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In der kältesten aller Nächte wird 1874 in Edinburgh der kleine Jack geboren. Weil sein Herz gefroren ist, ersetzt es die zaubernde Hebamme Madeleine gegen eine Kuckucksuhr. Für Jack gelten 3 Regeln: er darf nicht an den Zeigern spielen, sich nicht aufregen und auf sich keinen Fall verlieben. Doch als er an seinem 10. Geburtstag erstmals in die Stadt darf, trifft er die Sängerin Acacia…

2007 veröffentlicht der französische Sänger Mathias Malzieu mit seiner Band Dyonysos das Konzeptalbum „La mécanique du coeur“, im gleichen Jahr erscheint sein Roman „Die Mechanik des Herzens“. 6 Jahre später ist Malzieu für Drehbuch und Soundtrack der computerannimierten Verfilmung seines Werks zuständig und führt gemeinsam mit Stéphane Berla Regie. Wie die Vorlage ist „Jack und das Kuckucksuhrherz“ ein Plädoyer für die Liebe und die Toleranz gegenüber Andersartigen. Denn Mathias Malzieus traumhaft-düstere Welt mit ihren windschiefen Gebäuden und langen Gassen ist bevölkert von wundersamen Wesen und schrägen Menschen. Blanker Surrealismus zieht immer wieder in die Handlung ein, wenn sich anfangs die Kälte in Madeleines Wohnung schleicht, ein Ziehharmonika-Zug durch wellige Landschaften gen Andalusien fährt oder Jacks Freund Georges auf einem bizarren Jahrmarkt mit einer zweiköpfigen Schönheit anbandelt. Vom Ende ganz zu schweigen! Bei besagtem Reisegefährten handelt es sich um niemand geringeren als Georges Méliès (1861-1938), den Pionier des französischen Stummfilms, dem Malzieu hier ein Denkmal setzt. So wird „Jack et le mécanique du coeur“ zu einer Hommage an das Kino mit tollen Bildern und glorreichem Soundtrack. Dass die Geschichte selbst, abgesehen von der Ausgangsidee ein wenig altbacken wirkt, ist zu verschmerzen, hier punkten die Optik und das Gesamtkunstwerk. Geeignet für Kinder ab zehn, vor allem aber für Erwachsene, die Tim Burtons animierte Filme lieben. Malzieu selbst sieht sich von Jim Jarmuschs Helden, Fellini, Pinocchio und Tod Brownings „Freaks“ (1932) beeinflusst (Quelle: cinema) 8/10

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