Gegen Ende seiner Regiekarriere lieferte Shaw-Brothers-Legende Chang Cheh fast ausschließlich Billigware. Zwar haben seine früheren Werke auch nicht gerade den Eindruck erweckt, dass es sich bei ihnen um teure Produktionen handelt, aber so auffällig wie in den 80ern oder anfang der 90er war das Nichtvorhandensein von Budget nicht. Einer der Filme dieser Zeit ist "Shanghai 13".
Ok, wenn man schon kein Geld für teure Sets oder Effekte hat, kann man sich zumindest in der Story Mühe geben. Die Verantwortlichen haben da dann auch eine Meisterleistung hingelegt, denn so wenig Story wie man in "Shanghai 13" findet ist schon rekordverdächtig.
Korrupte chinesische Regierungsbeamte wollen mit Japanern gemeinsame Sache machen. Das hätte wohl irgend welche schlimmen Auswirkungen, aber die habe ich nicht wirklich kapiert. Ein chinesischer Patriot stiehlt beweisliefernde Dokumente und muss nun von Shanghai nach Hongkong flüchten. Da ihm ein Killerkommando auf den Fersen ist, müssen ihn kampferprobte Patrioten sicher zu seinem Ziel geleiten.
Diese hauchdünne Story, die normalerweise zum Untergang verdammt sein müsste, liefert in der Tat die sensationelle Chance ein Non-Stop Actionfest, garniert mit den allerbesten Shaw-Stars, darzubieten. Ja, in "Shanghai 13", so hat man das Gefühl, geht es nur darum gute, brutale Kämpfe zu zeigen und den Zuschauer so bei Laune zu halten. Was hier abgeht ist schon fast nicht in Worte zu fassen. Selten hat mich ein Film, der nur aus Kämpfen besteht, dermaßen unterhalten.
Noch viel atemberaubender als die hervorragende Action ist allerdings die bereits erwähnte Schauspielerriege. Chang Cheh hat es geschafft, die wohl größte und bemerkenswerteste Ansammlung an Stars zu vereinen, die man je in einem Eastern gesehen hat:
Der großartige Wang Yu hat ganz zu Beginn einen ca. fünfminütigen Auftritt als Einbrecher und Safeknacker. Chen Kuan Tai zeigt als Boss der sogenannten "Shanghai 13"-Gangster eine sehr gute Leistung und kommt charismatisch rüber. Li Hsiu Hsien aka Danny Lee mimt einen Scharfschützen auf Seiten der Bösen, Chiang Sheng von den Venoms darf einen Bodyguard des Patrioten spielen, Wang Chung gewährt dem Patrioten zwischenzeitlch Asyl in seiner Wäscherei, mit welcher er sich tarnt, Leung Kar Yan (spielt ungemein gut) ist als Frauenheld zu sehen, gehört aber auch der guten Fraktion an. Sein Gegner, mit dem er sich den wohl besten Kampf des Films liefert, ist Lu Feng, den man auch aus den Venomsfilmen kennt. Andy Laus Auftritt ist nicht ganz so gelungen und wirkt ein wenig deplaziert. Dafür bekommt man noch David Chiang als Casinobesitzer zu sehen. Chi Kuan Chun, der sich den Bösen angeschlossen hat, liefert sich einen guten Kampf mit David Chiang. Ricky Cheng Tien Chi sorgt als messerwerfender, kaltblütiger Killer, der einfach nur jeden killen will, für viel Wirbel und darf sich im Finalkampf gegen einen mit Schnäuzer und Pfeife ausgestatteten Ti Lung beweisen. Dieser zerlegt zuvor einen sichtlich in die Breite geratenen Chen Sing, der hier einen fiesen Karateka mimt.
Auch wenn nur wenige der Stars gemeinsam in Szenen zu sehen sind und ihnen insgesamt nur wenig Screentime zugetragen wird, so ist es eine Wohltat alle in einem Film erleben zu dürfen. Und so wundert es dann auch nicht, wenn man "Shanghai 13" trotz ausschlaggebender Schwächen liebt und immer und immer wieder sehen möchte.
Wer ca. 90 Minuten pure Unterhaltung sucht ist hier goldrichtig, vorausgesetzt man ist Easternfan und, ganz wichtig für diesen Film, kennt die Schauspieler bereits aus anderen Filmen.
Von mir ganz klar 10/10!