Roland Emmerich scheint ein Trauma bezüglich des Weißen Hauses zu haben. 1996 wurde es in INDEPENANCE DAY effektvoll von Aliens in Staub verwandelt, zuletzt wurde in es im Film 2012 von einem Flugzeugträger im Rahmen eines Tsunamis platt gemacht und auch in WHITE HOUSE DOWN verrät ja der Name schon, dass nun ein ganzer Film sich mit diesem amerikanischen Symbol der Demokratie beschäftigt. Nach einem recht ruhigen Beginn der rund 30 Minuten in die Figuren einführt, entwickelt sich nach der sehr Sprengung der Kuppel des White House ein recht aufwendiges und prätentiöses Actionspektakel, das Spannung und adrenalin-treibende Kampf-und hide & seek-Szenen zu einer recht einfach strukturierten und patriotischen, aber unterhaltsamen Mischung verknüpft.
Wer sich also einfach mal wieder ohne viel Hirnbalast, 3D, Trashzombies, einseitige CGI-Effekte schön old-school a la STIRB LANGSAM oder AIR FORCE ONE unterhalten lassen will ist bei WHITE HOUSE DOWN genau richtig. Dabei ist die Komplexität der Story und Tiefe der Dramaturgie rein den actionseitigen Schauwerten untergeordnet. Und wer Emmerich kennt weiß, dass diese meist gut umgesetzt und "state-of-the-art" sind. In einigen seiner Werke hat er FX-seitig sogar Standards gesetzt. Gerade bei den CGIs gibt es in WHITE HOUSE DOWN leider vereinzelte Schwächen bei Massenszenen zu beanstanden.
Diese fallen aber bei dem hohem Tempo nicht ins Gewicht und es gibt dann bei der späteren Action außerhalb des White House recht kreative Stunts zu bewundern. Die Ausstattung mit digitaler Technik, Panzern, Abfangjägern, Hubschraubern, Panzerfäusten und sonstiger Gerätschaften beider feindlicher Seiten ist sehr aufwendig. Vor allem in der zweiten Filmhälfte gibt es pompöse und brachial umgesetzte Szenen unter Nutzung dieser Waffen. Und auch mit seinem Faible für das Weiße Haus ist Emmerich nicht der Einzige. Der in Deutschland etwas früher erscheinende OLYMPUS HAS FALLEN wurde oft mit WHITE HOUSE DOWN verglichen.
Dort wird der amerikanische Präsident vor Terroristen im White House geschützt. In Emmerichs Film muss der Präsident, gespielt von Jamie Foxx, von einer hochbewaffneten Gruppe belagert. Natürlich ist mit dem Polizisten John Cale (Channing Tatum) als Mitglied einer Besuchergruppe ein Held in der Nähe der es mit dem übermächtigen Gegner aufnimmt. Das war die Story. WHITE HOUSE DOWN hat leider nicht den leicht trashigen Charme mit einiger Ironie gespickt wie OLYMPUS HAS FALLEN und nimmt sich meist recht ernst was den Sehgenuss etwas mildert. Hier wäre etwas Auflockerung sicherlich förderlich gewesen.
Allerdings gibt es ein paar gute sarkastische Spitzen und unterhaltsame Szenen – z.B. wenn der Präsident sich in die Kampfhandlungen einmischt - und gute getimte one-liner zu bewundern. Dennoch wirken diese gezwungener als bei dem smarteren OLYMPUS HAS FALLEN. Die beiden Hauptdarsteller Tatum und Foxx funktionieren prächtig miteinander und überbieten sich nicht an Heldentaten und bleiben nah an ihren jeweiligen Rollen als Polizist und Präsident. Ein guter Aufstieg für Foxx, gerade noch Sklave in DJANGO UNCHAINED gewesen und nun schon Präsident der USA. Man könnte noch einiges formal beanstanden an WHITE HOUSE DOWN der aber doch gar nicht mehr als ganz ordentlich unterhalten will.
Gerade bei zufälligen Begegnungen mit den späteren Attentätern und dem Präsidenten mit unserem Helden und noch einige andere Szenen zeigen, wie wenig WHITE HOUSE DOWN sich der Logik und dem Realismus verschrieben hat. Auch eine gewisse Portion Vater-Tochter-Kitsch ist enthalten. Da tut dem Unterhaltungsfaktor keinem Abbruch. Ein mikroskopischer Hauch von Edeltrash weht ein wenig über einige Werke des bald schon sechzigjährigen Deutschen. WHITE HOUSE DOWN ist schon ein Koloss mit seinen über zwei Stunden Laufzeit und man hätte sicher einiges kürzen können.
Insbesondere in den letzten 20 Minuten im Showdown hätte der Abspann auch öfters einsetzen können, aber Emmerich setzt immer noch einen drauf und hat eine Überraschung auf Lager. Aber Langweile kommt nicht auf. Für das allzu flache Ende gibt es auch Abzüge in der B-Note. Mir hat aus letztlich einigermaßen undefinierbaren Gründen OLYMPUS HAS FALLEN besser gefallen, aber erstens sind diese Vergleiche recht subjektiv und müßig, und zweitens weiß jeder geneigte Filmfan was er von einem Emmerich Film zu erwarten hat – uns dieses Versprechen leichter Action-Unterhaltung löst er in WHITE HOUSE DOWN auf jeden Fall ein.
5,5/10 Punkten