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Die Erfolgsgeschichte geht weiter: Nachdem die Bande um Dom (Vin Diesel) und Brian (Paul Walker) in Rio 100 Millionen Dollar erbeutet hat, wollen sich die Racer eigentlich zur Ruhe setzen. Doch Special Agent Hobbs (Dwayne Johnson) holt sie zurück auf die Straße: Eine brutale Racer-Gang stiehlt bei Autoüberfällen Bauteile für eine extrem gefährliche Waffe, die nicht in die falschen Hände geraten darf. Das würde Dom und Co. ja nicht wirklich interessieren, wäre da nicht ein Detail: Die totgeglaubte Letty (Michelle Rodriguez) gehört zu der Bande.

"Fast & Furious 6" nimmt endgültig Fahrt auf, um aus der losen Aneinanderreihung von Auto-Actionstreifen eine Saga mit epischem Hauch zu machen. So erzählt schon der Vorspann mal eben die gesamte Geschichte der Reihe in Szenenbildern nach, was auch dank des starken Hip-Hop-Soundtracks sehr cool daher kommt. Und mit den dramatischen Entwicklungen rund um Dom und Letty werden zahlreiche Bezüge zu den Vorgängerfilmen aufgegriffen. Auch wenn die einzelnen Filmstorys weiterhin papierdünn bleiben, entsteht so durchaus eine interessante Hintergrundgeschichte, die in einer Szene auch vom Bösewicht zusammengefasst wird: Ein Junge aus L.A. fängt an, DVD-Player zu stehlen und erbeutet am Ende 100 Millionen in Rio.

Über diese gelungenen inhaltlichen Querverbindungen hinaus bietet auch der sechste Teil der Endlos-Reihe die üblichen Erfolgszutaten: den Buddy-Humor der bunt zusammengewürfelten Truppe (auch wenn die Figuren stereotyp und vorhersehbar bleiben und so mancher Oneliner arg daneben geht), eine übersichtliche Story, die aber mit dramatischen Wendungen punktet, die starke Inszenierung und natürlich bombastische Actionsequenzen. Letzteres beeindruckt vor allem mit der genialen Panzer-Szene - sie dürfte zum Spektakulärsten und Gigantischsten gehören, was das Actionkino dieser Dekade zu bieten hatte. Auch das Finale rund um ein riesiges Transportflugzeug sorgt für enorme Schauwerte - Actionfans kommen hier definitiv auf ihre Kosten. Da kann man über etwas lahmere Sequenzen wie die unnötigen und auch eher durchschnittlich choreografierten Einzelkampfszenen hinwegsehen.

Die Inszenierung bleibt auf dem hohen Niveau des Vorgängers: Die Kameraführung ist stark und vermeidet es hier selbst in den rasantesten Actionszenen, in allzu hektische Bewegungen oder übertriebenes Schnitttempo zu entgleiten. Auch gibt es immer wieder sehr aufwendige Kamerafahrten, etwa entlang der Brücke, auf der der Kampf mit dem Panzer stattfindet - die Bildsprache ist immer wieder sehr beeindruckend. Der Soundtrack ist hip, wird mitunter wunderbar ironisch und treibt das Tempo des Films konsequent an.

Dennoch entstehen bei dem über zwei Stunden langen Streifen einige kurze Durchhänger. Das liegt vor allem an dem eher kläglichen Bemühen des Regisseurs Justin Lin, emotionale Szenen einzubauen. Diese geraten kitschig und pathetisch - das altbekannte Gerede über Familienzusammenhalt und Loyalität wirkt reichlich aufgesetzt und raubt der Geschichte unnötig Tempo. Dass auch wie üblich einige Handlungsdetails haarsträubend unglaubwürdig wirken und manch ein Stunt dann doch eher schlecht kompatibel mit physikalischem Grundlagenwissen auskommt, ist ein weiterer kleiner Wermutstropfen.

Dennoch ist auch der sechste Teil der Erfolgsreihe ein spektakulärer, rasanter Actionkracher, der mit irren Stuntideen, jeder Menge Tempo und einem trotz aller Klischees und Oberflächlichkeiten doch sympathischen Personal zu unterhalten weiß. Kurzweiliges Blockbusterkino at its best!

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