Variationen von „Saw“ erscheinen nach wie vor regelmäßig, doch das Konzept geht nur selten auf, wenn es um maximal drei Personen geht und bis zum Ende nicht klar wird, wer im Hintergrund die Fäden zieht und was damit bezweckt werden soll. Und gerade weil nur so wenige Figuren im Fokus stehen, fallen etwaige Logiklöcher umso eklatanter ins Gewicht.
Jack und Kate sind erst seit kurzem verheiratet, doch eines Tages erwachen sie getrennt voneinander in isolierten Räumen mit einem Minimum an Gegenständen. Kurz darauf erscheinen Projektionsflächen mit diversen heimlich aufgezeichneten Videos und eine Schaltfläche mit Ja und Nein Knöpfen. Nach und nach wird aufgedeckt, dass jeder so seine Leiche im Keller hat und der Preis für einige Geheimnisse verdammt hoch sein kann…
Wer nun die große Foltershow mit bitteren Sanktionen bei falschen Antworten erwartet, dürfte heftig enttäuscht werden, denn die einzige Härte ist, als Jack für eine Weile nicht mehr seine Beine bewegen kann und beide nach einiger Zeit reichlich ausgezerrt wirken.
Dabei beginnt das Frage – und Antwortspiel recht viel versprechend, da man bereits einige düstere Geheimnisse erwartet, jedoch neugierig auf konkrete Vergehen ist.
Doch leider mündet alles in therapeutischem Kitsch, der seiner stets wiederholten Maxime „Liebe ist die Wahrheit“ folgt.
Den passabel aufspielenden Mimen John Brotherton und noch mehr Ellen Hollman ist es zu verdanken, dass die Chose nicht ins Absurde abdriftet und das Interesse bei den Figuren haften bleibt. Natürlich geht jemand der beiden fremd, es steht eine Schwangerschaft im Raum und Geld ist auch stets ein Grund für Differenzen in einer Beziehung. Ab Mitte gesellt sich noch eine dritte Person zum Geschehen, welches ab da in Sachen Dramaturgie merklich bergab geht.
Spätestens als eine Frau und ein Mann per Lautsprecher in die Konversation einsteigen, ist es mit der Logik völlig dahin. Motivationen drehen sich binnen weniger Momente um 180 Grad und diverse Beweggründe werden von einer zur anderen Minute nichtig. Hinzu kommen die Unwahrscheinlichkeiten, an allen erdenklichen Orten Kameras geheim zu installieren, sei es beim Therapeuten, im Diner oder beim Zwiegespräch auf einer einsamen nächtlichen Nebenstraße.
Schlimmer ist jedoch der Kitsch, der einem nach ohnehin nicht sonderlich packenden Minuten final um die Ohren geklatscht wird. Denn leichtes Giftgas, kurzer Schlafentzug oder phasenweise Dunkelheit bieten kaum etwas, um den verwöhnten Horrorfreund mitfiebern zu lassen. Zwar machen sich der Vitaminmangel und die unzureichende Flüssigkeitszufuhr sichtlich bemerkbar, doch darüber hinaus fallen die wenigen Sanktionen beinahe lächerlich aus. Nach geraumer Zeit schwindet das anfängliche Interesse und die Spannung lässt merklich nach, selbst für den Showdown hat man sich lediglich ein konventionelles Dreierspiel einfallen lassen.
Was stark beginnt und Lust auf mehr macht, mutiert zu einem einfallslosen, wenig mitreißenden Hin –und Her ohne psychologisches Fundament und ohne erkennbare Motivation seitens der Drahtzieher. Gut gespielt, okay ausgestattet und handwerklich solide umgesetzt, vermag der Streifen allenfalls leidlich zu unterhalten.
Zu harmlos, zu unpointiert und oftmals zu unlogisch,
4 von 10