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Nicht ohne Grund stehen Freunde von Animationsfilmen auf Werke von Pixar, Dreamworks und Konsorten, doch zuweilen bedarf es neben dem zumeist Braven und Glattgebügelten auch mal etwas Abwechslung. Zwar erinnert die Optik deutlich an eine Mischung aus Henry Selick und Tim Burton, doch diese vermag einige Schwächen der etwas zu episodenhaft erzählten Geschichte zu kaschieren.

Edinburgh im späten 19. Jahrhundert: Es ist die kälteste Nacht jemals, als Jack mit einem Herz aus Eis zur Welt kommt. Kurzerhand baut ihm seine Hebamme stattdessen eine kleine Kuckucksuhr ein, welche drei goldene Regeln mit sich bringt: Nicht mit den Zeigern spielen, das Temperament unter Kontrolle halten und sich vor allem niemals verlieben. Als Jack Jahre später der kurzsichtigen Sängerin Acacia begegnet, wird prompt die dritte Regel gebrochen. Kurz darauf ist Acacia verschwunden und Jack begibt sich auf eine abenteuerliche Suche...

Basierend auf dem Buch "Mechanik des Herzens" von Mathias Malzieu führten er und Stéphane Berla auch Regie, während die Band Dionysos den Soundtrack zum Musical-Film beisteuert, deren Songs nicht lange auf sich warten lassen und schon mal darauf einstimmen, dass es im Verlauf alles andere als heiter zugehen wird.

Bereits die ersten Bilder lassen Fans von Düsterfilmen das Herz höher schlagen, als es im Verschneiten zum Haus der Hebamme geht, welche vielleicht nicht ganz zu Unrecht als Hexe verschrien ist und in einer interessant eingerichteten Behausung direkt auf einer Klippe wohnt.
In diesem Zusammenhang wundert eine FSK6 durchaus, denn so schauderhaft wie es im Verlauf noch zugeht, sind Kinder definitiv nicht die Zielgruppe.

Allein die vielen cineastischen Referenzen, einschließlich der Figur des Georges Méliès, einem der Pioniere der Filmgeschichte, welcher auch einige Filmchen im Film darbietet, dürften die jüngeren Betrachter überfordern (mal abgesehen von einigen viel zu gruseligen Einlagen). Für Filmfreunde gibt es demgegenüber viele Einzelheiten zu entdecken. Das wiederum stellt eine Stärke und gleichermaßen eine Schwäche des Stoffes dar, denn die detailverliebte und mit kreativen Einfällen gespickte Animation ist über jeden Zweifel erhaben und doch wirkt sie zuweilen ein wenig überfrachtet.

So schwankt die Stimmung zwischen gruselig, surreal, melancholisch und romantisch, skurrile Einfälle wie eine Katze mit Brille, ein Xylophon als Ersatz für eine Wirbelsäule und ein Engel mit zwei Köpfen werden mindestens schmunzelnd registriert, während eine Fahrt mit der Geisterbahn und eine bizarre Reise per Eisenbahn zu den optischen Höhepunkten zählen.

Storytechnisch bewegt man sich allerdings auf eher dünnem Eis, da Jack zwar seine große Liebe finden wird, damit jedoch auch allerlei absehbare Konflikte einhergehen und das Gesamtkonstrukt bis auf den Ausgang vergleichsweise erahnbar wird.
Ein paar Songs zuviel und damit verbundene Anekdoten nehmen dem Fokus immer mal wieder die Zügel aus der Hand und somit setzt es voraus, sich vollends auf die Kraft der Bilder einzulassen und sich sozusagen in einen Rausch zu begeben.

"Deine Andersartigkeit ist deine Stärke" unterstützt Méliès die Hauptfigur mehrfach und das ist in gewisser Form auch bezüglich des Films zu sehen. Die Animation der Figuren in Form von mangaähnlichen Porzellangesichtern ist gewöhnungsbedürftig und doch sehr ausdrucksstark, die Bilderflut kann überfordern, aber auch in ihren Bann ziehen und im Endeffekt kommt es auf den Gemütszustand eines jeden Betrachters an, sich auf das Werk einzulassen und eher Bilder denn Musicaleinlagen wirken zu lassen.
7 von 10

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