Der Franzose Martin Le Gall greift für sein Regie-Debüt „Happy Metal – All We Need Is Love!“ aus dem Jahre 2013 die Black-Metal-Subkultur auf, um daraus eine massentaugliche Komödie mit starken Road-Movie-Anleihen zu stricken.
Die irgendwie erschreckend erwachsen gewordene Black-Metal-Band LES DEAD MAKABÉS muss sich zunehmend mit Alltagsproblemen plagen, die so gar nicht in das Selbstbild einer nihilistischen Extreme-Metal-Band passen – von Sänger Alex (Musik-Casting-Show-Gewinner Julien Doré) einmal abgesehen, der die Fahne der Authentizität tapfer hochhält, wenngleich er seine Großmutter zu pflegen hat. Der notorisch erfolglosen und verkannten Band bietet sich während ihrer „Sommertour“ jedoch plötzlich die Möglichkeit, auf dem renommierten „Hellfest“ aufzutreten und sich dort den späten Ritterschlag abzuholen. Dumm nur, dass Alex‘ Musiker fest entschlossen sind, die Band aufzulösen – Alex jedoch gelingt es, seine Bandkollegen für das Festival zu motivieren und im Vorfeld einen kleinen Club-Gig an Land zu ziehen. Dieser gerät indes erst zur Farce und schließlich zur Katastrophe, als der Clubbesitzer (Arsène Mosca, „Public Enemy No. 1 – Todestrieb“) von der Band-Deko erschlagen wird und von nun an die Polizei hinter ihnen her ist. Zuflucht bietet ein Hippie-Festival – ausgerechnet…
Je stärker Black-Metal-Bands in Imagefragen in Songtexten und Interviews auf die Kacke hauen, desto mehr fragt sich mancher, wie diese eigentlich den Alltag abseits von Proberaum und Bühnen bestreiten. Tiefere Einblicke kämen nicht selten einer Desillusionierung gleich, woraus Le Galls Film zunächst seinen Humor bezieht. Er nimmt die Klischees jener Sparte humorvoll aufs Korn und thematisiert das über die Subkulturgrenzen hinweg existente Problem auseinanderdriftender Bandmitglieder vor dem Hintergrund des Älterwerdens und ausbleibenden Erfolgs. Bis hierhin ist „Happy Metal“ richtig gelungen, bitter-satirisch und höchst unterhaltsam.
Ab dem Zeitpunkt der Flucht der Band verflacht Le Galls Debüt jedoch zusehends und wird zu einer wenig lustigen, absurden Komödie, in der die Band vor den Augen des vermutlich schenkelklopfenden Kino-Publikums so richtig durch den Dreck gezogen wird, indem man sie in Hippie-Kostüme steckt und auf dem dörflichen „Erdbeerfest“ beatleskes Liedgut (oder vielmehr, was die Filmmacher dafür hielten) interpretieren lässt. Das ist n doppelter Hinsicht absurd, da a) die Beatles mitnichten den ultimativen Kontrast zum Black Metal darstellen und b) jeder, der schon einmal eine Gitarre richtigherum in den Händen hielt, weiß, dass es quasi unmöglich ist, einem vollkommen unbekanntes Liedgut mir nichts, dir nichts live auf der Bühne zufriedenstellend darzubieten. Die eigentliche Pointe des Films verpufft so leider. Auch die nun zusätzlich installierten Comic-Relief-Nebenrollen taugen nicht viel. Etwas aufwärts geht es letztlich mit den Impressionen vom „Hellfest“ um den fiktiven Headliner Dozzy Cooper (James Rowe, „Elizabeth“), wenn LES DEAD MAKABÉS endlich zu ihrem verdienten echten Auftritt kommen und auch die tragikomische Note weiß durchaus zu munden; Beatles-Kenner dürfen sich zudem über zahlreiche Anspielungen auf ihre Lieblingsband freuen. Da ich ein Herz für sich selbst nicht sonderlich ernst nehmende Musik- und Subkulturfilme habe, erkenne ich eine leicht überdurchschnittliche Performance von 5,5/10 Blutkapseln an, verzichte aber auf Zugabe-Rufe.