Ausnahme- und Glücks-, aber ebenso Einzelfall mit entsprechend positiver und gleichzeitig negativer Bedeutung für den Stand des Phillipinischen Kinos; ein nach außen hin mit den Grundzügen eines Polizeithrillers umrandetes Drama, welches sich in mehrerlei Hinsicht und Perspektiven um die unterschiedlichen Verstrickungen und Formen der Macht dreht. Geschrieben, produziert und umgesetzt von Eric Matti, Jahrgang 1965, und zu Recht nicht nur innerlandes, sondern vor allem auch im westlichen Markt registriert und wertgeschätzt, stellt sich On the Job als ein Film mit sichtlich begütertem Talent gesegnet und so auch Sonderrecht in der sonstigen Kinolandschaft, nicht nur des Inselstaates der Republik der Philippinen, sondern auch an aktuell thematisch vergleichbaren Werken dar. Die Zeichnung einer Umwelt, in der einzig das professionelle Töten die Hoffnung auf ein besseres Leben, und der Gang der Gerechtigkeit nur die Illusion dessen bereithält:
Während eines von der Haftanstalt gedeckten und verschleierten, aber trotzdem illegalen 'Freigangs' töten der Erfahrene Attentäter Mario 'Tatang' Maghari [ Joel Torre ] und seine Rückendeckung Daniel Benitez [ Gerald Anderson ] einen Politiker in Quezon City. Die Ermittlungen übernehmen unabhängig voneinander der kleine Sergeant Joaquin Acosta [ Joey Marquez ] und der aufstrebende Francis Coronel, Jr. [ Piolo Pascual ], der von seinem Schwiegervater, Congressman Manrique [ Michael De Mesa ] gleichzeitig zwar gefördert, aber deswegen auch in der Schuld stehend und mehr oder weniger als Zuarbeiter und Ausputzer für die eigenen kleinen und größeren Sünden betrachtet wird. Als sich die Leichenberge häufen und die Korruption sich bis in die höchsten Kreise verstrickt, muss Francis sich für eine Seite entscheiden. Währenddessen wird Tatang auf Bewährung entlassen, was für ihn und seine bisherige Tätigkeit als Auftragskiller eigentlich nur negative Konsequenzen bringt.
"Nur eine Arbeit", "nur der Angestellte", der die Aufträge ausführt zu sein; so redet sich der ältere Insasse und bisherige Todesschütze gegenüber seinem Schützling heraus. Für ihn keine Ausflucht, keine Alibifunktion für seine Taten, sondern nur die Wahrheit und die Bestimmtheit des bisherigen und des folgenden Geschehens. Dass zwar ausführende, aber trotzdem in der Rangordnung unterste Glied der Kette zu sein, was für ihn Geschick und Fügung gleichzeitig bedeutet und momentan auch einziger Sinn des Lebens ist.
Jeweils das Gute wird hier im Schlechten gesucht, der kleine Funken einer Zukunft, des Glaubens, in dem eben nicht das unpersönliche und schnelle Töten, sondern die kurzen Pausen danach, die Auszeit vom Gefängnis und vom hit and run des 'Berufes' zählt. Beide Inhaftierte und sicherlich ebenso die Leute davor und danach haben ihren Angehörigen daheim Lügen über ihren Aufenthalt, Märchen von einem besseren Dasein, von einem Montagejob weit entfernt oder dem Einsatz als Soldat in Dubai und so ein wesentlich besseres Bild von ihnen gezeichnet und erzählt. Die Tatsachen sehen und wahrhaben möchte hier sowieso fast Niemand, will man den Dreck hier allerorten, ob nun von der zerfallenden und von Schmutz und Nässe aufgeschwemmten Architektur oder von der Habgier und Korruption und Unmenschlichkeit vergessen und ignorieren. Alle wissen Bescheid, aber keiner sagt etwas und keiner hat etwas gesehen.
Ein großes Slum, von der Oberfläche her schon, in der selbst das Krankenhaus voll mit zerrissenen Wänden und versifften, beengt zugestellten, ausgebleichten Fluren ist, von der Innenebene, der Seele der Gesellschaft dann noch viel mehr. Bestechung und der Kampf um den eigenen kleinen Gewinn und das eigene Glück und Wohlergehen ohne Rücksicht auf richtig und auf falsch zeichnet die detaillierte Handlung aus, die sich in einer ruhigen Schilderung erst von zwei Perspektiven und spät dann die Konfrontation ergeht. Lumet hat mehrfach und zu unterschiedlichen Jahrzehnten, auf jeweils eigens zeitgeschichtliche und trotzdem immer persönliche Weise davon berichtet, in Serpico (1973), in Prince of the City (1991) und im kleineren Bezuge in Q & A (1990), im Grunde noch später erneut mit Night Falls on Manhattan (1997), was in der ungeschönten Behandlung von Allmacht und Politik, Gesetzesmissbrauch und -ignoranz und dem Staat und seiner Exekutive als Bestandteil und Nutznießer des Übels hier erinnert wird und allgegenwärtige Relation, als Bestandsaufnahme gegenwärtiger und/oder kürzlich vergangener Zustände und Vorgänge. erhält.
Die Bilder übersichtlich und in der Tiefe reszent, die Kamera den zu Beobachten oftmals direkt auf den Fersen, durch die Verwicklungen der Geschichte und das genauso aufgebaute visuelle Gebäude mit vielerlei Ecken und Gängen und Treppen hinauf und hinab. Die Geschehnisse, gedämpft und gesättigt, werden weniger erklärt als vielmehr gezeigt, das Aktenstudium zwar betrieben, aber die entscheidenden Vorkommnisse reineweg auf den Straßen, in der Aktion, im Gewimmel von Metro Manila und so trotz einem ruhigen Aufbau ohne heischende Aufmerksamkeiten – wie noch Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger bei Pepe Marcos oder Augusto Salvador – auf schlanken Wege gemacht. Die Rolle von Politik und Militär, von Polizei und Strafvollzug ist permanent vorhanden, ohne dass sich die Organisationen selber in den Mittelpunkt der handelnden Figuren, sondern weiterhin die Individuen und ihr Kampf um Etwas und um Mehr in den Pegel von agiler Kamera und handbewegten Scheinwerfer drängen. Zudem darstellerisch auf den Punkt, was den mehrerlei Plansequenzen den letzten Schliff gibt und vorhandenes an Konventionalität das nötige Quäntchen an Spezialität.