Umberto Lenzis Mondo Cannibale gilt als der erste Vertreter des berüchtigten Kannibalenfilmgenres. Zwar einige Jährchen vor dem wirklichen Boom erschienen und bei weitem noch nicht so explizit wie zum Beispiel Cannibal Holocaust oder Cannibal Ferox, sind die zentralen Elemente des Genres dennoch vorhanden.
So beginnt auch hier alles mit der Stimme aus dem Off und einigen Texttafeln, die uns mal wieder weis machen wollen, das Folgende würde auf waren Begebenheiten beruhen.
Erzählt wird die Geschichte des britischen Fotografen Bradley (Ivan Rassimov), der nach einer Barschlägerei mit tödlichem Ausgang, in den thailändischen Dschungel flüchtet. Unterwegs wird sein einheimischer Führer von einem Eingeborenenstamm getötet und er selbst in deren Dorf verschleppt. Hier wird der blonde Exot zunächst noch für Sklavenarbeit herangezogen, aber später in die Stammesgemeinschaft aufgenommen. Bradley heiratet dann sogar das hübsche Indianermädchen Maraya und erlernt die Sprache der Eingeborenen. Die Freude währt jedoch nicht lange, denn nach dem Überfall eines feindlichen Kannibalenstammes erblindet die schwangere Maraya und erkrankt schwer und da niemand das Dorf verlassen darf, ist das Schicksal der jungen Frau besiegelt...
Wer sich jetzt Gemetzel wie in späteren Lenzi Werken erhofft, dem sei an dieser Stelle vom Konsum des Films abgeraten. Außer ein paar abgeschnittener Zungen und einer recht harmlosen Fress-Szene bietet der Film für den Splatterfan wenig. Die Kannibalen kommen auch eigentlich nur am Rande vor und haben höchstens 10 Minuten Screentime. Das Hauptaugenmerk der wenig spektakulären Story liegt auf der Eingliederung des Neuen in die für ihn fremde Welt und auf der Liebesgeschichte zwischen Bradley und Maraya. Dabei bedient sich Lenzi immer mal wieder Softsex-Einlagen mit der sehr ansehnlichen Me Me Lai, aber leider auch einer ordentlichen Portion Tiersnuff und begründet so eines der größten Ärgernisse im Genre.
Dafür sind die Optik und die Inszenierung aber in Ordnung. Die Eingeborenen sehen wirklich authentisch aus, das Set macht Lust auf Urlaub, Rassimov spielt passabel und schönster Italo-Score dudelt im Hintergrund. Leider ist die Story dafür aber eben sehr dürftig und vor allem ziemlich unspannened, so dass der Film teilweise doch etwas langatmig ist.
Unter dem Strich bleibt aber doch ein halbwegs interessanter erster Kannibalenfilm, der zwar noch weit entfernt ist von der Brutalität und Boshaftigkeit späterer Genre-Schocker und mehr in Richtung Abenteuerfilm geht, aber für Exploitationfans zum Pflichtprogramm gehören sollte. Aufgrund doch einger Schwächen (vor allem auf Drehbuchebene) und dem unsäglichen Tiersnuff, aber insgesamt nur Mittelmaß. (5/10)