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Die Geschichte der Menschheit in ferner Zukunft die durchs All treibt und der unfallbedingte Absturz von General Cypher Raige (Will Smith) und seines Sohns Kitai (Jaden Smith) auf die Erde, die ein gefährlicher Ort geworden ist und wie die beiden sich dort durchschlagen, ist zunächst einmal ein klassisches Science-Fiction Szenario aus dem bei entsprechenden Budget sich viel machen ließe. Das Budget von über 100 Mio. Dollar war da, aber AFTER EARTH macht daraus eine mit schönen Bildern garnierte Familiengeschichte mit einem lapidaren Vater-Sohn-Konflikt.

Der Mehrwert dieses recht glattgebügelten Mainstream-Werkes für die Science-Fiction Welt ist sehr überschaubar. Man sollte fair sein, der Film war von Anfang an als dramaorientierter Blockbuster konzipiert und hat nie behauptet ein Meilenstein im Science-Fiction- oder Action-Sektor zu werden. Deswegen ist die Verteilung von emotionalen Szenen und Action so wie sie zu sehen war. Im Ende ist das zentrale Thema der Generationenkonflikt und es gibt eben keine parallelen Geschichte oder Figuren die von dieser Einfachheit der Filmbotschaft ablenken könnten.

Auch die Reduzierung auf die Vater-Sohn-Konstellation ist recht einfach gehalten. Selbst charakterlich komplexere Elemente in einer potentiellen Auflehnung gegen den Vater werden bis auf eine Ausnahme vermieden. Somit sitzt AFTER EARTH trotz einer optisch sehr verheißungsvollen Vorgeschichte ein wenig zwischen allen Stühlen von Blockbuster, Actionfilm, ernsthaften Genre-Beitrag und anspruchsvollem Beziehungsdrama und diese Unentschiedenheit bzw. der Versuch es möglichst vielen Zuschauern recht zu machen sorgt dafür, dass der Film bei nicht allzu vielen so richtig gut einschlägt. Die Idee eine tatsächliche Vater-Sohn-Konstellation in den Film aufzunehmen ist natürlich mehr als gelungen.

Jaden Smith macht seine Sache nicht schlecht, verfügt aber noch nicht über genug Ausstrahlung und Erfahrung dauer- und glaubhaft die nötigen Emotionen zu übertragen. In einigen Szenen wirkt er etwas hilflos unter Nutzung des familiären geprägten Dackelblicks oder gar leicht lächerlich ernsthaft. In den Kampfszenen macht er durchweg eine gute Figur. Allerdings gab der Trailer vor, dass es ein actionreiches Spektakel würde, der Film allerdings verwendet sehr viel Zeit für die charakterliche Beschreibung der intimen Vater-Sohn-Dynamik mit viel Dialoganteil im Rahmen der Anweisungen des Vaters an den Sohn und einigen unvermeidbaren Klischees.

Die langen Dialogszenen erfolgen vor allem am Anfang recht zurückhaltend und wirken fast gespenstig und kammerspielartig ruhig und seltsam künstlich, es gibt kaum unterstützenden Musikeinsatz und in den ersten 20 Minuten kommen sogar schon Längen auf und auch später wirken manche Szenen befremdlich und in die Länge gezogen. Auch im weiteren Verlauf wirken die Instruktionen des Vaters sehr monoton und manchmal quälend zäh, wobei die Rolle von Will Smith schon recht bewusst auf diese straighte Coolness getrimmt ist. Die CGI-Effekte sind gut, aber so richtig Action kommt erst nach ca. 60 Minuten auf und bis dahin gibt es außer ein paar Affen nicht viel zu vermelden.

Es kommt auch keine richtige Bedrohung auf und die eigentlich angestrebte "Echtheit" der Tiere lässt zu wünschen übrig. Zudem hätte es auch etwas gefährlichere Tiere und kreativere Mutationen geben können und deshalb kann AFTER EARTH auch hier nicht punkten. Einzig das Ursa-Alien-Insekt überzeugt, aber es es hat zu wenig Screentime und kommt zu spät. Die an anderen Orten genannten Beispiele dafür, dass AFTER EARTH voller Scientology-Elemente, Symbolen und Parallelen sein soll halte ich für die üblichen Verschwörungstheorien. Dazu gehört unter anderem das Thema der Angst geäußert in dem Zitat "Gefahr ist die Realität…Angst ist eine Entscheidung".

Aber auch in jedem anderen Film oder Genre würden sich Beispiele für zur Scientology Theorie passende Symbole oder Zitate finden lassen, die so gedeutet werden könnten. Regisseur M.Night Shyamalan, der aktuell aufgrund seiner letzten Filme relativ stark unter einem regelrechten Bashing seine Person betreffend leidet, hat nach dem Mega-Erfolg THE SIXTH SENSE immer stückweise abgebaut, auch wenn man wie ich seinem Hang zur Mystik folgen konnte, und der Tiefpunkt war DIE LEGENDE VON AANG. AFTER EARTH ist trotz der genanten Schwächen und einiger Logiklöcher zumindest besser als dieser.

Die Dynamik des Generationskonfliktes, das Thema der Entfremdung von Familienmitgliedern und das potentielle wieder zueinanderfinden während einer extremen Trennung, ist eine recht überschaubare Parabel die nicht den gesamten Aufwand des Films rechtfertigt. Und der Film riecht geradezu nach einer Auftragsproduktion an den Regisseur  Shyamalan und von seinen sonst gelebten Stärken der Innovation, Eigenständigkeit, Komplexität der Story oder dem spirituell geprägten Überraschungsfaktor her, ist bei dieser doch sehr auf Mainstream gebügelten Vater-Sohn-Geschichte nicht mehr viel zu spüren. Aber sie ist als Science-Fiction Fan optisch etwas zu lecker um sie komplett bewertungstechnisch abzustrafen.

4,5/10 Punkten

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