Review

Auch wenn der Spruch "Liebe ist Wahrheit" gerade in der Religion ein tiefgründiger Spruch sein mag - Ich konnte es irgendwann nicht mehr hören...


Nachdem Kate (Ellen Hollman) und Jack (John Brotherton) geheiratet haben, wachen beide getrennt in gummizellenartigen Zimmern ohne Tür auf. Lediglich ein Bett, ein Tisch und ein Glas Wasser mit den eingravierten Namen zieren die Zimmer. Zuerst denkt Jack, dass sein bester Freund Sam (Jay Harrington) dahintersteckt, mit dem er sich seit vielen Jahren schon perfide Streiche spielt, die immer größere Dimensionen erreichen. So hat Jack schon einmal einen Arzt bestochen, der Sam´s Krankenakte fälschte, in der Vermutung, dass er bald sterben muss.
Nachdem Jack und Kate abwechselnd kurze Videos an die Wand projeziert bekommen, die scheinbar Intrigen und Geheimnisse des anderen verraten können, entdecken beide ein grünes LCD-Display. Die Filme werden an entscheidenden Szenen angehalten und es werden Fragen gestellt, die nur per Knopfdruck mit Ja (Y) oder Nein (N) beantwortet werden können. Wenn man den Knopf nicht betätigt, wird man bestraft. Nach anfänglichen leichten Fragen, werden diese immer schwieriger und der Einsatz wird größer. Dem getrennten Ehepaar wird bewusst, dass diese Situation nicht nur ihre Liebe und ihr Vertrauen zerstören kann, sondern auch ihr Leben bedroht... 


Man nehme ein ähnliches Szenario wie "Saw" (Teil 1!), klaut die Location und teilweise die Story aus "The Cube", mixt das ganze durch eine weichgespülte FSK12-Fassung und heraus kommt dieser Psycho-Thriller, der sich auf der einen Seite zäh wie Kaugummi zieht, auf der anderen Seite aber auch irgendwie nachdenklich macht - je nachdem wie man selber tickt. Ich sag es mal so: Leute, die das Single-Leben genießen, werden den Film unter Kategorie A (langweilig von Anfang bis Ende) verbuchen. Denn wenn ich ehrlich bin: Weder der Plot noch die grafische Gewalt oder die Spannung steigern sich irgendwie oder irgendwann. Auch dem Schluss konnte ich nicht wirklich etwas abgewinnen, da er weder spektakulär noch überraschend ausfällt.
Doch jetzt kommt das große "Aber": Da ich ja verheiratet bin und das dürfte dann die richtige Zielgruppe für "True Love" (so der Original-Titel) sein: Pärchen, Ehepaare - dieses Klientel könnte auf der anderen Seite mit dem Film etwas anfangen. Spannender wird er durch den Beziehungsstatus nicht, jedoch kann man sagen (Ui, jetzt wird es gefährlich: Die Holde liest mit...), dass man eine Art Selbstreflexion in manchen Szenen ausmachen kann. Man könnte sich fragen: Mache ich oder meine Frau selbst alles richtig? Mache ich alles für meine Frau, oder sitze ich viel zu viel am PC und schreib miese Filmkritiken, die eh kein normaler Mensch liest - oder schau ich mir zu viele Speckfilme an?


Jedoch muss ich ganz klar sagen, dass ich gestern nach dem Anschauen noch auf eine 3/10 aus war, da er so langatmig ist und irgendwie nichts passiert, was mir die Schuhe ausziehen würde. Aber einen Tag später muss ich an bestimmte Szenen aus dem Film denken. So, und obwohl der Film strunzlangweilig ist, hat er sich dann irgendwie doch in meinem Gehirn festgefressen, dass ich auf eine höhere Bewertung zurückgreifen muss.

Der Plot ansich "wirkt" nur zehn Minuten im Mittelteil wie "Saw", als Jack auf einmal einen anderen Mann (Gabriel Myers) neben sich hat, der auch nicht weiß, wie er dort hingekommen ist. Aber ansonsten spult sich von vorne bis hinten eine Endlosschleife aus Filmen und Fragen ab, die den Zuschauer nicht fesseln können. Auch nicht, wenn man sagt, dass man sehr gut auf blutige Einlagen verzichten kann. Das Regie-Debüt von Enrico Clerico bemüht sich zwar um einen clever gestrickten Spannungsbogen, was jedoch lediglich im Ansatz gelingt. Die Charaktere sind etwas flach, Überraschungen verpuffen und auch die Inszenierung wirkt nicht radikal genug.


Also mein Tipp fällt so aus: Singles sollten einen Bogen um die langweilige Gurke machen. Pärchen oder Ehepaare können mal einen Blick riskieren "Yes/No" ist ein annehmbares Kammerspiel auf Sparflamme geworden...

6/10

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