Kinder wie die Zeit vergeht. Eben noch war ein gewisser Ronan Keating mit der Gruppe Boyzone als Boygroup-Barde unterwegs und nur ein paar Jahre später spielt seine Tochter Missy die Hauptrolle in einem überaus düsterem Psycho-Drama.
Autorin und Regisseurin Marina de Van mischt darüber hinaus deutliche Vorbilder wie „Carrie“, „Feuerteufel“ und „Kinder des Zorns“ hinein, was über weite Teile erstaunlich gut funktioniert.
Nachdem die elfjährige Niamh (Keating) als einzige einen Terrorakt im Elternhaus überlebt, kommt das Mädchen vorübergehend bei der befreundeten Familie Galin unter. Doch auch hier lassen die Probleme nicht lange auf sich warten, denn familiäre Ungerechtigkeiten kann Niamh zum Tod nicht ausstehen…
Niamh ist ein irischer Vorname, der wie „Neve“ ausgesprochen wird. Jenes Mädchen weist zahlreiche Parallelen zu bekannten Vorbildern auf, da sie sich sozial komplett abgrenzt, selten spricht und mit der Zeit die eigenen Fähigkeiten entdeckt und einzusetzen weiß. Telekinese im weitesten Sinne, wie die ersten acht Minuten eindrucksvoll zeigen, als das Elternhaus eine Art brutales Eigenleben aufnimmt.
Die düstere Farbgebung (vieles wirkt beinahe wie eine graue Einheit) und der zurückhaltende, nicht selten disharmonisch klingende Score verstärken rasch eine beklemmende Grundstimmung, die sich um die Hauptfigur ausbreitet. Einziger Lichtblick ist die schwangere Schulpsychologin Tanya, die leider ohne Pointe aus dem Geschehen verschwindet.
Nicht das einzige Element, welches unzureichend angegangen oder nur schwach ausgearbeitet erscheint.
Denn bei aller Sensibilität um das Kernthema geht de Van die Geschichte phasenweise zu sehr mit dem Holzhammer an, um kurz darauf mit viel Symbolik nur noch anzudeuten, anstatt auszuformulieren. Mal wird eine prügelnde Mutter regelrecht exekutiert, wiederum bleiben Fragen um eine verstorbene Tochter beinahe unbeantwortet und werfen weitere Fragen auf. In einigen Punkten verschenkt die Erzählung Potential, woraufhin die Chose gegen Finale zwar konsequent, jedoch auch interpretationswürdig erscheint.
Zuweilen kommen die pädagogischen Fehltritte etwas zu überzeichnet daher, anderweitig befeuern sie die Unberechenbarkeit des Kindes, welches von Missy Keating überzeugend verkörpert wird. Handwerklich ist kaum etwas anzukreiden, die Effekte können sich in jeder Hinsicht sehen lassen und für eine FSK16 wird erstaunlich viel und phasenweise recht graphisch geblutet und gestorben. Ein reines Horrorszenario mit Poltergeistelementen sollte man jedoch nicht erwarten, aber zumindest lohnt es sich, zwischen den manchmal etwas unausgegoren vorgetragenen Zeilen zu lesen.
Knapp
6 von 10