"The Night of the living Zombie-Ameisen?"
Zwei Herzen schlagen in der Brust eines (Zombie-) Filmfreundes bezüglich WORLD WAR Z. Zum einen überzeugt das schnelle Tempo mit dem es gleich losgeht, die meisten Effekte und die recht aufwendige und actionreiche Umsetzung die keine Längen aufkommen lässt. Zum anderen ist WORLD WAR Z ein absolut massenkompatibles und irgendwie für einen Zombiefilm blutleeres Familiendrama im Blockbustergewand mit viel Getöse im Sinne von "Zombies meets INDEPENDANCE DAY". Entscheide Du selbst was für Dich überwiegt. Funktioniert die Kombination von Brad Pitt und einem Zombiefilm? Zumindest ein Rekord ist WORLD WAR Z schon mal sicher, er ist mit über 200 Mio. Produktionskosten der teuerste Zombiefilm aller Zeiten!
Interessanterweise ist es für einige der erste Zombiefilm den sie jemals (im Kino) gesehen haben. Aufgrund dieses angestrebten Publikums gibt es deutliche Kompromisse in Richtung "Gewaltdarstellung" und einer massenkompatiblen begleitenden Rahmenhandlung rund um die Familie von Brad Pitt welche von vorneherein klar waren, und über die sich jetzt natürlich viel zu einfach wie ein Rezensions-Zombie herfallen lässt. Für mich persönlich hat das letzte Drittel mit viel Spannung und guten Effekten und handgemachten Masken eine Menge gut gemacht, was durch die Wackelkamera getriebene und rein effektorientierte Zombiewuselei in der ersten Hälfte verspielt wurde.
Wäre es bis zum Ende so weiter gegangen wäre der Eindruck entstanden der gute Brad Bitt hätte sich mal eben in einen RESIDENT EVIL Teil verirrt. Zombieaction nur aus einer Kameratotalen funktioniert nicht. Um einen nachhaltigen Horroreindruck zu vermitteln muss auch mal mit den Fleischfressern Auge in Auge gekämpft werden. Zum Glück schafft WORLD WAR Z später diese Intensität umzusetzen. WORLD WAR Z besteht somit aus 3 Teilen und auf Handlungsdetails wird aus Spoilergründen nicht eingegangen: Es gibt grob gesagt "Die Dokumentation der Zombieapokalypse", die "weltweite Suche nach dem Virus" sowie "den Showdown im Gebäude der Weltgesundheitsorganisation (WHO)".
Sehr positiv ist der schnelle Beginn zu werten und zum Glück müssen wir keine 30 Minuten Vorgeschichte von Brad und seiner Familie ertragen. Schon nach 3 Minuten beginnen die panikartigen Szenen für die WORLD WAR Z in ersten Hälfte Punkte sammelt, weil diese mit dem deftigen Budget und in der sehr detailliert ausgeführten Form durchaus eine gewisse Bereicherung für das Genre darstellen. Die Zombies scheinen wilder und schneller denn je und entstammen vor allem der Generation der "Schnellläufer" wie wir sie in 28 DAYS/WEEKS LATER oder auch im DAWN OF THE DEAD Remake erlebt haben. Die Masken, Verletzungen und Detailaufnahmen der Fleischfresser sind allesamt hochwertig umgesetzt und hier gibt es keine Beanstandungen.
Die andernorts geäußerte Kritik die Zombies würden quietschen wie Nager oder komisch mit den Zähnen klappern sehe ich nicht so streng. Durch die in ca. 12 Sekunden im Film dokumentierte Verwandlung gibt es viele Ähnlichkeiten mit wilden Raubtieren die entsprechende Geräusche machen können. Die Zombie-Massenszenen sind sehr gut gelungen und wurden bisher im Genre noch nicht in dieser Weise so aufwendig präsentiert. Die in den Totalen ameisenähnlich erscheinenden quirligen Zombiefreunde, die ohne Rücksicht auf Verluste quasi eine neue Einheit bilden und als permanent übereinanderherkrabelndes schwarmähnliches Kollektiv alles bedrohen was ihnen im Weg steht sind schon eine optische Augenweide die ihre indirekte Wirkung nicht verfehlt. Auch wenn ein wirklich bedrohliche Stimmung dabei nicht entsteht. Die Ameisenanalogie wird auch gekonnt schon im Vorspann von WORLD WAR Z selbst geliefert.
Übertrieben ist meines Erachtens der anfänglich extensive Einsatz der Wackelkamera, die zusammen mit dem nicht störenden aber unnötigen 3D dafür sorgen, dass man einige Kämpfe und Einzelheiten im Dunkeln nicht wirklich im Detail mitbekommt. 3D kommt meist dann zum Tragen wenn Partikel in der Luft herumschwirren oder mal hier und da einem ein explodierendes Teil entgegenfliegt. Der Film hat in den USA ein PG-13 Rating bekommen was für eine natürliche Begrenzung der zeigbaren Gewalt gesorgt hat. Allerdings löst WORLD WAR Z diese Beschränkung recht kreativ und subjektiv hat man durch die oft sehr schnellen und brutalen Zerstörungsorgien schon den Eindruck, dass es recht gewaltsam zugeht. Dies wurde in Deutschland mit einer FSK 16 umgesetzt die ausnahmsweise mal in Ordnung geht. Ein US R-Rated hätte uns sicher noch viel mehr Spaß gemacht, aber das war von der Vermarktung her nie vorgesehen.
Ein Zombiefilm muss - bis auf erlaubte Ausnahmen in den alltime classics – rocken und auch explizite Szenen mit den fleischgeilen Fressern enthalten, für tiefsinnige Dialoge oder komplexe dramenartige Szenarien sind sie nur selten zu gebrauchen. Sicherlich sind die Zombies in den anfänglichen Massenszenen trotz des rein optischen Reizes sehr austauschbar und könnten auch sonstige Monster, Infizierte, oder einfach nur wilde Tiere sein. Wie erwähnt wurde dieser Stil zum Glück nicht durchgehalten sonst verbliebe einfach nur der Eindruck eines zweistündigen Ballerspiels welches den Zuschauer vom flotten Anfang bis zum einfallslosen Ende kalt lässt. Auch wenn das Ende erneut dem weiter oben genannten breiteren Blockbuster-Publikum geschuldet ist, kann man WORLD WAR Z als Genrefan einen veritablen Unterhaltungswert nicht völlig absprechen.
Es lassen sich bei genauerer Betrachtung eine Reihe Gründe finden den Film niedrig zu bewerten welche ich nicht wiederholen möchte. Schauspielerisch gibt es die erste Reihe mit Brad Pitt als Gerry Lande der ordentlich performed, aber auch austauschbar ist und jeder Hollywood A bis B-Film Actionheld (Jason Statham, Bruce Willis, Mark Wahlberg, Tom Cruise, Dwayne Johnson ;-)) hätte diese Rolle ähnlich ausfüllen können. In der zweiten Reihe kommt niemand so richtig zur Geltung, weder der junge Virusexperte noch die zeitweise als guter Pitt-Sidekick aufgebaute schwerverletzte Soldatin. Auch seine Frau Karen Lane (Mireille Enos) muss nicht wirklich mehr tun als sich immer um ihren Mann und die Kinder sorgen.
Das zum Thema Brad Pitt und ein Zombiefilm. Neben den 200 Mio. Dollar Budget allein für den Film kann man noch das Geld für eingesetzte 3-D-Techniken und Marketing einrechnen und so schätzen Brancheninsider das Gesamtbudget auf rund 400 Millionen US-Dollar. Unglaublich, aber wahr und das sieht man dem Film nicht einmal in allen Szenen und in der 3D Umsetzung an. Für die Rechte an dem auf dem Film basierenden Roman von Max Brooks (Sohn von Mel Brooks!) soll Brad Pitt nur eine Million gezahlt haben. Brooks Buch basiert wiederum auf Vorlagen anderer früherer Autoren und beginnt im Gegensatz zum Film ca. 10 Jahre nach der Apokalypse in Form von Interviews und Berichten von Augenzeugen.
Mir fallen auf Anhieb eine ganze Reihe logischer Probleme von WORLD WAR Z ein die hier ohne Spoiler nicht aufzuführen sind. Da der Film auch sehr von der Auflösung lebt will ich dies hier auch nicht tun. Der Kompromiss zwischen verstörender Apokalypse und heldenhaftem Hollywoodpathos ist aus Sicht eines eingefleischten Zombiefans sicher weitestgehend nicht gelungen. Setzt man allerdings die klischeegetränkte Blockbusterbrille auf sind die 2 Stunden Actiongewitter doch recht unterhaltsam gewesen. Riesige Produktionsprobleme in Malta und auf dem roten Platz in Moskau sorgten dafür, das WORLD WAR Z erst 5 Jahre nach dem Erwerb der Rechte am Buch von Brooks umgesetzt wurde. Regisseur Marc Foster hat sich schon einen veritablen Namen gemacht mit Filmen wie STAY, SCHRÄGER ALS FICTION und vor allem dem Bond-Spektakel EIN QUANTUM TROST. Mit WORLD WAR Z hat er sich rein von seinem Markwert her ganz klar nach oben empfohlen.
6,5/10 Zombiegebissen....äh,....Punkten