Review

Zum Abschluss ihrer Cornetto-Trilogie huldigt das Gespann Frost/Pegg/Wright den Alien-Invasionsfilmen der 1950er-Jahre. Herausgekommen ist eine durchwachsene Buddy-Comedy, das sich nur leidlich mit dem einem unausgereiften Science-Fiction-Setting verbindet.

Kurz vor seinem 40 . Geburtstag reaktiviert Gary King (Simon Pegg) seine ehemaligen Jugendfreunde Andy (Nick Frost) Steven (Paddy Considine) Peter (Eddie Marsan) und Oliver (Martin Freeman). Gemeinsam wollen sie den Anfang der 1990er-Jahre gescheiterten Pub-Crawl von Newton Haven zu Ende bringen - 12 Biere in 12 unterschiedlichen Pubs. Als sie im Verlauf des Abends bemerken, dass Newton Haven von außerirdischen Invasoren übernommen wurde, gerät nicht nur der Pub-Crawl in Gefahr, auch ihre neu aufkeimende Freundschaft wird auf eine harte Probe gestellt.

„The World's End" ist einer der ganz wenigen Mainstream-Filme, der bei der professionellen Kritik zum Teil deutlich besser abschneidet, als beim normalen Publikum (siehe dazu imdb, moviepilot, rottentomatoes). Er verirrte sich sogar (vollkommen zu Unrecht) in manche Best-Of-2013-Listen. Grund dafür ist „Edgar Wright". Seit seinem wunderbaren Erstling „Shaun oft the Dead" (2004) genießt er bei deren Kritik quasi Narrenfreiheit, die gleichsam liebestoll über Schwächen generös hinwegschaut und gleichzeitig die positiven Aspekte künstlich überhöht. Das mag man naiv und unprofessionell finden, zeigt aber, dass Kritiker eben auch nur Menschen sind. Im Falle von „The World's Ende" (2013) sollte man sich eher am Bewertungsdurchschnitt der „normalen" Zuschauer orientieren und dann nochmal zwei drei Punkte und dann kommt man der Wahrheit recht nahe.

Das soll keinesfalls heißen, dass „The World's End" (2013) völlig missraten sei. Er ist vielmehr ein klassisches Beispiel für einen Film „mit gebrochenen Rücken", also einen Film, der irgendwann in der Mitte stark an Qualität einbüßt. Bei „The World's End" passiert das ziemlich genau an der Stelle, als zum ersten Mal die Aliens auf den Plan treten. Bis dahin etabliert Wright eine unterhaltsame, wenngleich wenig originelle Geschichte um eine Gruppe ehemaliger Jugendfreunde, die im Laufe eines Pub-Crawls ihre gemeinsamen Freundschaft wiederfinden, obwohl sie sich seit ihrer letzten Begegnung vor 20 Jahren in komplett unterschiedliche Richtungen entwickelt haben. Simon Pegg gibt hier den Prototypen des ewig gestrigen Loosers, der auch nach 20 Jahren in Andrew-Eldritch-Gedächnis-Outfit durch die Gegend marschiert und seine anfangs unwilligen Ex-Kumpels durch geschickte Manipulation zur gemeinsamen Zechtour überredet. Er ist hier quasi die britische Version des amerikanischen Schul-Quarterbacks, der es danach nie wieder zu etwas gebracht hat und seinem früheren Leben hinterhertrauert. Damit steht er im krassen Widerspruch zum bürgerlich angepassten Rest der Truppe, die sein enthemmtes Treiben auch entsprechend abfällig kommentiert. Leider geraten Charaktere und ihre Entwicklungen recht vorhersehbar. Natürlich wird der Abstinentler Andy Kneighly, dargestellt Nick Frost, seine Grundsätze irgendwann brechen und selbstverständlich steckt im jovialen Gary King in Wahrheit ein sentimentaler Kerl, der eigentlich nur Freunde sucht. Und was den großartigen Martin Freeman in seiner Rolle des aalglatten Immobilienmaklers Oliver Chamberlain gesehen hat, bleibt vollkommen schleierhaft. Er wirkt komplett blass, beliebig, besitzt keine Funktion für die Geschichte und -eigentlich am schlimmsten in einer Komödie- ist einfach nicht witzig. Auch hier ist der Film zwar alles andere als rund, es gibt einfach zu viele redundante, holzschnittartig und zum Teil unterentwickelte Charaktere - Aber der Film ist immerhin komisch.

Nach der besagten ersten Konfrontation zerbricht er dann allerdings schneller als die außerirdischen Invasoren in den endlosen und sich zudem ewig wiederholenden Kampfszenen. Wright vertraut hier allzu sehr auf die Wirkung der Special Effects und der Choreografie der Fights- seine Geschichte kommt hingegen fast vollständig zum Erliegen. Den filmischen Vorbildern wie „Kampf der Welten (1953), Invasion vom Mars (1953), „Die Dämonischen" (1956) aber auch „Sie leben!" (1988) wird zwar fleißig gehuldigt, aber Wright kann seine Pub-Crawl-Geschichte zu keinem Zeitpunkt mit dem Invasionsplot verquicken. Saufen gegen die Alieninvasion - so reizvoll der Grundgedanke ist, so unharmonisch wirkt das Endresultat. Zudem werden bis zum Ende einige Schlüsselfragen nicht befriedigend beantwortet. Weshalb wollen sie unbedingt das Pup-crawl zu Ende bringen, statt einfach zu flüchten und warum sind die Außerirdischen mal freundlich und mal feindselig?
Fast scheint es, dass Wright sie immer so einsetzt, wie es für die Geschichte am günstigsten ist, eine plausible Motivation hinter ihrem Verhalten bleibt der Film jedenfalls schuldig. Zudem sind sie mit ihrer zerbrechlichen Äußeren auch alles eine eher lächerliche Bedrohung, so dass entsprechende Höhepunkte wirkungslos verpuffen. All das führt dazu, dass sich der Film in der gesamten zweiten Hälfte zunehmend zäh anfühlt. Exemplarisch mag hier auch das finale Rededuell zwischen den Protagonisten und Invasoren stehen. Sie gerät so lang, repetitiv, dass Bilbo Beutlins endloses Gespräch mit Smaug in „Hobbit 2" (2013) im direkten Vergleich wie Hyperventilieren ausnimmt.

Fans des Gespann Frost/Pegg/Wright werden auch mit „The World‘s End" ihren Spaß haben. Objektiv gesehen liefern die Drei ausgerechnet zum Abschluss den schwächsten Beitrag zu ihrer Cornetto-Trilogie ab. Eindimensionale Charaktere und ein unausgegorener Plot führen spätesten ab der Hälfte des Films zu zahlreichen Hängern.

Daran werde ich mich erinnern: Die seltsamen Schaufensterpuppen-Aliens

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