„Mars-Häppchen"
Mars-Filme haben nicht ganz zu Unrecht einen miserablen Ruf. Vor allem das Millenium-Triple „Red Planet", „Mission to Mars" und „Ghosts of Mars" hat dafür gesorgt, das jeder halbwegs cinophile SciFi-Fan einen großen Bogen um den roten Planeten macht. Spätestens aber mit Disneys 2012-Megaflop „John Carter (of Mars)" hat man das Thema wohl auch bei den Major Studios für unbestimmte Zeit zu den Akten gelegt. Keine schlechte Phase also für den Low-Budget-Bereich.
Das dachte sich auch der irische Regiedebutant Ruairi Robinson und erfüllte sich den (Wunsch-)Traum eines Mars-Hybrids aus „Alien", „The Thing" und "28 Days later". Das klingt zunächst natürlich regelrecht grausig, nicht nur aufgrund des unumstrittenen Genreklassiker-Status der Vorbilder, sondern weil die qualitativ gescheiterten Plagiatsversuche inzwischen Legion sind. Zu verlieren gab´s aber eben deshalb praktisch nichts mehr und dementsprechend forsch geht Robinson dann auch zu Werke.
Die eigentliche Handlung bietet dabei noch die größte Angriffsfläche, denn von Originalität ist hier weit und breit keine Spur. Da entdeckt eine Gruppe Wissenschaftler ausgerechnet am letzten Tag ihrer halbjährigen Mission Leben auf dem Mars in Form von Bakterien, die sich dann - Überraschung! - als bösartig herausstellen. Tritt der Mensch mit ihnen in Kontakt, verwandelt er sich in ein Zombie-ähnliches Wesen mit außerordentlichen Kräften und nur einem Wunsch, nämlich möglichst viele neue Artgenossen zu erschaffen ...
Dieses Szenario ist im Science-Fiction-Horror-Subgenre natürlich mächtig breitgetreten, wird von Robinson aber genügend schnörkellos, temporeich und kompetent inszeniert, um einen soliden Grusel-Spannungs-Effekt zu erzielen. Hilfreich sind dabei auch die Hollywood-erfahrenen Routiniers Liev Schreiber (Vincent) und Elias Koteas (Captain Brunel), die ihren deutlichen Äquivalenten zu Ripley und Dallas („Alien") genug Glaubwürdigkeit und Präsenz verleihen, um den Film auch Figuren-technisch zusammen zu halten.
Dazu kommen Angesichts des geringen Budgets erstaunlich überzeugende Effekte, insbesondere die technische Ausrüstung und Forschungsstation des Teams sowie die Weltraumszenen betreffend. Schließlich hat man mit dem Drehort Jordanien eine Location gefunden, die den (inzwischen ja auch optisch bekannten) Bedingungen auf dem Mars entspricht und endlich einmal auf den unsäglichen Rotfilter verzichtet.
Fazit:
Trotz eines gewagt unoriginellen Story-Eintopfs aus „Alien", „The Thing" und „28 Days later" und dem „verrufenen" Mars-Setting, überzeugt die britische Low-Budget-Produktion mit einer im Verhältnis überaus beeindruckenden Optik und einer schnörkellos abgespulten Zehn-Kleine-Negerlein-Handlung. Für Genre-Fans als kleiner Appetizer nicht ungeeignet.