Review

"Brüderlichkeit und Ehre existieren in unserer Welt nicht mehr"

...oder doch? .....oder doch nicht?!
Achtung vor dem Alter, Loyalität, Treue, Ehre und Mannhaftigkeit, egal, denn Inhaltlich erzählt "A Better Tomorrow" von genau diesen Werten, welche, vor allem bei den Chinesen, ein wichtiger Bestandteil ihrer Kultur sind.

Hong Kong in den 80er Jahren. Big Brother Ho (Ti Lung) ist die Rechte Hand vom Syndikat-Oberboss Yu, auf den Punkt gebracht "Er ist ein Gangster". Dies konnte er bisher vor seinem kleinen Bruder Kit (Leslie Cheung), einen ehrgeizigen Polizeischüler, der bald seinen Dienst antreten können wird, verheimlichen. Auf Drängen ihres Vaters will er seine Gangsterkarriere an den Nagel hängen und ehrlich werden, bevor Kit von den kriminellen Machenschaften Wind bekommt. Der Auftrag eine Ladung Falschgeld nach Taiwan zu bringen soll endgültig sein letzter sein. Also machen sich Ho, sein Blutsbruder und bester Freund Mark Lee (Chow Yun Fat), sowie der insgeheim, vom Oberboss Yu, zum Nachfolger auserkorene Shing (Waise Lee) auf den Weg nach Taiwan. Dort angekommen müssen sie feststellen das nicht immer alles genau nach Plan läuft, weshalb Ho auch im Gefängnis landet. Mark, der den Verrat förmlich riecht, tritt für Ho höchstpersönlich den Rachefeldzug an und metzelt in einem beispiellosen One-Man VS. Bad Guy's-Massaker alle Verräter nieder. Die Tatsache dass er dabei selbst zum Krüppel wird muss er schmerzlich, aber nicht unbefriedigt, erfahren. Dafür stirbt Kit und Ho's Vater durch die Hand der Taiwanesen, spätestens diese Tatsache sowie die Kenntnis von Ho's Gangsterleben sind für Kit Grund genug seinem Bruder die Freundschaft zu kündigen.

"Kommt Zeit, kommt Rat......"

Nach 3 Jahren Knast wird Ho freigelassen. Doch sein Vorsatz, von nun an ein Leben als braver Bürger zu führen, ist leichter gesagt als getan, denn was er vorfindet sind a) ein ihn Hassender Bruder, welcher aufgrund krimineller Verwandtschaft ---> sprich Ho, keine Karriere bei der Polizei machen kann und dessen ständigen Repressalien alles andere als förderlich dafür sind ein neues Leben zu beginnen, b) Mark, einem Krüppel der heruntergekommen ist, zum Handlanger von c) Shing, welcher natürlich zum neuen und vor allem ehrlosen Oberboss avancierte und der keinen Moment unversucht lässt Ho zu überreden in die alte Gang wieder einzusteigen. Dies alles erträgt Ho, jede Demütigung oder Quälerei steckt er ein und doch läuft alles auf die eine Aussage hinaus...

..."Ich werde sie alle umbringen"

...und genau das wird er
Dass er dabei nicht ganz allein dasteht dafür sorgen sein immer wieder auf ihn einredender Freund Mark sowie sein langsam zur Vernunft kommender Bruder Kit.

Meilenstein, Klassiker und Kultfilm sind treffende Worte um "A Better Tomorrow" zu beschreiben und sie sollten jede(n) Leser(in) dieser Zeilen zwingen sich diesen wahrhaft packenden und maßstabsetztenden Film anzuschauen. ABT ist zuallererst ein Männerfilm, denn er schickt den Zuschauer auf einen Macho-Trip aus Blei und Blut, sowie Verrat und Vergeltung samt Heldentod. Hier wird der Verstoß gegen den Kodex der Ritterlichkeit nicht ungesühnt bleiben, außerdem wird es in solch einer Welt weder Gewinner noch Verlierer geben, dass war früher schon so und das wird auch MORGEN noch so sein. Dann ist ABT natürlich auch ein/der Action-Film, welcher das Genre revolutionierte und viele gute und schlechte Plagiate nach sich zog. Alles hier ist ein bisschen übertriebener dargestellt worden, da wäre z.B. die explizite Darstellung von Gewalt mit der Regisseur John Woo die unsichtbare und weit reichende Macht der Unterwelt im Allgemeinen visualisieren wollte. Aus diesem Grund ist es nicht weiter verwunderlich dass sämtliche Charaktere irgendwann einmal die Bekanntschaft mit einer oder -John Woo-Typischer- mehreren Kugeln machen dürfen, dass diese selbstverständlich Blutspritzende Fleischwunden hinterlassen und sogar dem Hauptcharakter/Darsteller Mark Lee/Chow Yun Fat einen der Höhepunkte des Filmes widmen, "KUGELTWIST"!!!, ist nur logisch. Beidhändiges schießen, das Gesicht wegen etlicher Körpereinschüsse schmerzverzehrt, eine meterlange Blutspur hinter sich herziehend und doch aufrecht stehend, dass sind die Helden aus diesem John Woo-Film und trotz alledem sind sie so verletzlich und emotional charakterisiert. Würde die ganze Action fehlen, man hätte immer noch ein hervorragendes Drama. Mal im Ernst z.B. die Szene als sich Ho und Mark nach 3 Jahren das erste mal wieder in die Arme fallen ist so ergreifend gespielt und gefilmt das man sich gar nicht gegen ein paar Tränen erwehren kann.

Zu guter letzt sei noch die sehr stilistische Inszenierung erwähnt, nicht nur das die Darsteller beidhändig Faustfeuerwaffen-, Pumpgun-, und Uzischießend agieren, nein das ganze wurde auch noch sehr effektvoll in Szene gesetzt, hier wird in Zeitlupe nachgeladen, geschossen und gestorben. John Woo choreographierte seine Todesorgien fast schon Comicartig und viele Kritiker vergleichen diese auch, aufgrund ihres Schauwertes, mit Ballettänzen. Nicht zu vergessen der Kleidungsstil, lange Mäntel die genug Stoff bieten um darunter viele Waffen zu verstecken, eine Sonnenbrille und natürlich die Zigarette oder einen Zahnstocher im Mundwinkel, sind einfach nur Cool und deshalb wird dies auch exzessiv zur Schau gestellt. Auch der Kontrast in der ganzen Umgebung, egal ob ein langer Flur oder ein Büro stets sind die Räumlichkeiten in einem Lichtdurchflutetem Weiß gehalten um so eine ungemütliche Kälte, und nur so nebenbei einen hervorragenden farblichen Untergrund, für das Rot umherspritzende Blut, zu bieten.
Ich könnte hier noch so einiges zum Film sagen, aber da ja jeder Zuschauer die eine oder andere Szene vollkommen anders interpretieren kann wie ich macht dies nicht soviel Sinn. Fakt sein dürfte das dieser Meilenstein von einen John Woo-Film ein "Muss" für jeden Filmfan ist und auch sein sollte. Hier braucht man kein ganzer/harter Kerl sein, sondern hier sind Tränen erlaubt.

Wahre Freundschaft gibt's nur unter Männer!

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