Ja es ist ja gut. Ich habe es verstanden. So wie die Filmreihe "Fast & Furious" sich seit Teil 4 von dem Bling-Bling und Tuning-Rumgepose verabschiedet hat, hat auch mein Hobby zum Tuning nachgelassen. Wobei ich noch heftigst die Vorgänger kritisierte und Teil 3 "Tokyo Drift" als guten Ableger sah (blingbling im Kopf), verstehe ich mittlerweile, für was man sich bei der Raser-Reihe entschieden hat: Gute Fahrer kämpfen gegen üble Menschen - und dies soll möglichst spektakulär aussehen, sich gegen jedes physikalische Gesetz wehren und einfach nur krachen und den Zuschauer unterhalten, bis der Notarzt kommt.
Und man kann sagen: Dieser aktuelle Teil hat in Sachen Action und visuellem Overkill noch ein Schippe im Vergleich zum Vorgänger draufgelegt.
Brian O'Connor (Paul Walker) ist mittlerweile mit Mia (Jordana Brewster) verheiratet und stolzer Vater von einem Baby. Während sich seine ganze Crew über alle Länder verteilt hat und dem Luxusleben nachfrönt, steht der Cop Luke Hobbs (Dwayne Johnson) vor der Haustür von Dominic Toretto (Vin Diesel) und überbringt ihm gute sowie schlechte Nachrichten: Letty (Michelle Rodriguez) ist doch nicht tot - nur arbeitet sie nun für den Söldner Owen Shaw ((Luke Evans)), dem lediglich noch ein Teil für eine "Technobombe" fehlt. Eine zusammengebaute Technobombe ermöglicht es, die Kommunikation von einen Staat für einen Tag komplett außer Gefecht zu setzen: Somit könnte das Leben von Millionen Menschen auf dem Spiel stehen. Dazu will es Hobbs nicht kommen lassen und braucht dafür Dome und sein ganzes Team, um dem Verbrecher das Handwerk zu legen...
Regisseur Justin Lin, der seit "Tokyo Drift" für diese Reihe auf dem Regiestuhl sitzt, weiß ganz genau, wie man immer noch einen drauflegen kann im Vergleich zum Vorgänger. Ich kann nur sagen: Die knapp zwei Stunden Laufzeit vergehen wie im Fluge, da sich Actionszene an Actionszene reiht. Neben den üblichen Nachtrennen, die auch hier wieder in einer Szene stattfinden, können wir spektakuläre Action mit Panzer und Flugzeugen sehen. Justin Lin scherrt sich dabei einen Dreck um Logik und Physik. Er versucht einfach, jede Actionszene spektakulärer aussehen zu lassen wie die vorrangegangene - und es gelingt ihm. Während den kurzen Atempausen, die man als Zuschauer spendiert bekommt, holpert die minimale Story (aber ganz ehrlich: wer braucht bei solch einem Film eine Story?) mit Wortwitz vor sich hin, kümmert sich natürlich um die Frage um Letty und ansonsten gibt es ein paar Fights, eine "Prison Break"-Szene und Ballereien mit Handwaffen.
Was Lin nicht so ganz gelingen will, ist eine gute Ballance zwischen dem ganzen Team. Es ist zwar schön, dass er den Schwerpunkt auf Dome und Letty gelegt hat, doch andere Charaktere bekommen dafür einfach zu wenig Spielzeit (Dwayne Johnson) oder spielen etwas Overacting (Ludacris und Tyrese Gibson). Auf der anderen Seite kann man aber auch sagen: Nun gut, geben wir dem Film eben 180 Minuten Laufzeit, dass sich ja kein Kritiker beschweren kann, wir hätten nicht genug Wert auf Story und Charaktere gelegt.
Ich sag eins: Darauf kann man einen großen Haufen legen.
Genießt einfach diesen rasanten Actionknaller mit eiskaltem Cola (damit das Hirn einfriert) und ergötzt euch an dem audiovisuellen Action-Overkill. Was wirklich gemein ist, ist lediglich die Tatsache, dass sich traditionell auch hier wieder ein lieb gewonnener Charakter aus dem "F&F"-Universum verabschieden muss. Doch um zu erfahren, wer mit dem getunten Glücksbärchi-Auto durch die Wolken driftet und rast, müsst ihr euch unbedingt diesen sechsten Teil geben.
Ich frage mich nur, wie der nächste Teil aussehen wird? Wird er im Weltall stattfinden? Denn hier nochmals einen draufzusetzen wird sehr schwer fallen. Lediglich in Sachen Blutgehalt könnte man den Film noch toppen - aber bei solch einer Action ist dies überhaupt nicht nötig.
9/10