Im Jahr 2000 versuchte sich John Singleton an einer Neuinterpretation von „Shaft“, doch oft vernachlässigt der Film hartes Copfilm-Feeling zugunsten von maßlos überzogener Coolness.
Schon der Auftakt von maßlosem Unrealismus gekennzeichnet und dient nur als Plattform für den ultracoolen Cop John Shaft (Samuel L. Jackson). Der rassistische Millionärssohn Walter Wade (Christian Bale) beleidigt einen Schwarzen in einer Bar, als der einmal Kontra gibt ist Wade direkt so sauer, dass er ihm vor der Tür den Schädel einschlägt. Weiß auch jeder in dem Laden, trotzdem gibt’s nur eine Augenzeugin, die Bardame Diane Palmieri (Toni Collette). Der geht total die Muffe, obwohl Wade kein Gangster ist. Der Mörder reißt selbst vor den Cops noch rassistische Sprüche und kriegt von Shaft dann erstmal kräftig was in die Fresse. Willkommen in John Singletons Wiewunderland, daneben ist jeder Seagalreißer Realismus pur.
Doch Wade fliegt nach von Vati gestellter Kaution in die Schweiz, wobei Shaft noch die Mutti des Getöteten im Gerichtssaal ganz herzig umarmt. Dann vergehen zwei Jahre, Shaft mischt inzwischen bei der Drogenfahndung mit und veranstaltet bei einer Razzia erstmal einen Wettbewerb im Posen mit dem Drogenboss Peoples Hernandez (Jeffrey Wright). Shaft gewinnt, indem er Peoples unter fadenscheiniger Begründung einsperren lässt, aber dieses Klischee macht den mit Stereotypen echt überfrachteten Film dann auch nicht mehr schlimmer.
Zur gleichen Zeit kommt Wade vom Skitrip zurück und wird von Shaft direkt eingebuchtet, damit die Verhandlung weitergehen kann. Doch im Knast laufen sich Wade und Peoples über den Weg und schmieden gemeinsame Pläne…
Das Highlight von Singletons mäßiger Neuauflage ist sicherlich Samuel L. Jackson. Er spielt Shaft nicht nur, er ist Shaft: Locker, lässig, doch in den richtigen Momenten aufbrausend, wenn er rassistische Kollegen als Nazis mit Polizeimarke beschimpft. Christian Bale als eiskalter Yuppie ist auch gut, Vanessa Williams ebenfalls, aber total unterbeschäftigt. Busta Rhymes nervt etwas, aber es gibt schlimmere Rapper beim Film und Jeffrey Wright als Fiesling Nummer zwei ist auch OK. Eine Nebenrolle als Shafts Onkel hat Richard Roundtree, der Hauptdarsteller aus den Originalen.
Wie schon die Vorgänger thematisiert auch dieser „Shaft“ Rassismus, den es auch heutzutage noch gibt – allerdings tut „Shaft“ so, als hätte sich seit den 70ern kaum etwas geändert und so wird man mit Klischees überschüttet, z.B. wenn der weiße Richter Wade Kaution einräumt und alle Anwesenden im Gerichtssaal (natürlich alle schwarz) zum lauten Volksprotest anhebt. Dazwischen noch Shaft, der die Mutter des Getöteten bei jeder Gelegenheit umarmt und derartiger Kitsch (vor allem die letzten Minuten sind Kitsch pur). Unglaubwürdig, aber verzeihlich sind die Klischees, die an die guten alten Actionfilme der 80er erinnern: Shaft benimmt sich auch ohne Polizeimarke wie die Axt im Walde, muss aber kein Verfahren fürchten, und im Showdown kriegt keiner von den Guten etwas ab, wenn Shaft nur mit einer Standardpistole ganze Horden Widersacher über den Haufen schickt, die nicht nur in der Mehrzahl, sondern auch besser bewaffnet (Uzi, Schrotflinte, Zimmer-FLAK usw.) sind.
Leider ist die Action sehr dünn gesät, nur zweimal geht es rund: Bei der Schießerei am Haus und im Finale, das aus einem netten Shoot-Out mit anschließender Verfolgungsjagd besteht. Doch obwohl die Action zu kurz und zu wenig ist, so kann man Singleton immerhin inszenatorisch keinen Vorwurf machen: Das Geballer macht Laune, die Stunts (überschlagendes Auto und dergleichen) sehen recht spektakulär aus.
Die eigentliche Krux bei „Shaft“ liegt jedoch beim Plot. Optisch kommt Singletons Film hübsch rüber, doch die inhaltliche Leere kann es kaum verdecken. Shaft stellt kaum vernünftige Ermittlungen an und verschwendet seine Zeit oft mit prolligen Aktionen (einen Kleindealer verprügeln, nur weil eine Mutter ihn darum bittet – wäre ja noch schöner, wenn bewiesen werden müsste, dass der Typ Dreck am Stecken hat). Wirklich ermitteln braucht er nicht, ein einziges Mal greift er aktiv ein (Raub des Geldes), ansonsten muss er nur warten, bis fast die gesamte Gegnerschar zum Finale aufläuft und sich abknallen lässt.
Das Remake von „Shaft“ ist sicherlich passable Unterhaltung dank der guten Umsetzung, zwei netter Actionszenen und eines unglaublich coolen Samuel L. Jackson, doch die kitschige Ansammlung von Klischees und der spannungsarme Plot verhindern den Aufstieg zu echter Größe.