Deodatos archaischer Kannibalenfilm aus dem Jahre 1977.
Die Aufnahmen in der riesigen Felsenhöhle der Kannibalen - als Massimo Foschi an den Felsen gefesselt ist und kurz darauf den Vogel "spielt" - sind unfassbar in ihrer archaischen Kraft. Nackte Menschenleiber, ein einsam sich Windender in ihrer Mitte, riesige, aufgetürmte Felsen, Finsternis, fernes, unerreichbares Licht. - Wie ein Blick in die dunkle Frühzeit des (Höhlen)Menschen.
Unfassbar und abstoßend aber leider auch wieder, wie bei so vielen Kannibalenfilmen, der Tiersnuff.*
Umberto Lenzi hat den Quasi-Vorgänger "Mondo Cannibale" ("Il paese del sesso selvaggio"), Auftakt des italienischen Kannibalenfilmes aus dem Jahr '72, auf dem Kerbholz, aber "Mondo Cannibale 2 - Der Vogelmensch" (1977) ist von Ruggero Deodato und besser! Und zwei Jahre später ließ letzterer mit "Cannibal Holocaust" auch den Kannibalenfilm auf die Menschheit los, gegen den alle anderen Genrebeiträge verblassen. Irgendwie sind Deodatos drei Beiträge zum Genre (siehe auch „Cut And Run“, der die Thematik wieder aufgreift) weit mehr erstzunehmen als die drei von Lenzi (auch: „Mangiati Vivi!“). Lenzis Filmchen sind unterhaltsam und wirklich extrem („Cannibal Ferox“!), aber auch oft albern und ganz klar Trash.
Bei "Mondo Cannibale 2" bleibt neben der simplen, aber nicht dummen und interessanten Story, eindrucksvollen, oft krassen Bildern und dem Erlebnis, einen wahrlich wilden Film gesehen zu haben, vor allem die darstellerische Leistung Massimo Foschis (zuvor nur in Theaterrollen) im Gedächtnis, der die "Genese" vom ängstlich-hilflosen, zivilisierten Stadtmenschen zum (nur scheinbar) Primitiven sehr glaubhaft darstellt.
Fazit: Einer der ganz wenigen Kannibalenfilme, der etwas taugt. Exploitation, doch mitnichten Trash! 7/10, wegen des Tiersnuffs zwei Punkte Abzug.
*Ich bin seit 15 Jahren Vegetarier und mache mir da durchaus meine Gedanken zur Sache, breche aber angesichts solcher Bilder ebenso wenig in Hysterie aus, wie wenn ich an einer Schlachterei oder dem Kühlregal im Supermarkt vorbeilaufe. Das ist nämlich ein- und dasselbe. Niemand muss Schnitzel essen, und die Tiere werden, wenn sie zitternd im Schlachthof stehen, ebenso wenig gefragt, ob sie bereit sind, gewaltsam zu sterben, wie bei einem Kannibalenfilmregisseur, der Tabus verletzen will.