Mit dem Überraschungshit District 9 legte der Newcomer Neill Blomkamp seinerzeit ein glanzvolles Regiedebüt hin und konnte dadurch in der Filmwelt entsprechend für Aufsehen sorgen. Vor allem die Kombination aus gesellschaftskritischen Untertönen und spannender Science-Fiction verhalfen seinem Werk von 2009 maßgeblich zum Erfolg.Mit eben jenem erfolgsversprechenden Rezept, moderne Gesellschaftsstrukturen zu hinterfragen, versuchte er nun vier Jahre später mit Elysium zusätzlich die Gradwanderung vom Independent-Film zum Hochglanz Blockbuster zu vollziehen. Dieses Unterfangen ist ihm zwar hinsichtlich der grandiosen Bilder gelungen, doch leider hapert es stellenweise bei der Umsetzung der Geschichte. Dabei kann man eigentlich gerade die Grundidee als durchaus gelungen bezeichnen. So versetzt die Handlung den Zuschauer in ein Los Angeles in nicht allzu ferner Zukunft. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist mittlerweile so gigantisch, dass sich die Reichen fernab der Erde ein eigenes Paradies im Himmel errichteten. Dieser intergalaktische Hort der Glückseligkeit heißt Elysium und er soll für den Großteil der Menschheit unerreichbar bleiben. Derweil muss die Erdbevölkerung ihr Dasein in bitterer Armut fristen, oder unter unmenschlichen Bedingungen für Großkonzerne schuften, damit am Ende des Monats überhaupt Geld auf den Tisch kommt. Inmitten dieser düsteren Dystopie begleiten wir den Fabrikarbeiter Max De Costa, gespielt von Matt Damon, wie er sich täglich mit Schwerstarbeit durchs Leben schlägt. Wie wir erfahren träumt er schon seit Kindheitstagen davon, eines Tages nach Elysium aufzubrechen, egal wie unerreichbar dieses Ziel für ihn auch sein mag. Doch wie es das Schicksal so will, soll er ausgerechnet durch einen schweren Betriebsunfall bei dem er schutzlos atomarer Strahlung ausgeliefert ist, seinem lang ersehnten Traum tatsächlich ein Stückchen näher kommen. Allerdings rennt ihm angesichts seiner schlechten Lage schlicht die Zeit davon. Die einzige Rettung gegen seinen körperlichen Verfall wartet in Elysium auf ihn, doch dafür muss er mit dem gefährlichen Rebellen Spider zusammenarbeiten. Nur über einen waghalsigen Datendiebstahl kommt Max letztendlich zu seiner Eintrittskarte zum Menschenhand erbauten Paradies. Doch kaum erkennt die Staatsmacht von Elysium die Brisanz der erworbenen Daten, schon hetzen sie ihm skrupellose Söldner auf den Hals. Ohne auf weitere Geschichtsdetails einzugehen, kann man dem Film durchaus einen gelungen sowie weitestgehend spannenden Plot attestieren. Leider werden aber viele nötige Hintergrundinformationen schlicht nicht geliefert. So bleibt uns der Film unter anderem die Hauptfrage schuldig, wie es eigentlich zu dieser Abkapselung der Eliten kam. Ansonsten erinnert Blomkamps Dystopie in vielerlei Hinsicht an Genre-Klassiker á la Battle Angel Alita. Gerade durch die vielen sozialkritischen Aspekte kann Blomkamp über weite Strecken verdeutlichen, dass sein Film viel mehr als nur stumpfes Actionkino ist. Wie auch schon in District 9 verpasst er eben auch seinem neusten Werk gekonnt einen gesellschaftskritischen Anstrich und hinterlässt somit seine typische Handschrift. Diesmal stehen allerdings die möglichen Folgen einer hedonistisch geprägten, pervertierten Gesellschaftsform im Mittelpunkt. Der in diesem Film gipfelnde Rassismus der Reichen gegen die ärmere Bevölkerung führt in letzter Konsequenz zu dieser unbarmherzigen Zweiklassengesellschaft und schließlich zur sozialen Apartheid. Natürlich macht auch wieder so manche Übertreibung deutlich, da der hier dargestellte oft kaltschnäuzige Zynismus der Oberschicht schon fast ins Unmenschliche abdriftet. Als bestes Beispiel dafür wäre unter anderem der Großunternehmer John Carlyle zu nennen. Dieser Echauffiert sich in einer Szene darüber, dass einem Arbeiter wohlmöglich die Haut abfällt und er dadurch den Bezug verschmutzen könnte. Diese überzeichnete Boshaftigkeit lässt ihn zwar schon eher als Karikatur erscheinen, dennoch hat die Szene ihre Wirkung nicht verfehlt. Natürlich hat der Film aber noch viele weitere Bösewichte im Gepäck und so darf die Leinwandlegende Jodie Foster als Secretary Rhodes betont kühl agieren. Leider bleibt sie aber durch ihr aufgestülptes Rollenkorsett weit hinter ihren eigentlichen schauspielerischen Möglichkeiten zurück. Insgesamt sind die Badguys ziemlich blass ausgefallen, was schlicht und ergreifend den mangelnden Profilen der Figuren geschuldet ist. Auch Sharlto Copley als fieser Söldner Kruger bildet da leider keine Ausnahme. Matt Damons Figur hingegen funktioniert als Sympathieträger wiederum sehr gut. Hauptsächlich trägt sein charismatisches Schauspiel dazu bei.Doch kommen wir nun zu einem der größten Kritikpunkte dieses Blockbusters. Trotz wirklich vieler positiver Aspekte erlaubt sich der Film nämlich auch einige grobe Logik Schnitzer. Fragen warum es zum Beispiel Notwendig ist, illegale Einwandererschiffe von der Erde aus abzuschießen, anstatt gleich mit stationären Waffensystemen dieses „Problem“ zu lösen, bleiben ungeklärt. Überhaupt wirken die politischen Entscheidungen dieses planetarischen Utopia sehr unstrukturiert. Da fragt man sich doch wirklich, wie es unter diesen Umständen dem Unrechtsregime gelingen konnte, den Großteil der Weltbevölkerung zu unterdrücken. Sicherlich könnte man damit argumentieren, dass es sich schließlich nur um einen Science Fiction Film handelt und man deshalb nicht alles ganz so genau nehmen sollte. Dennoch wäre es durchaus wünschenswert gewesen, dass wenigstens innerhalb des Filmkosmos eine gewisse logische Gesetzmäßigkeit eingehalten wird. Genau dafür muss sich der Film auch letztendlich Abzüge auf der Punkteskala gefallen lassen. Dennoch bietet Elysium, trotz genannter Schwächen, sehr unterhaltende Science-Fiction Kost mit einer gehörigen Prise Gesellschaftskritik. Im Endeffekt bietet der Film also genau das, was man von dem Macher eines District 9 erwartet.