Review

Testosteron aus Sicht der Frau

Ein beliebter Neuling in einer eingeschworenen Fremdenlegion unter der brennenden Sonne Dschibutis führt zu Eifersucht, Neid und mehr oder weniger offensichtlichen Kämpfen innerhalb der Gemeinschaft der durchtrainierten Männer… 

Lektionen für Legionäre

Claire Denis' „Beau Travail“ ist ein Kritikerfilm, keine Frage. Arthouse pur, komplex und anspruchsvoll. Dafür geht er nicht allzu lang und wenn man ihn auf sich wirken lässt und sich konzentriert (was heutzutage leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist beim Filmeschauen!), dann kann diese brütende, französische Fremdenlegion einen absolut abkochen und umhauen. Denis' Blick aufs Militär und die Männlichkeit ist messerscharf und doch sehr speziell, weiblich, vielschichtig, neugierig, nicht wertend. Sonnendurchflutet, oberkörperfrei, meditierend und brodelnd. Dazu das azurblaue Meer, tolle Songs der Neunziger, der beunruhigende Score, die scharfen Klippen und Berge. Ein Meer der Metaphern. Die Tattoos und Glatzen, die Muskeln und die Anspannung, die Brüderlichkeit und Poesie. Unglück im Glück. Landschaften, die Bände sprechen. Staublungen und Balztänze. Steine werden geklopft, Schweigen, Schweine und Schweiß. Kolonisierung und Kampfkraft, Charakter und Chaos. Fast schon eine griechische Tragödie in französischer Manier unter afrikanischer Sonne mit ursprünglichen Rhythmen und Instinkten. Maskulin, menschlich, markant. 

Fazit: elegante, außergewöhnliche und in ihrer Unruhe ruhende Studie von Krieg, Männlichkeit, Außenseitertum, Isolation, Überzeugung und Eifersucht. Claire Denis hat einen wahnsinnig guten Blick. Sonnig, sinnlich und sagenhaft! 

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