Review

In fast jedem Jahresquartal erscheint ein Schinken, der im Vorfeld dank großer Aufregung und viel Schwänzchen wedeln für große Aufmerksamkeit sorgt. Filme, die einfach zu menschenverachtend für die Menschheit sind - zumindest laut der grenzdebilen Kontrollbehörde, die dafür verantwortlich ist, was ich sehen darf oder auch nicht.

"Raze - Fight or Die" ist mal wieder so ein Kandidat, bei dem ich spitz wurde wie Nachbars Lumpi. Bei diesem Film wurde selbst einer um elf Minuten zensierten Fassung die Freigabe verwehrt. Das Label hat (und da können sich viele Aasgeier die nur auf Cash aus sind eine Scheibe abschneiden) sich entschlossen, diesen Film mit SPIO/JK-Gutachten (strafrechtlich unbedenklich) auf den Markt zu bringen, was natürlich ganz schnell in einer Beschlagnahmung enden kann. Für das Label heißt es: Finanzieller Bockmist, da der Film nur noch über knapp zwanzig bekannte Internet-Seiten verkauft wird *hüstel*, aber nicht mehr im Media Markt steht... - für uns: Nivea-Creme und Willi rausnehmen, da wir das sehen, was wir sehen wollen: Die ungeschnittene Fassung. Genau so, wie es der Regisseur es uns zeigen wollte. Doch um was geht es denn genau, bzw. was macht den Film so brutal und menschenverachtend?

Fünfzig aus dem normalen Leben gerissene Frauen sind Teil eines niederträchtigen Spiels: Sie wissen nicht, wie sie entführt worden sind, doch alle haben sie gewisse Dinge gemeinsam: Sie wachen in einer Zelle auf und warten, bis sie in eine Arena in einen Kampf Frau gegen Frau geschickt werden. Die Gewinnerin ist die, die die Kontrahentin tötet. Danach darf die Überlebende wieder in die Zelle zurück und auf den nächsten Kampf warten, während bei der Getöteten "als Belohnung" ein Familienmitglied hingerichtet wird. Dies soll für die Gewinnerin Ansporn genug sein, um den nächsten Kampf zu überleben. Nur eine kann am Ende übrig bleiben...

Ich muss zugeben, dass ich einmal mehr mit den falschen Erwartungshaltungen an diesen Film gegangen bin. Fünfzig Frauen, die sich gegenseitig die Köpfe einhauen hört sich ja ganz witzig an (Ja, FSK, ich schreibe diese Meinung nicht aus der Klappse), aber schon der Look des Films hat mich angewidert. Zuerst lernen wir Sabrina (Zoe Bell) kennen, die wohl unsere Hauptdarstellerin sein soll. Entsprechend ihrer Hackfresse nach (Boah, die Alte würde ich nicht einmal bei drei Promille freiwillig nudeln) bekommt sie die Rolle der Mama, die ihr Kleinkind zur Adoption freigegeben hat, aber dafür Jahre später bei den Marines war. Sozusagen als quasi prädestiniert, für die Rotze auf den Boden zu spucken und die Sau im Ring rauszulassen, wenn es drauf ankommt.

Von den anderen fünfzig Frauen sind zu Filmbeginn schon 26 Weiblein tot, wobei die Überlebenden (und somit unsere Darstellerinnen) dann in Sechsergruppen in einem Zellentrakt in Einzelzellen untergebracht werden, damit sie sich gegenseitig beschnuppern können. Ganz ehrlich: Das hätte sich Regisseur Josh C. Waller auch sparen können. Während man schon die Kotze über sich ergehen lassen muss, dass ein durchgeknalltes Pärchen einer elitären Gesellschaft oder Sekte (?) sich darauf einen runterholt, dieses Spiel ins Leben gerufen zu haben, muss man sich auch noch tatsächlich mit weinerlichen Frauen abgeben, die lieber Katzen streicheln, Wäsche waschen oder Die Grünen wählen, als an Kämpfen zu denken. Ihr dürft mich da auch nicht falsch verstehen. Natürlich mag ich es, wenn ich mit Charakteren mitfiebern kann und darf, aber so eine Überzeichnung der Darsteller war noch niemals unangebrachter wie hier.
Beispiel gefällig: Alle Frauen sehen gleich aus: Weißes Top, hellgraue Jogginghose. Der Fußfetischist unter uns wird sich freuen: Alle dürfen barfuß in die Arena hoppeln und somit sehen, bis auf die Gesichter, Frisuren und Figuren alle gleich aus. Zehen werden trotzdem keine gelutscht. Dennoch wird aus der moralisch bestens gefestigten Frau eine eiskalte Killerin, wenn es drauf ankommt. Oder umgekehrt (Ja, es gibt einen Kampf, da lässt sich eine Schnalle freiwillig erwürgen). Aber was soll das? Weder das eine noch das andere Extrem reizt mich nicht in solch einem Film.
Neben den ganzen Waschweibern gibt es natürlich eine komplett durchgeknallte Bitch, die an dem Spiel gefallen findet. Zoe Bell als am Leben gebrochene Sabrina passt da ohne Frage perfekt für den Kampf. Nun, dürft ihr raten, wer sich im finalen Fight in die Fresse schlagen darf.
Aber alle Charaktere (und es bleiben wirklich nur die sechs Stück aus dem bekannten Zellentrakt) werden nur minimal angerissen, so dass mir es relativ schnuppe ist, wer das Ding hier gewinnt, da dank der Sicherheitsmaßnahmen ein Ausweg sowieso ausgeschlossen ist. Moral hin oder her. Sie wirkt hier wie Bigotterie.

Der Schwerpunkt liegt dementsprechend bei den Kämpfen und da fällt die Location schon ziemlich dürftig aus. Die Gegner treffen sich in einem Raum, der wie der Boden von einem tiefen Brunnen aussieht. Rund, Drumherum nur antikes Mauerwerk und keinerlei Waffen. Dementsprechend fallen auch die Kämpfe aus: Es wird gekämpft, gefightet und geklatscht, so gut es Frauen eben können - bevor sie meistens dann den Abgang in Würg-Mich-Tot-Szenen machen. Hier und da darf auch mal eine Frau Bekanntschaft mit der Mauer machen oder sich das Gesicht zu Brei boxen lassen - dies stellt aber schon den Höhepunkt da. Es ist wie beim Tennis: Jeder gespielte Ball sieht fast gleich aus. Und das schlimme dabei ist: Es wird nicht besser. Ich fieber auch nach einer Stunde mit keiner Uschi mit.
Dennoch muss man dem Film auch zustehen, dass gerade durch die bloßen Fäuste so etwas wie ein flaues Gefühl im Magen entsteht. Also seine Wirkung will ich dem Film nicht absprechen. Ein dicker Kloß im Hals bleibt schon irgendwie stecken.

Aber wer Vergleiche zu "Battle Royale" sucht, der darf suchen, bis der Schuh glüht. Der Film macht einen Eindruck irgendwo zwischen "Hostel" und dem C64-Spiel "Barbarian". Nicht mehr und nicht weniger. Die Charaktere, die unten in den Katakomben agieren sind zu flach und dienen lediglich als Kanonenfutter. Die Geschichte drumherum könnte dümmer nicht ausfallen. Es grenzt schon an Overacting, was hier als Storygrundgerüst vom Stapel gelassen wird. Auch wenn der Film brutal, roh und blutig ist, hier und da mit unerwarteten Splatterszenen zum Schluss aufwarten kann, hab ich mir mehr Härte erhofft, als versprochen wurde. Filmisch gesehen ist das Ganze natürlich eine einzige Katastrophe. Aber es gibt auch weitaus schlechtere Vertreter. Ich belasse es mal so wie beim Fußball. Das ist eben Männersport. Mit Scott Adkins und Jason Statham wäre da mit Sicherheit eine geile Nummer rausgekommen...


4/10

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