Portugal, mon amour (2013)

Seit über 30 Jahren leben Maria (Rita Blanco) und José Ribeiro (Joaquim de Almeida) mit ihren Kindern in Paris. Das portugiesische Paar ist wegen seiner Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sehr beliebt, wird aber immer wieder von Nachbarn, Arbeitsgebern und sogar Marias Schwester ausgenutzt. Das ändert sich als José Erbe seines Bruders wird, eines reichen Weinhändlers…

Ruben Alves’ 3. Spielfilm (nach dem starken Polit-Thriller „Secret Defense“ 2008) ist eine herzliche Komödie über das Thema Integration. Dass portugiesische Einwanderer in Frankreich wie Maria und José als Consierge und Maurer arbeiten ist ein Klischee, wie auch der Plan von Marias Schwester ein Restaurant zu eröffnen. Das macht die Familie aber nicht weniger sympathisch, für Lacher sorgt eher der gönnerhafte bis herablassende Umgang der Franzosen mit den „Ausländern“ (in Anführungszeichen!). Doch Alves kritisiert nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern zeigt menschliches Verhalten auf beiden Seiten auf eine überraschend lustige Art. Vor allem nachdem sich schnell herumgesprochen hat, dass die Ribeiros plötzlich reich geworden sind und wohlmöglich bald in ihre Heimat zurückkehren werden. Bei diesem drohende Verlust wandelt sich das Verhalten der Mitmenschen um 180 Grad: ziemlich lustig, wenn Marias Chefin „trotz der Krise“ endlich die Consierge-Loge vergrößern lassen will und ihr sogar einen Fensterputzer zubilligt, den Maria erstmal ordentlich einarbeiten muss, und José von seinem Chef zum Bauleiter befördert und dazu mit einem schmucken neuen Anzug ausgestattet wird: „Wie lange kennen wir uns schon? 20, 22 Jahre?“, „32!“
In den letzten halben Stunde, wenn sich das portugiesische Paar der Verlogenheit seiner Umwelt bewusst wird, schlägt der Regisseur für kurze Zeit einen ernsteren Ton an, das Ende ist dafür umso fröhlicher. Überzeugend, „wie aus dem Leben gegriffen“ sind Rita Blanco („Liebe“ 2012) und Joaquim de Almeida („Desperado“ 1995) in den Hauptrollen, heimlicher Star des Films ist allerdings die kleine, quirlige Maria Vieira, die als Haushaltskraft der Familie von Josés Chef kräftig einheizt und deren Fröhlichkeit ansteckend ist. Ein echtes Feel-Good-Movie mit Verstand! (8/10)