Review
von Leimbacher-Mario
Presi Hard
In den 90ern wäre „White House Down“ ein sicherer Blockbuster oder zumindest Hit gewesen. Emmerich war noch nicht verschrien und käsige Actioner hatten (noch immer) Hochkonjunktur. Anders gesagt: damals wär er mit dem gequirlten Quatsch noch durchgekommen. Selbst zwei Jahre zuvor hatte der deutsche Hollywoodregisseur mit „2012“ noch einmal (zumindest finanziell) beinahe an einstige Erfolge anknüpfen können. Doch „White House Down“ besiegelte wohl endgültig seinen Untergang bzw. seine Aus-der-Zeit-Gefallenheit. Nicht ganz so extrem wie die ID4-Fortsetzung nochmal drei Jahre später, aber eine Bruchlandung war schon sein „Die Hard“ im Presidentenpalast aka weißen Haus. Die meisten zogen recht eindeutig die Konkurrenz namens „Olympus Has Fallen“ vor. Doch ist „White House Down“ wirklich so schlecht wie sein Ruf?
Eher nein. Wenn’s nach mir geht. Im Grunde ist es ein altmodischer Actionkracher ohne Sinn und Verstand, der einfach nur für Flucht, Unterhaltung und Bombast steht. Mehr nicht, weniger nicht. Fast Food in Filmform. Das sollte man weder zu ernst nehmen noch zu politisch sehen. Ein Cheeseburger für die Sinne. Ganz und gar nicht nahrhaft oder gesund, auf Dauer sogar schädlich und mit einer fragwürdigen Daseinsberrchtigung. Aber zwischendurch darf man ihn sich mal geben. Muss man vielleicht sogar, wenn es nach den Instinkten und inneren Schweinehunden geht. „White House Down“ gewinnt viel durch seine zwei Stars Tatum und Foxx, die eine grandiose Chemie haben. Zudem erinnert er mit seinen comicartigen Einzeilern an glorreichere Actionzeiten, wenn auch etwas unblutiger und weichgespülter. Eine höhere Altersfreigabe hätte ihm sicher gut getan. Und vielleicht ein paar Minuten weniger. Es muss ja nicht jeder Emmerich über zwei Stunden gehen. Es wird der Logik wie der Schwerkraft getrotzt, solche Dinger wie die Verfolgungsjagd in den gepanzerten Limousinen mit Panzerfäusten (!) durch den Präsidentengarten musst du dich erstmal trauen. Das macht heutzutage keiner mehr. Außer vielleicht Asylum auf einem viel tieferen Level. Wie gesagt: sparsam dosieren und alles ist gut. Einen solchen Emmerich sehe ich immer noch lieber als einen Bay.
Fazit: ein typischer Emmerich. Mit all seinen Pros und Contras. Dumm, glatt, hohl. Zu lang und sehr flach. Kitschig und patriotisch, überzeichnet und nie ernst zu nehmen. Aber irgendwie auch erfrischend oldschool, instinktiv, groß. Eine echte Popcornparty. Hochglanztrash. Vielleicht 15 Jahre zu spät. Es kracht und man lacht. Oder schmunzelt zumindest.