Review

Achtung! Review enthält dezente Spoiler!


Wer kennt dieses Gefühl nicht? Man geht ins Kino, guckt einen Film und ist unfassbar in Diesem gefangen. Die Zeit nebenher vergeht wie im Flug, 2 1/2 Stunden kommen einem vor wie 1 Stunde. Man ist sich sicher, dass man es hier mit einem Meisterwerk zu tun hat, einem Spektakel, Welches man so schnell nicht vergessen wird. Doch dann kommen die letzten 15 Minuten und hauen in eine solch hässliche Kerbe, dass man völlig unerwartet leicht enttäuscht den Kinosaal verlässt. Lässt man diesen Film dann nach einigen Stunden Revue passieren, überwiegt letztendlich doch das Gute, auch wenn der große Ausrutscher am Ende des Films haften bleibt. Genauso erging es mir mit dem neuen Star Trek Film, "Star Trek Into Darkness". 4 Jahre nach dem Reboot, welches mich damals komplett begeistert hat, da ich noch nie ein so respektvolles Reboot gesehen habe, startet nun der zweite Teil der Reihe, in der wir den jungen Kirk mit seiner Crew in einer alternativen Zeitlinie begleiten. Wie schon der erste Teil, so wird auch Stark Trek Into Darkness polarisieren. Die einen werden ihn hassen, die anderen werden diesen Film verehren und dabei ist es völlig unabhängig, ob man Trekkie ist oder nicht, denn eines hat auch der zweite Teil wieder : Einen wahnsinnigen Respekt gegenüber der alten Saga. Dennoch drückt J.J. Abrams, der hier erneut Regie führt, seinen eigenen Stempel auf und liefert uns erneut bildgewaltige Action in traumhaften Bildern. Abgerundet wird das Ganze noch durch einen Schurken, der für mich den bisher besten Star Trek Schurken der gesamten Saga darstellt. Und ich konnte es gar nicht fassen, aber dieser Film lohnt sich tatsächlich in 3D! Und das obwohl ich ganz klar gegen 3D bin.

Kirk und seine Crew kehren von einer schwierigen Mission zurück, bei der Spock beinahe sein Leben gelassen hat. Kirk hat zudem erneut gegen Vorschriften verstoßen und muss sich dafür verantworten, da Spock in seiner Loyalität gegenüber der Sternenflotte gepetzt hat. Kirk wird zum ersten Offizier unter Captain Pike degradiert und soll einen rätselhaften Selbstmord in London im Rat der Sternenflotte aufklären. Dabei kommen sie dem mysteriösen John Harrison auf die Spur, der kein Unbekannter für die Sternenflotte zu sein scheint. Doch wie aus dem Nichts taucht Harrison auf und attackiert den Rat. Kirk hat nach diesem Angriff nur noch eins im Kopf : Rache. Zusammen mit seiner Crew bekommt er sogar grünes Licht, Harrison aufzuspüren und ihn zu eliminieren. Die Spur führt sie bis nach Kronos, dem Heimatplaneten der Klingonen.

Inhaltlich hat man hier zu 95% absolut alles richtig gemacht. Gleich zu Beginn sehen wir eine spannende und sehr humorvolle Hetzjagd, bei der es gleich witzige Wortgefechte zwischen Kirk und Bones, aber auch zwischen Kirk und Spock zu bestaunen gibt. Doch auch außerhalb der Action - und Verfolgungsszenen macht dieser Film einfach alles richtig. Spannung ist von der ersten Minute vorhanden und sofort bekommt man das tolle Feeling aus dem Vorgänger. Doch sobald der Schurke Harrison auftaucht dreht der Film erst richtig auf und liefert uns eine atemberaubende Actionszene nach der anderen, die ich selten so gut in einem Star Trek Film gesehen habe. Die Effekte wurden nochmal ein Stück weit verbessert und liefern sogar in 3D ein einzigartiges Vergnügen. "Star Trek Into Darkness" ist deutlich düsterer und ernster als sein Vorgänger und hat auch wesentlich mehr parallelen zur alten Kirk-Saga. Eingefleischte Trekkies werden sicherlich noch mehr Anspielungen finden, doch auch ich, als Nicht-Trekkie, konnte viele Andeutungen auf die alten Kinofilme entdecken und sei es nur, der Name einer ganz bestimmten weiblichen Person. Der große Twist kommt ungefähr in der Mitte und er lässt bestimmte Charaktere urplötzlich in einem völlig anderen Licht dastehen. Ein weiteres großes Highlight sind die Dialoge zwischen Harrison und Kirk, die sehr verdeutlichen, was für ein gefährlicher Gegner dieser Harrison ist. Doch leider kann "Star Trek Into Darkness" diesen permanenten Glanz nicht bis zum Ende hin beibehalten. Gegen Ende wird uns eine unglaublich emotionale Szene geliefert, die mir sogar feuchte Augen bereitet hat. Es herrschte eine totale Gänsehaut Atmosphäre, doch leider leider zerstört man diese dramatische Szene innerhalb weniger Minuten komplett. Das ist ein Punkt, den ich grundsätzlich bei Filmen nicht ausstehen kann, erst wird uns Dramatik pur geliefert, nur um sie dann wenige Sekunden später völlig nichtig zu machen. Zudem ist der Endkampf gegen Harrison völlig lieblos inszeniert worden und fand nicht das spektakuläre Ende, welches es eigentlich verdient hätte.

Alle bekannten Gesichter aus dem Vorgänger sind auch hier wieder zu sehen, inkl. einem tollen Cameo-Auftritt eines alten Uhrgesteins. Fast jeder Schauspieler verkörpert seine Rolle wieder absolut perfekt und an kaum einer Person hatte ich etwas zu bemängeln. Chris Pine ist auch hier wieder ein traumhaft rebellischer Kirk, der besonders in Kombination mit Zachary Quinto als Spock glänzt. Natürlich macht auch Quinto als Spock wieder eine unglaublich starke Figur und zollt dieser legendären Figur unglaublich viel Respekt. Der fantastische Simon Pegg darf erneut in die Rolle von Scotty schlüpfen und sorgt, wie sollte es auch anders sein, für die witzigsten Moment in "Star Trek Into Darkness". Karl Urban als Bones (in deutsch : Pille) kommt hier zwar ein klein wenig zu kurz, kann aber in seinen Auftritten voll und ganz überzeugen, obwohl er lange nicht den Charme des alten McCoys erreichen kann. Auch Zoe Saldana als Uhura hat nicht ganz so eine starke Präsenz wie im ersten Reboot-Teil, doch das gleiche Problem hatte ich mit Uhura schon in den alten Kirk-Filmen. Anfangs hatte ich auch große Schwierigkeiten mit Carol Marcus, die hier von Alice Eve verkörpert wird. Sie wirkte auf mich anfangs künstlich hinein gepresst, nur um eine weibliche Persönlichkeit für Kirk zu haben, doch nach ein wenig Recherche stellte ich fest, dass auch diese Figur eine Hommage an die alten Teile ist. Anton Ylechin spielt erneut Chekov und ist ebenfalls ein echter Genuss, zumal sein traumhafter Akzent sehr stark an den alten Chekov erinnert, der in der alten Saga zu meinen Lieblingscharakteren gehörte. Auch Peter Weller, vielen vielleicht noch bekannt als RoboCop, hat hier einen nicht unbedeutenden Auftritt und zeigt erneut, dass er für solche Rollen einfach gemacht ist. Interessant ist hierbei, dass Weller schon mal mit Star Trek zu tun hatte, denn er spielte bereits in der Serie eine interessante Rolle. Doch der größte Juwel in diesem Film ist eindeutig Benedict Cumberbatch als Harrison, der einfach mal jeden anderen, ebenfalls starken, Akteur an die Wand spielt. Gerade wegen ihm ist es wichtig, den Film im Originalton zu sehen, denn dieser Mann hat eine traumhafte Stimme, die mich jedes mal aufs Neuste verzaubert. Zwar kann ich nicht ganz verstehen, wieso schon so viele Fans eine Oscar-Nominierung fordern, denn so viel gibt die Rolle leider nicht her, doch soll das nicht an dem Gesamtbild dieses großartigen Schauspielers rütteln. Cumberbatch liefert den besten Star Trek Schurken, den ich jemals gesehen habe und ich hoffe, dass dieser Film ein riesen Sprungbrett für weitere atemberaubende Rollen für ihn ist.

Dieser Film ist aus meiner Sicht für jeden SciFi Fan absolut empfehlenswert, auch wenn viele eingefleischte Trekkies sicherlich viel zu nörgeln haben werden. Ich selbst erhielt nur vom Ende einen kleinen Dämpfer und ich fragte mich anschließend, wieso dieser großartige Film solch eine Schmach nötig hatte. Alles in Allem bleibt "Star Trek Into Darkness" ein absolut packendes SciFi Abenteuer, welches man auf keinen Fall im Kino verpassen sollte.



Fazit : Brillante Action, traumhafte Darsteller und ein Benedict Cumberbatch in Topform. So sieht für mich ein gelungenes und würdevolles Reboot aus und ich freue mich jetzt schon auf den dritten Teil. Das Ende ist zwar enttäuschend, aber verschmerzbar.


8,5/10

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