„Kindsköpfe“ war bei der Kritik mehr als ungeliebt, spielte aber mehr als das Dreifache seiner Kosten allein im Kino ein – kein Wunder, dass Adam Sandler und seine Produktionsfirma Happy Madison drei Jahre später das Sequel „Kindsköpfe 2“ nachschoben.
Allerdings hatte sich der populäre Komiker in dieser Zeit nach einer Phase als netter Familienclown (siehe auch „Bedtime Stories“ oder „Meine erfundene Frau“) mit Werken wie „Jack und Jill“ und „Der Chaos-Dad“ wieder mehr in Richtung Gross-Out-Humor bewegt, was auch „Kindsköpfe 2“ schon in der Eingangssequenz unterstreicht: Ein Hirsch stürmt das Haus des ehemaligen Hollywood-Agenten Lenny Feder (Adam Sandler), richtet Verwüstung an, pinkelt auf Familienmitglieder und kann nur mit dem Stoffaffen von Tochter Becky (Alexys Nycole Sanchez) abgelenkt werden. Damit ist die humoristische Fahrtrichtung inklusive Bruch mit der harmlosen Ausrichtung des Erstlings gegeben.
Was allerdings geblieben ist, ist das vollkommene Fehlen eines klassischen Plots. Einer der fünf Kindsköpfe aus dem Original ist unerklärt abwesend, die anderen sind noch da. Neben Lenny, der mit der Familie zurück in seine Heimatstadt zu den alten Schulfreunden zog, sind da noch Eric Lamonsoff (Kevin James) und Kurt McKenzie (Chris Rock), ebenso brave Familienväter wie Lenny, und der ewige Junggeselle und Dauersingle Marcus Higgins (David Spade), der allerdings in diesem Film erfährt, dass er bei seinen zahlreichen amourösen Abenteuern doch irgendwann einmal ein Kind in die Welt gesetzt hat, das jetzt zu einem stattlichen jungen Mann gewachsen ist, der ungefähr zwei Köpfe größer als sein Daddy ist: Braden (Alexander Ludwig). Damit ist zumindest eines der Hauptthemen abgesteckt, nämlich Väter und Söhne – auch die junge Generation darf erste Erfahrungen mit Liebe, Partys und Selbstbehauptung machen, allerdings in erster Linie in ein paar Wegwerfszenen, den auch im Sequel sind die Familien bloß bessere Anhängsel.
So läuft der Film dann auf eine große Eighties-Mottoparty im Hause der Feders hinaus, zwischendurch stellt man sich wahlweise alten Schul-Bullys wie Tommy Cavanaugh (‘Stone Cold‘ Steve Austin) oder bekommt Stress mit aggressiven Frat Boys…
In „Kindsköpfe 2“ soll es mal wieder um die kleinen und großen Lebenskrisen der Männer mittleren Alters gehen, wobei – ähnlich wie bei Teil eins – kaum richtiger Konflikt besteht und die meisten eh in Rekordzeit aufgelöst sind. Eric geht gern heimlich zu Muttern, um sich dort von vorn bis hinten bedienen zu lassen, will seiner Frau Sally (Maria Bello) nicht davon erzählen. Was für ein Dilemma. Am schwersten trifft es da noch Marcus, der aber dann doch auf eine gerissene Idee kommt, wie er eine Verbindung zu dem aggressiv-mürrischen Muskelhörnchen von Sohnemann aufbaut: Einfach mal ernst mit ihm reden. Crazy Shit, da wäre niemand sonst drauf gekommen. Und der Zwist mit den Verbindungsstudenten löst sich dann in einer großen Massenschlägerei auf, die pädagogisch zwar weit weniger wertvoll als manche andere im Film propagierte Problemlösung ist, aber immerhin auf brachiale Weise ungezwungen und anarchisch, zumal hier so gut wie alle Figuren des Films mitmischen.
Von seinen Fans wird Adam Sandler gern zum großen Humanisten der Mainstreamkomödie (v)erklärt und man kann auch in „Kindsköpfe 2“ in Ansätzen sehen warum, etwa wenn auch unter der Fassade des Schlägertypen Tommy ein Mann steckt, der weiß, wie viel einem Vater seine Kinder bedeuten. Doch für einen humanistischen Film sind die Streiche von Lenny und Co. schon reichlich niederträchtig: Den nicht ganz stabilen und zugedröhnten Busfahrer Nick Hilliard (Nick Swardson) hängen sie kopfüber in seinem Vehikel auf und als der Bewusstlose während der Fahrt runterfällt, lassen sie ihn auch mehrfach gegen die Wände titschen. Damit fährt „Kindsköpfe 2“ jene seltsame Mischung aus Familienwerten und Bosheit auf, die schon „Jack und Jill“ zu so einem seltsamen, wenig homogenen Film machte.
Aber eine Komödie kann ja auch ohne große Botschaft und ohne großen Plot auskommen – nur lustig muss sie sein. Doch auch da hat „Kindsköpfe 2“ wenig zu bieten. Der Pinkelhirsch tritt gleich mehrfach auf, für Körperflüssigkeiten sorgen weitere Gags wie Kotzerei nach einer Irrfahrt in einem rollenden Riesenreifen. Bis zum Erbrechen werden auch die Runnings Gags todgenudelt, die allerdings schon meist beim ersten Mal nicht witzig sind: Eine alte Flamme Lennys glaubt gegen jeden Beweis, dass er immer noch auf sie steht, Allesrammler Marcus hat nicht nur eine Bodybuilderinnen-Liebschaft am Start, deren Muskeln mehrfach ins Kameralicht gezerrt werden, sondern hat es *höhöhö* auch mal mit unansehnlichen Pizzabotin getrieben, Frat Boy Andy (Taylor Lautner) stellt dauernd seine körperliche Fitness unter Beweis usw. Hin und wieder sitzt ein Gag in einer absurden Art, etwa die Sippe von Malcolm Flazoo (Tim Meadows), deren Mitglieder – egal ob männlich oder weiblich – sich durch eine Knollennase, eine Pläte und „Whaaat?“-Ausrufe auszeichnen. Die hohe Schule der Komik ist das nicht, ganz lacherfrei ist „Kindsköpfe 2“ nicht.
Erstaunlich ist allerdings mal wieder wer da alles mitmacht. Adam Sandler und seine Standardcrew aus Kevin James, David Spade und Chris Rock sind natürlich dabei und blödeln sich routiniert durch ein gagarmes Script, während Salma Hayek, Maria Bello und Maya Rudolph die adretten Frauen geben, die ihre Kindsköpfe im Zaum halten. Mit Nick Swardson als Ersatz für Rob Schneider ist ein weiter Sandler-Regular am Start, auch Steve Buscemi hatte schon vorher mehrfach mit dem Komiker gearbeitet. Doch das ist nicht alles. Als männliche Cheerleader beim Autowaschen schauen diverse SNL-Komiker (darunter das Lonely-Island-Trio) vorbei, Jon Lovitz ist als schräger Hausmeister am Start, Shaquille O’Neal macht sich in einer Rolle als begrenzt kompetenter Polizist zum Affen, Steve Austin präsentiert eine Comedy-Version seines Schläger-Images aus Wrestling- und Actionfilmen, unter den Frat Boys sind bekannte Gesichter wie Milo Ventimiglia, Taylor Lautner und Arnie-Sohn Patrick Schwarzenegger usw. Doch eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und eine Parade an Stars noch keinen guten Film.
Also fast alles wie beim Vorgänger: Unter der Regie von Sandler-Hausregisseur Dennis Dugan kalauern sich der Erfolgskomiker und seine Stammcrew durch einen plotbefreiten Film ohne echte Konflikte, ohne jedoch die simulierte Lebensnähe zu erreichen, und sonderlich hoch ist die Trefferquote der Gags nicht. Hier mit mehr Gross-Out als im Erstling, dafür mit mehr Gaststars – ergo ein ähnliches Niveau wie bei „Kindsköpfe“, vielleicht noch ein wenig schwächer.