Review

1.Staffel

The Bridge of the Americas, der Grenzübergang zwischen Ciudad Juarez/Mexiko und El Paso, Texas. Genau auf der Mitte wird die Leiche einer konservativen Richterin gefunden, die Beine in Mexiko, der Rumpf in den USA. Somit ist die prinzipientreue, verbohrte, unter dem Asperger-Syndrom leidende (also nicht zu Empathie fähige) US-Amerikanerin Sonja Cross (Diane Krüger) und der mexikanische Polizist Marco Ruiz (Demian Bichir) gezwungen, zusammenzuarbeiten, um den Mörder und die Hintergründe aufzudecken. Auf ihrer Suche nach dem Täter kommen noch viele andere Personen ins Spiel, so Menschenschmuggler, Drogenhändler, ein Journalist und seine lesbische Kollegin u.v.m.

Um es vorwegzunehmen: ich kenne nicht das schwedisch-dänische Original (http://www.ofdb.de/film/222705,Die-Br%C3%BCcke---Transit-in-den-Tod), welches auf dem ZDF lief. Mir entgehen, wohl nicht ganz zufällig, eh viele, auch mitunter gute, Sachen, die auf dem Geriatriesender laufen. Von daher kann ich nicht beurteilen, ob dieses US-Remake des Senders FX überhaupt sinnvoll ist. Was es ist: es ist spannend, packend, deprimierend und sehr gut gespielt und geschrieben. Ich bin auch kein Fan von Diane Krüger, ich finde sie oft zu hölzern und statisch in ihrem Spiel. Aber als hölzerne, statische, unsensible Polizistin Sonja macht sie eine sehr gute Figur. Auch ihr Gegenpart Demian Bichir ist sehr überzeugend und viele Nebenrollen sind gut und prominent besetzt (Ted Levine, Annabelle Gish, Matthew Lillard usw.).

Die Brücke zwischen USA und Mexiko ist nicht nur eine Grenze – hier werden Welten getrennt. 1. Welt – 2. Welt. Armut, Reichtum. Gesetz, Gesetzlosigkeit. Und immer wieder kommt durch, wie wenig auf beiden Seiten das Leben eines mexikanischen Bürgers zählt. Um diese Grenze ranken sich dementsprechend viele Konflikte, von denen diese Serie einige exemplarisch aufgreift und zu einem Bild verdichten, durch das man tatsächlich so etwas wie ein Eindruck von dieser Grenze bekommt. Opfer gibt es auf beiden Seiten – und doch ist die Grenze am Ende nur ein Puzzlestück in einer Mördersuche, hinter der etwas ganz anderes zum Vorschein kommt. Somit muss sich die Serie fragen lassen, ob sie die Grenze nur als schaurige Kulisse gebraucht oder ob sie Teil des Ganzen ist. Ich fand: größtenteils ja, sie ist organisch in die Handlung eingewoben, obwohl das Drehbuch auch einige Lücken und grobe Zufälligkeiten aufweist.

Dennoch: „The Bridge-America“ hat mit gefallen, ich werde mir auch die zweite Staffel anschauen, ich war fasziniert und konnte leichte „Binge-Watching“-Tendenzen bei mir entdecken, etwas, was selten ist und nur bei Serien geschieht, die ich wirklich mag.
Vielleicht gucke ich mir auch mal die Originalserie an – einerseits kann ich mir beim besten Willen kein großes Konfliktpotenzial zwischen Dänemark und Schweden vorstellen (illegale dänische Einwanderer?), andererseits macht es das ja vielleicht auch gerade interessant.
8/10.

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