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Nach etwa zwei Dritteln des Films - Gerry Lane (Brad Pitt) ist es endlich gelungen zu einer Forschungsstation der Weltgesundheitsorganisation in Wales zu gelangen - kommt es zu einem Dialog zwischen ihm und dem Leiter des Instituts (Pierfrancesco Favino). Lane, der seine Frau Karin (Mireille Enos) und seine beiden Töchter auf einem Flugzeugträger zurücklassen musste, um nach der Ursache des Virus zu suchen, der die gesamte Weltbevölkerung in Zombies zu verwandeln droht, beschreibt seine Sorge um seine Familie. Und stellt seinem Gegenüber, nachdem dieser Anteilnahme daran zeigte, die obligatorische Frage, ob er selbst eine Familie hätte. Als dieser verneint, lässt Lane die gewohnte Bandbreite des Familienvaters auf ihn los, um zu verdeutlichen, dass er sich seine Anteilnahme sonstwohin stecken kann. Worauf der Forscher erwähnt, dass er seinen Sohn und seine Frau gerade in Rom verloren hätte, was wiederum Lane in Entschuldigungsgestammel verfallen lässt.

Wenigen wird dieser so unglaubwürdige, wie im Gesamtkontext unwichtige Dialog in Erinnerung bleiben, aber er steht signifikant für einen Film, der Realität und Schrecken predigt, tatsächlich aber nur familiengerecht aufbereitete Action bietet. Welcher Vater, dessen Frau und Sohn erst vor kurzem von dem Virus in Zombies verwandelt wurden, würde auf die Frage, ob er eine Familie hat, mit einem einfachen "Nein" antworten? - Keiner, aber die so künstlich aufgebauschten Emotionen sollen einem Film Tiefe verleihen, dem es keinen Moment gelingt, die hier geschilderte reale Gefahr - die Zombies stehen stellvertretend für die Übertragung von Krankheiten - erlebbar werden zu lassen. Es ist legitim, dass sich die Drehbuchautoren im Gegensatz zur Buchvorlage auf einen Charakter konzentrierten, der zudem als ehemaliger UN-Spezialist prädestiniert dafür ist, weltweit nach dem Grund für den Ausbruch der Epidemie zu suchen. Doch darüber hinaus haben sie sich nichts einfallen lassen, sondern erzählen nur die typische Abenteuerstory vom Einzelkämpfer, der jedesmal in letzter Sekunde aus einer gefährlichen Situation entkommen kann.

Um diesen Eindruck noch zu forcieren, scheuen sich die Macher um Regisseur Marc Forster, dessen James Bond-Film "Ein Quantum Trost" gegen "World War Z" von realistischem Zuschnitt war, auch nicht vor billigsten Storywendungen. Auf seiner Suche nach den Ursachen gerät Lane nach Jerusalem, das schon frühzeitig eine hohe Mauer um die Stadt zog, um sich gegen die Angriffe der Infizierten zu schützen. Die Erklärung dafür ist nachvollziehbar, nicht aber, dass es den Zombies ausgerechnet in dem Moment gelingt, über die Mauer zu klettern, als Lane seit zehn Minuten in Jerusalem weilt. Wofür laufen tausende Soldaten durch die Gegend, wenn Niemand die Mauer bewacht und warum kamen die Zombies in den vergangenen Wochen nicht schon früher auf diese wenig originelle Idee - oder gibt es in Jerusalem sonst nie singende Menschen?

Dass "World War Z" explizite Gewaltdarstellungen vermied, ist nachvollziehbar, da der Film kein Horror-Film werden sollte, sondern sich als Warnung vor den Auswirkungen einer Pandemie versteht - dank einer Freigabe ab 12 Jahre für ein großes Publikum geeignet. Doch die warnenden Worte, die Brad Pitt dem Zuschauer am Ende aus dem Off noch mitgibt, wirken wie Heuchelei, angesichts eines Films, der jede Zwiespältigkeit und echte Konfrontation meidet. Während der Anfangssequenz besteht noch kurz die Hoffnung, das "World War Z" über den üblichen Katastrophen-Blockbuster hinaus kommen könnte, aber nachdem die einzige neben Lanes Familie relevante Figur die Gefahren überlebte, wird deutlich, dass hier nur verzichtbare Akteure zum Zombie werden. Allein, dass der Junge, der gerade seine Eltern verlor, sofort zum funktionierenden Familienmitglied der heilen Lane-Familie wird ("Pass auf die Frauen auf, Partner!"), lässt die Oberflächlichkeit der Charakterzeichnungen deutlich werden.

Es war aus Sicht der Macher offensichtlich genug, dass Brad Pitt den Helden und treusorgenden Familienvater verkörperte, um auf tiefer gehende Charakterisierungen zu verzichten. Pitt mit schicker Matte, der den Film fast vollständig trägt, ist entsprechend überfordert, denn seine coole, stoische Art reicht zwar für die Action, aber Emotionen wie Verzweiflung angesichts der Milliarden Toten (die sich hauptsächlich in wachsenden roten Streifen auf diversen Bildschirmen manifestieren) oder Angst um seine Familie nimmt man ihm nicht ab. Sämtliche anderen Protagonisten kommen über klischeehafte Abziehbilder und Stichwortgeber nicht hinaus - Moritz Bleibtreu als deutscher Exportdarsteller sondert nur wenige unerhebliche Zwischenkommentare ab - und die israelische Soldatin Segen (Daniella Kertesz) als seine spätere Begleiterin, ist in ihrer unrealistischen Gestaltung eine geradezu peinliche Anbiederung an ein möglichst großes Publikum.

"World War Z" klingt nach Ende der Menschheit, nach großer Katastrophe und Horror-Szenario - herausgekommen ist eine biedere vorhersehbare Abenteuerstory mit familientauglicher Spannung, ohne Witz, echte Emotionen oder originelle Charaktere, dafür dank Block-Buster-Brimborium schön den Weltuntergang bebildernd und ein wenig Betroffenheit heuchelnd - aber hauptsache in (konvertiertem) 3D (3/10).

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