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"Ist da irgendwas, was sie für ihre Familie nicht tun würden?"

Eine Routinemission auf dem Planeten Nibiru läuft aus dem Ruder, als der erste Offizier Spock (Zachary Quinto) in einem Vulkan festhängt. James Tiberius Kirk (Chris Pine) veranlasst seine Rettung, obwohl dadurch die USS Enterprise für eine niedrig entwickelte Rasse sichtbar wird. Das hat Folgen, denn die erste Direktive der Sternenflotte untersagt jegliche Einmischung in die Entwicklung niedrig entwickelter Völker. Daher entzieht ihm sein Vorgesetzter Christopher Pike (Bruce Greenwood) das Kommando über die Enterprise und degradiert ihn. Ein verheerender Terroranschlag in London lässt den Verstoß aber schnell in den Hintergrund treten. Der einstige Sternenflotten-Offizier John Harrison (Benedict Cumberbatch) sorgt nicht nur dort für Chaos. Auch in der folgenden Versammlung zahlreicher Captains und erster Offiziere hinterlässt sein Anschlag ein verwüstetes Abbild, obwohl Kirk ihn zu einem Rückzug zum Planeten Kronos zwingen kann. Dies stellt dann auch ein Problem dar, denn Kronos liegt in klingonischem Territorium, mit dem sich die Sternenflotte in Kriegszustand befindet.

Vier Jahre sind vergangen seitdem Regisseur J.J. Abrams ("Lost", "Fringe", "Super 8") das Star Trek-Franchise wiederbelebte. Der schlicht benannte Film sorgte nicht nur durch seine Modernisierung und die phänomenale Technik für Furore. Auch die von vorn erzählte Geschichte der originalen Besatzung und die enorme Ähnlichkeit der Charaktere kamen bei Fans sowie einem Massenpublikum gut an. Somit war es nur eine Frage der Zeit, wann eine Fortsetzung das Licht der Welt erblickt.
Auch der Nachfolger ist überaus eigensinnig und bricht mit zahlreichen Konventionen der "Star Trek"-Reihe. Das Sequel büßt einen ordentlichen Schuss der Leichtigkeit und der grundoptimistischen Abenteuerlust. "Star Trek Into Darkness" mangelt es an der außerirdischen Komponente und ist vielmehr futuristisches Terror-Drama.

Die erzählte Geschichte ist sehr schlicht. Die Enterprise verfolgt überwiegend seinen überlegenen Gegenspieler und gerät von einer Ausnahmesituation zur nächsten. Manchmal hat man dabei das Gefühl, einer Aufzählung von Ereignissen zu Folgen. Der Science-Fiction-Film wird zwar zu keinem Zeitpunkt langweilig, richtig mitreißen kann er aber erst in der zweiten Hälfte.
Spätestens dort werden für Kenner die Querverweise zu "Star Trek II: Der Zorn des Khan" offensichtlich. Zahlreich bedient sich "Star Trek Into Darkness" an dem äquivalent erfolgenden Film. Einige erfolgende Situationen sind dadurch dann auch vorhersehbar. Und gerade das Ende erfolgt etwas arg perfekt konstruiert.

Eine Schwäche von "Star Trek" war sein oberflächlicher Widersacher. Der Nachfolger enthält einen Gegenspieler, der in jederlei Hinsicht Beachtung bekommt und geht mit ihm so heftig auf Konfiktkurs, dass die Leinwand bebt.
Abseits dessen entwickeln sich die Charaktere weiter. Besonders die holprige Annäherung zwischen Kirk und Spock wird fokussiert. Die anderen Figuren dienen eher dazu, den augenzwinkernden Witz zu erzeugen. Nicht immer mit Erfolg, da der Humor hin und wieder einen Tick überzogen wirkt.

"Star Trek Into Darkness" ist Bombast-Kino. Die Action fällt vielfältig und wuchtig aus. Häufig wechselt der Film nach einer ruhigen Sequenz direkt zu einer actionreichen. Ungewohnt ist dabei die angewandte Härte.
Audiovisuell garantiert der Film ein spektakuläres Feuerwerk. Groß, weitsichtig und geradezu monumental hämmert die Bilderflut auf das Publikum ein. Teils so stark, dass man sich erdrückt fühlt. Dazu untermauert der orchestrale Soundtrack die dichte Atmosphäre.
Über die 3D-Effekte dagegen Bedarf es nur weniger Worte. Das Bilder wirken dezent unscharf und die Dreidimensionalität ist zu Beginn zwar gelungen, weiterführend aber kaum wahrnehmbar.

Geradezu beängstigend ist die Mimik von Benedict Cumberbatch ("Sherlock", "Gefährten"). Der charismatische Brite setzt seine unwiderstehliche Exzentrik ein, um aus seiner Figur einen überhöhten Superbösewicht zu machen. Dadurch bekommen die angesprochenen moralischen Untertöne eine ganz andere Dringlichkeit, zumal Cumberbatch seiner Figur noch einen Hauch von Bodenhaftung lässt und sie dadurch umso bedrohlicher macht.
Neben ihm sind Chris Pine ("Das gibt Ärger"), Zachary Quinto und Zoë Saldaña ("Colombiana") zwar solide, jedoch nicht annähernd so emotional wirksam in ihrer Schauspielkunst. Karl Urban ("Dredd"), Anton Yelchin ("Terminator: Die Erlösung"), Simon Pegg sowie Alice Eve ("The Raven") wirken eingespielt, sind allerdings nur Randerscheinungen.

"Star Trek Into Darkness" ist so modern und so gewaltig wie krachendes Blockbusterkino nur sein kann. Der düstere Science-Fiction-Actioner überzeugt als sehr eigenständiger zweiter Film und beeindruckt mit flottem Tempo sowie überwältigenden Schauwerten. Problem dabei wird die inhaltliche Komponente, die sicher nicht die hohen Erwartungen befriedigen wird. Auch werden Kenner der Filmreihe die zahlreichen Verweise zwar wiedererkennen, jedoch von den Wendungen nur wenig überrascht sein. Knappe ...

9 / 10

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