1994 war die Laufbahn von Pepe Marcos, bis dahin zwar nicht eifrigster, aber gefragter und beständiger Actionregisseur nach etwa 15 Jahre Dienst schon sichtlich am Ausdünnen; ein Zug, der sich so langsam nach und nach durch die gesamte philippinische Kinolandschaft zog und ähnlich wie im geographisch und filmisch nicht so sehr entfernten Hong Kong die Hochära so allmählich verglimmen ließ. Von Marcos selber folgten hier drauf noch drei, vier Werke, allesamt mit Haupt- und Lieblingsdarsteller Ramon 'Bong' Revilla Jr., den man hierbei auch gut gebraucht hätte, als vielleicht Anlass für mehr Interesse seitens der Produktion und seines Machers auch mit. Quer durch alle Schlagzeilen der Nachrichten der letzten Monate:
Polizist Totoy [ Jestoni Alarcon ] vom Western Police District, der lokalen Polizeichen Autorität in Manila, räumt die Strassen allein und nötigenfalls auch mit seinem Team von allerlei Verbrechen auf. Dabei gerät er mit seinen Gefühlen zwar im Dienst nicht durcheinander, aber im Privatleben, muss er sich doch zwischen einer Kollegin [ Gretchen Barretto ] und seiner Freundin Julia [ Karla Estrada ] entscheiden. Zudem bekommt er Ärger mit einem Waffenhändler [ Johnny Delgado ], wird von seinem Vorgesetzten [ Zandro Zamora ] diesbezüglich nicht so wirklich unterstützt und sieht sich auch noch einer aus dem Knast operierenden Bande von Bankräubern [ angeführt von King Gutierrez ] gegenüber. Zuguterletzt wird von einem Obdachlosen auf Suche nach Funden eine grässliche Entdeckung gemacht, der abgetrennte Kopf einer Frisörsalonbesitzerin [ Lovely Rivero ], die zuvor zwei Beziehungen gleichzeitig geführt hat.
Was auch immer sich das Drehteam bei den Arbeiten dabei gedacht hat, so richtig ersichtlich sind all die Zutaten in diesen Kaleidoskop zwar, eine Richtung oder wenigstens Zusammenhänge dazwischen aber nicht. Geschrieben von Humilde 'Meek' Roxas, der sich mit über 100 Schriften für das Genre, darunter zu früheren Glanzzeiten auch fast ein Dutzend Zuarbeiten für Marcos – darunter die Klassiker Kumander Eber Kilabot ng Visayas (1985) und Chinatown: Sa kuko ng dragon (1988) – schon extrem als Lieferant allerlei schnörkelloser, mit Routinen und Effekten zubereiteten Erzählungen die Reputation geschaffen hat, lässt sich oft nur ein heilloses Hinein und Hinaus und nicht viel mehr erkennen. Es ist weder eine Biographie des dargestellten Polizisten zu verfolgen noch ein Porträt der Stadt und seiner Zustände gefangen zwischen überforderten Gesetzeshütern und allerlei kriminellen Gesindel auf der anderen Seite an sich.
Am Ehesten noch ein Mosaik unterschiedlicher Begebenheiten, die quasi ohne Verbindung zueinander, in Abkürzungen, in Umwegen, in Aussetzern, mit unmotivierten Anfängen und offenen Enden allein über den Zufall und das Schicksal miteinander zu tun haben. So regiert erst kurz eine angedeutete Form der proklamierten Selbstjustiz, die das Pinoy Action Kino durchaus begeistert und gerne mal provoziert und zelebriert wird, und auch hier beginnende Bildern angenommen findet. Gerade die Eröffnung, in der der Polizist des Nachts im düsteren Hinterhof mehrere versuchte Vergewaltiger bei der Ausübung der Tat heimsucht und stört und sie dann nacheinander erschießt, zeichnet diesen Weg an und die Fortsetzung einer nachgeschnittenen Strassenkontrolle und das Beseitigen eines Verdächtigen trotz dessen bereits Ergebens gegenüber der Staatsmacht auch weiter vor.
Dem ist aber nicht so, wird der Hintermann dessen nach einem kurzen verbalen Konflikt, in dem die Feindschaft zueinander eigentlich schon Funken sprüht und die Drohungen auch, bis zum feurigen Finale komplett aus dem Skript herausgeschrieben. Ebenso verhält es sich mit einer eventuellen Dreiecksbeziehung von Cop zu Kollegin und der eigentlichen, nun natürlich eifersüchtigen Freundin. Der scheinbar korrupte Vorgesetzte scheidet mittendrin recht nebulös und auch ohne Auffallen bei den Untergebenen und Kollegen zu erregen aus. Die aus dem Gefängnis operierende Gaunerbande hat im Abstand von 30min drei Auftritte; der Erste geht glatt, der Zweite auch, bei dem Dritten und Letzten steht der Superheld im Weg, der den Schuften mit der Pumpgun im Anschlag kurzerhand – und angenehm nachhaltig – den Garaus macht.
Ein großes Holterdipolter, mit vielen im Sande verlaufenden Strängen, dass sein Potential zu Mehr zuweilen nicht erkennt oder nicht erkennen mag, sich dafür in Nebensächlichkeiten, etwas Schmonzes um die Liebe und viel Ziel- und Planlosigkeit ergeht. Ein Krimi um ein abgetrennten Frauenkopf und einen mordverdächtigen Chirurgen wird ebenso abgefrühstückt, und allein dieser Einwurf wäre mit etwas Konzentration auf das, was man zeigen kann und zeigen will, schon viel mehr als der Rest an Lückenfüllern wert. [Der Fall greift dem nahegelegenen, in der Presse und Öffentlichkeit wegen seiner Grausamkeit heiß diskutierten Mord an Elsa Santos Castillo 1993 ebenso auf wie der die Geschehnisse und die originale "Chop-Chop Lady", den Lucila-Lalu-Fall von 1967 variiert.] Schade um vertane Chancen, um ein narratives Viel, aber ein dramaturgisches Nichts, das die überschaubaren, immerhin final stark ansteigenden Actionszenen trotz Tonfall und Relevanz so richtig für sich ausnutzend auch nicht mehr arrangieren kann. Ein halbes Dutzend Schießereien, erst final ausdauernd und/oder mit viel Aufmerksamkeit in der Choreographie und Effektsetzung forciert, und so immer noch das Dankbarste in der seltsam kunterbunten Abfall-Szenerie.