Hmm... Wie der Titel dieses Films ganz dezent andeutet, dachte ich beim Kauf dieses Streifens, dass die Geschichte irgendetwas mit der Entdeckung bzw. Suche nach der Nordwest-Passage zu tun hat. Vielleicht sogar mit der verschollenen Franklin-Expedition. Doch weit gefehlt: Der Begriff Nordwest-Passage fällt in diesem Film genau zweimal, nämlich dann, wenn sich einer der Protagonisten fragt, ob es denn wohl eine solche Nordwest-Passage geben könne. Das war's dann aber auch schon mit diesem Thema.
Inhalt:
Im Jahr 1759 kämpfen Engländer und Franzosen um die Vorherrschaft über die Wildnis Nordamerikas. Major Rogers (Spencer Tracy) führt eine militärische Trappereinheit, genannt "die Jäger", an und soll mit Hilfe einiger Indianer als Führer eine Strafexpedition gegen einen aufsässigen Indianerstamm durchführen, die eines der nördlichsten Forts der Briten überfallen und besetzt haben.
Auf dem Weg dorthin geht es zunächst mit Booten, dann über Land und durch Sümpfe durch die Wildnis, vorbei an feindlichen Franzosen. Die Strafexpedition wird ein voller Erfolg - alle feindlichen Indianer werden gnadenlos massakriert. Doch in dem zurückeroberten Fort finden sich keinerlei Vorräte, so dass den ausgemergelten Jägern nur noch eine Hoffnung bleibt: Proviant soll zu einem weiteren entlegenen Fort geschickt werden, das jedoch etliche Tagesmärsche entfernt liegt. Hunger und feindliche Indianer erwarten die Jäger auf ihrem letzten Weg.
Meinung:
Abgesehen davon, dass der Film aufgrund seines Titels (der übrigens auch im amerikanischen Original gleich lautet) eine Mogelpackung ist, stammt Nordwest-Passage aus dem Jahr 1940. Zu dieser Zeit ist man in Amerika anscheinend noch überaus naiv und ausschließlich patriotisch mit der eigenen Vergangenheit umgegangen. Die Indianer werden in diesem Film ausnahmslos als dümmliche, faule und unzuverlässige Gesellen dargestellt, die Weiße ohne ersichtlichen Grund skalpieren und töten. Entsprechend erbarmungs- und verantwortungslos geht man hier mit aller Macht gegen die "Rothäute" vor. Männer, Frauen und auch Kinder werden rücksichtslos (und oft sogar mit begeistertem Lächeln im Gesicht) zusammengetrieben und abgeschlachtet. Die eigene Rolle wird unreflektiert ausschließlich heroisch dargestellt.
Dazu bekommt man im gesamten Film nicht einen einzigen Franzosen zu Gesicht.
Eigentlich - einmal abgesehen von seiner mehr als fragwürdigen Botschaft und Moral - plätschert der ganze Film relativ belanglos vor sich hin. Feinde werden umgangen, ohne dass man je in eine brenzlige Situation käme, der Kampf gegen die Indianer zeitigt ganze drei Mann Verlust, der Nebendarsteller (Robert Young), mit dem die ganze Geschichte anfängt (und bei dem man sich die ganze Zeit über fragt, warum er überhaupt in der Geschichte vorkommt) erhält bei dieser Schlacht einen Bauchschuss, der ihn jedoch nicht davon abhält, nach einigen aufmunternden Worten gleich mal einen 15 Meilen dauernden Gewaltmarsch hinzulegen, und überhaupt versprüht der ganze Film diese glückselige Pseudo-Unschuld, an der auch Machwerke wie "Vom Winde verweht" seinerzeit gekrankt haben: Freudig singende (und immer dümmliche) Neger bei der Arbeit auf den Sklavenfeldern hier, faule und fiese Indianer und trink- und scherzfreudige Helden dort.
Spannung vermag eigentlich an keiner Stelle des Films aufzukommen. Die Schlacht gegen die aufständischen Indianer (die genaugenommen in einer Nacht- und Nebelaktion aus ihren Zelten ausgeräuchert und anschließend massenweise über den Haufen geschossen werden) ist die einzige Kampfszene im Film. Einen weiteren "überaus spannenden" Höhepunkt setzt die Durchquerung eines reißenden Stroms mittels einer Menschenkette, bei der es ebenfalls keinerlei Verluste oder Probleme gibt. Man erzählt zwar von der Bedrohung durch feindliche Indianer, zu sehen bekommt der Zuschauer allerdings keinen einzigen von ihnen. So besteht der halbe Film aus der Vorgeschichte (die zu der Haupthandlung kaum etwas beiträgt), die zweite Hälfte besteht nur noch aus einer langen Wanderung und dem überwiegend spannungsfreien Indianer-Massaker. Die Naturaufnahmen wechseln sich mit Studiolandschaften ab, so dass der Film leider auch hier nicht wirklich zu punkten vermag.
Auch ein letzter spannungsmäßiger Höhepunkt wird nach etwa 5 Minuten Filmzeit aufgelöst, da die Rettung bereits naht, noch während die Protagonisten zu verzweifeln beginnen.
Was man zudem in Nordwest-Passage lernen kann ist, dass der dicht bewaldete Norden Amerikas augenscheinlich eine tierfreie Zone ist, da die jagderfahrenen und bis an die Zähne bewaffneten Trapper eher verhungern, als auch nur ein einziges Stück Wild zu erlegen bzw. einmal ein paar nette Fische in einem der zahlreichen Seen und Flüsse zu fangen.
Für mich war der Film in mehrerer Hinsicht eine Entäuschung: Sowohl von der Story her, als auch von seinen blassen und hintergrundlosen Charakteren. Da hilft auch kein Spencer Tracy.
Und wie bereits gesagt: Die politische und moralische Aussage dieses Films sträubt dem Zuschauer heutzutage nur noch die Nackenhaare in die Senkrechte.