hatte. Dass Neill Blomkamp das Sujet beherrscht, hat er mit seinem gleichsam warmherzigen wie kritischen wie zynischen Erstling „District 9“ bewiesen, doch jetzt wird die Handlung nicht als Mockumentary präsentiert – in der Holprigkeit durchaus gewollt war – sondern als klassisches Erzählkino. Auch das gelingt dem Südafrikaner (fast) perfekt. Mit einem bombastischen Aufwand an fotorealistischen CGI-Bildern kreiert Neill Blomkamp eine düstere Utopie, die einen überdeutlichen Kommentar zu den aktuellen Problemen unserer Gesellschaft bereithält und damit quasi direkt an „District 9“ anknüpft. Unterstützt von einem sehenswerten Dreiergestirn an Schauspielern (Matt Damon als tragischer Held[?], Jodie Foster als eiskalte Ministerin des Todes und Sharlto Copley als bizarr-psychopathischer Mordscherge Kruger), einem zum Staunen verleitenden Produktionsdesign, welches an beste "Star Wars"-Zeiten erinnert, und einer flotten Messias-Geschichte darf sich der Zuschauer auf intelligent gemachte Science-Fiction-Unterhaltung freuen, bei der lediglich das Finale mit seiner Ein-Mann-gegen-alle-Unglaubwürdigkeit etwas enttäuscht. Fazit: Gesellschaftskritik scheint Neill Blomkamps großes Steckenpferd zu sein und so lange er dabei solche hinreissenden Filme wie „Elysium“ (oder „District 9“) macht, kann er gerne dabei bleiben. Auf BD 2,35:1.
© Selbstverlag Frank Trebbin