Was haben wir auf PACIFIC RIM gewartet und schon die Trailer waren unterhaltsamer als manch ganzer Film. Monströse GIGA-Aliens (Kaiju) gegen GIGA-Roboter (Jaeger), was will das (Männer-)Herz mehr? "Reale" Monster aus "Fleisch und Blut" gegen menschengesteuerte mechanische Monster! Vielleicht hat mancher von uns sein ganzes Leben auf diesen Film gewartet. Endlich können wir unsere filmischen Nerd-(Alb-)Träume einmal richtig ausleben. Es wird tatsächlich auch gekämpft als gäbe es kein Morgen und PACIFIC RIM der letzte Film der Menschheit wäre. Brachialer und visuell attraktiver können CGI-basierte Kämpfe kaum auf die Leinwand gebracht werden. Wir wollten den perfekten Adrenalin pushenden Blockbuster und wir haben ihn bekommen.
Und die Effekte übertreffen von dieser Seite her bis zum Ende des Films noch mal THE AVENGERS, MAN OF STEEL, TRANSFORMER (3) was schon ziemlich schwer ist, auch wenn die optische Gestaltung nicht ganz vergleichbar ist und in PACIFIC RIM teilweise so voller Details ist, dass man gar nicht alles auf einmal wahrnehmen kann. Und schon nach einer Minute sehen wir den ersten Kaiju und eine Stimme aus dem off erklärt die Lage der Menschheit im Kampf gegen den übermächtigen Gegner. Nur ca. 10 Minuten später bekommt schon der erste Jaeger ziemlich übel Saures von einem miesgelaunten Kaiju und da sind wir noch nicht mal mit dem Vorspann durch. Die Antwort der Menschheit ist die Aufrüstung für die Entscheidung!
Und Achtung: wir schauen PACIFIC RIM nicht wegen einer tiefgehenden Story, feinsinnigen Dialoge über die großen Fragen der Menschheit oder tiefschürfenden Charakterzeichnungen seiner Hauptfiguren. Diese und einige andere Dinge kann man durchaus bemängeln, aber man sollte fragen was der eigentliche Mehrwert einer solchen Verfilmung ist. Ganz einfach. ACTION! Und diese ACTION in den vielfältigen Kämpfen ist recht abwechslungsreich und kampftechnisch komplex in einem wahren CGI-Gewitter inszeniert. Es geht um das Überleben der Menschheit, so simpel ist es, da dürfen Sinnfragen gerne hinten anstehen. Der Detailgrad der Animationen ist unglaublich und viele von uns werden wohl aus dem Staunen kaum rausgekommen sein.
Gut ist, dass auch ein gewisses Augenzwinkern in der Umsetzung eingebaut wurde und somit der Film sich nicht allzu ernst nimmt. Aber er hat schon ein übergeordnetes Ziel das er sehr ernsthaft umsetzt: uns zu unterhalten und das ist Regisseur Guillermo del Toro zu 100% gelungen. Und PACIFIC RIM ist eine riesige Verneigung vor dem Anime- und Mecha-Actiongenre! Tatsächlich wirkt er wie ein Anime welcher erfolgreich zur Live-Action gebracht wurde. Einiges Charakteristisches von den Figuren her wurde aus Godzilla (Gojira)-Filmen entnommen und Fans fühlen sich wie zuhause. Wir erleben eine geplante Verneigung del Toros vor den asiatischen Ursprüngen des Genres.
Dies wird schon in den ersten Bildern in PACIFIC RIM deutlich, als in Anlehnung an den heute existierenden tatsächlichen Godzilla Kult - insbesondere in Japan - Bilder von der Vermarktung der Kaijus in Spielzeugfiguren und TV-Shows gezeigt werden. Nur ein Satz zur Geschichte von PACIFIC RIM, denn was bringen hier schon lange Inhaltsangaben: Aus den Tiefen des Pazifiks durch ein Dimensionsportal aufgestiegene Kaiju werden von der Menschheit mit menschgesteuerten Riesenrobotern namens Jaegers in einem schier aussichtslosen Kampf versucht aufzuhalten. Vieles ist vorhersehbar, aber dies ist ausnahmsweise mal kein Problem und die einfache Struktur ist ein gutes Gegengewicht für die fast erdrückenden Bilderfluten.
Schon nach einer kurzen Einleitung kracht es wie oben beschrieben richtig und PACIFIC RIM hinterlässt schon mal eine effektgetriebene Duftmarke was uns später und vor allem in der zweiten Filmhälfte erwartet. Dann gibt es relativ lange rund 40 Minuten zum durchzuatmen und es wird auch etwas Rahmenhandlung aufgebaut, Charaktere entwickelt und Gegenstrategien gegen den mächtigen Gegner diskutiert und ausprobiert. Insgesamt ist die Story recht linear und es gibt keine Überraschungen, Twists oder Wendungen. Im letzten Drittel gibt es dann die erwartete Mutter aller Schlachten. Ein wow-Effekt jagt den anderen und die epischen Bilder können höchstens noch mit AVATAR in visueller Sicht Hinsicht verglichen werden obwohl die Inhalte ganz anderer Natur sind.
Auch wenn die Sequenzen in den Nahkämpfen der Monster oft im Regen und/oder der Nacht stattfinden und auch mal unübersichtlich werden, trübt dies den Gesamteindruck nicht wirklich. Gegen Ende des Films treten allerdings schon ein wenig Wiederholungseffekte in Bezug auf die Kampfchoreografien auf. Und eigentlich machen gute Effekte noch lange keinen guten Film aus, aber die visuelle Qualität von PACIFIC RIM ist so gewaltig, dass dies übliche Rezensionskriterien zumindest bei Genrefans deutlich überstrahlt. Auch die durchgängig gar nicht vorhandene Spannungskurve fällt nicht ins Gewicht. Man trägt sich von Schlacht zu Schlacht. Sinnfreier CGI-Bombast-Krawall ohne Herz und Seele? Sicherlich, aber sehr unterhaltsam. Herz und Seele von Mech-,Gojira-, Anime- und Monsterfans werden jedoch durchaus angesprochen!
Und auch das teilweise dick aufgetragene Pathos des Films wirkt nicht aufgetragen. Das gehört einfach zu einem apokalyptischen Weltuntergangsszenario dazu. PACIFIC RIM erfindet das Filmbusiness auch nicht neu, aber es gibt einige innovative Ansätze zu bewundern. "ULTRAMEN vs. GODZILLA 2.0 reloaded" könnte man das ganze auch lapidar nennen. Und ein wenig IRON MAN Kampfanzugtechnik ist auch dabei, nur circa tausendmal größer. Interessant ist der Einfall, dass die Jaeger von 2 Menschen bedient werden. Del Toro erklärt in einem Interview, dass dies nötig ist, weil die Belastung für einen Menschen zu viel ist. In einem Prozess namens "Drift" verbinden die Piloten ihr Bewusstsein und nur mittels dieser Bindung ist die Steuerung der riesigen Jaeger möglich.
TRANSFORMERS (3), GODZILLA und BATTLESHIP als gelegentlich genannte Vergleiche sind eine andere Liga. Del Toros Mischung aus old-school Action, Science-Fiction und Anime-Anklängen sind in dieser Umsetzung einmalig. Die Kajiu wirken auch deutlich bedrohlicher als die Transformers-Blechdosen, sind recht zähe Burschen und abwechslungsreich mal echsen-, dinosaurierartig oder in sonstiger Monsterform gestaltet und einige können sogar fliegen oder sind auch mal schwanger. Sie sind für mich der heimliche Star, da sie "echte Lebewesen" und keine künstlichen Roboter sind.
Ich wiederhole wie bei THE AVENGERS oder auch MAN OF STEEL meinen einzigen theoretischen Verbesserungswunsch nach einem höheren Härtegrad in Form einer FSK 16/18 (in USA also höher als eine PG-13 Einstufung), weil alles noch expliziter hätte ablaufen können, aber das war selbstverständlich von der breiteren Vermarktung her nicht vorgesehen. Die halbe Welt liegt in Schutt und Asche und irgendwie ist doch kein Mensch wirklich sichtbar ernsthaft verletzt worden. Aber dies ist ein nicht zu ändernder Fakt.
Sympathisch ist das PACIFIC RIM mit einem Budget von ca. 180 Mio. nicht auf die erste Schauspielerreihe mit den ewig gleichen Gesichtern, sondern auf für Fans bekannte und beliebte B-League-Schauspieler wie del Toro Buddy Ron Pearlman zurückgegriffen hat, welcher ja auch bei ihm in einigen Filmen (u.a. HELLBOY, BLADE II) mitgespielt hat. Als Hannibal Chau passt er sehr gut in den Film und sorgt eher für komödiantische Momente. Er hat nur eine relativ kleine Rolle und betritt nach fast einer Stunde erst richtig die Bühne und ist natürlich die coole Socke wie immer. Auch Idris Elba kann in einer sehr souveränen Darbietung ohne schauspielerische Schnörkel gut gefallen und nimmt mit zunehmender Laufzeit immer mehr das Zepter in die Hand, auch leider mangels schauspielerischer Konkurrenz.
Zusammenfassen möchte ich das Erlebnis wie folgt: Visuell unschlagbar präsentiert sich PACIFIC RIM als must-see für die oben schon näher beschriebenen Fans. Jegliche Mehrforderung nach Niveau im Sinne sonstiger Filmkriterien in Bezug auf Komplexität von Story oder Figuren wird bewusst nicht befriedigt. Wer dies sucht darf gerne zu einem früheren Werk del Toros greifen. Auch diese lohnen sich bis zurück zu seinen ersten Filmen. Er selbst hat sich ein in gewisser Weise sinnliches Gedicht an die gigantischen Monster geschaffen wie er selbst schreibt. Dem kann man nur zupflichten. Und wie meist sollte man auch den Abspann in Ruhe zu Ende ansehen…. ;-)
8,5/10 Punkten als Genrefilm
6/10 Punkten als Film unter allen Kriterien