Review

Untergegangen in Ruinen

Rache, ist ein Gericht, was im Falle von Jeremy Saulniers "Blue Ruin" nicht nur am besten kalt, sondern vor allem extrem langsam serviert wird. Nachdem mich "Green Room" begeistern konnte, ließ ich es nicht lange auf mir sitzen, auch seinen Regiezweitling unter die Lupe zu nehmen - und auch der enttäuscht nicht! Wie konnte ich den so lange links liegen lassen... 

Die Geschichte über einen heruntergekommenen Außenseiter am Rande der Gesellschaft, der sich am frisch entlassenen Mörder seiner Eltern rächen will, bietet eigentlich alles, was man heutzutage so vergebens sucht, in einer Filmlandschaft voller mutloser Sequels & ohne originellen Ideen oder starker Atmosphäre. Saulnier greift auf weitgehend unbekannte Darsteller zurück, die das etwas andere Rachestück mit gehörig Emotionen, Leben & Glaubhaftigkeit bestücken. Doch selbst der ambivalente & extrem stark aufspielende Hauptdarsteller, Macon Blair, verblasst gegen den eigentlichen Star des Films: Saulnier selbst. Sein Stil, sein Mut, seine Brutalität , seine Direktheit & seine Coolness, schimmern in jeder Sekunde durch & er hat hier fast so etwas wie den harten, spirituellen "Blood Simple"-Nachfolger abgeliefert. Die Coens wären stolz, Tarantino würde Schmunzeln & es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis Saulnier selbst ein großer Name ist. Alle Grundlagen & die besten Voraussetzungen sind gegeben.

Mal ist "Blue Ruin" ironisch, mal eiskalt & mal sogar eine richtig traurige Spirale aus Rache & Gewalt mit unübersehbarer Message - das alles macht ihn zu einem Must-See für Genre-Fans, trotz ein paar Längen & benötigter Eingewöhnung für Stil & ungewohnt entschleunigtem Tempo. Gewalt wirkt hier nie cool, eher ekelhaft realistisch, Humor nie aufgesetzt, sondern gerade so auf der Grenze zur Realität/Absurdität. Die Charakter sind konfus, seltsam & alles andere als Helden, was sie gerade so besonders & einprägsam macht. Dazu einige wunderschöne Bilder & ein direkter, ruhiger, eindringlicher Style - fertig ist ein Thriller, der mit kaum etwas vergleichbar ist & von denen es nicht mehr viele gibt, geschweige man sucht unter den Neuerscheinungen. Her mit "Red..." oder "Yellow...", denn von dem Herrn kann man noch viel erwarten & er trifft genau meinen Geschmack!

Fazit: hart, erbarmungslos, stilvoll, hypnotisch langsam - Saulnier blickt in eine große Zukunft & "Blue Ruin" ist Rachekino mal anders!

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