Review

iHaveCNit: Only God Forgives (2013)

Es gibt genug polarisierende Regisseure – der Däne Nicolas Winding Refn ist einer davon. „Ist das Kunst oder kann das weg ?“ ist da eine essentielle Frage, die sich jeder selbst beantworten muss. Ausgehend davon, dass ich bis auf die Pusher-Trilogie, Fear X und Bleeder nun alle wichtigen Filme von NWR gesehen habe: Das Charaktercrimedrama „Drive“, der esoterische Gewaltreigen „Walhalla Rising“, den von Schönheit und metaphorischer Oberflächlichkeit zerfressenen „The Neon Demon“, den Strudel aus Gewalt und Gegengewalt in Gewand eines biografischen Films über einen britischen Schwerverbrecher „Bronson“ und nun der metaphorische Strudel aus Gewalt „Only God Forgives“, in dem die Frage im Raum steht: „Geht es hier um Vergeltung oder Vergebung ?“

Julian hat eine hässliche Vergangenheit, zusammen mit seinem Bruder Billy betreibt er in Bangkok einen Thai-Box-Club, in dem sein Bruder auch nicht legalen Geschäften nachgeht. Als dieser bei seinen nächtlichen Streifzügen eine minderjährige Prostituierte tötet, tritt ein mysteriöser Cop auf den Plan, der für den Tod von Billy sorgt. Angetrieben von seiner Mutter Crystal macht sich Julian auf einen Pfad der Rache.

Wer sich auf einen Film von NWR einlässt, muss sich zwangsläufig von den klassischen Mainstream-Vorstellungen von Kino und Film im Allgemeinen lösen. Ausgehend davon war zumindest „Drive“ der bisher massentauglichste Refn. Wie auch in „Drive“ arbeitet Refn auch in „Only God Forgives“ wieder mit Ryan Gosling zusammen. Und ich muss ehrlich sagen, auch wenn „Drive“ der massenkompatiblere und zugänglichere Film ist, gefällt mir „Only God Forgives“ doch noch eine Ecke besser – auch wenn natürlich mein Lieblingsfilm von NWR „Bronson“ mit Tom Hardy bleibt.

Allein letztes Jahr hat mir mit „Nocturnal Animals“ mal wieder gezeigt, wie sehr mir metaphorische und stilistische Filme gefallen. Ähnlich aber doch auch durch die offensichtliche Ausgangslage der Geschichte geht es wie im ersten Absatz erwähnt um die Frage nach „Vergeltung oder Vergebung“.
Kameraarbeit, Schnitte, Licht – die Ästethik ist einfach nur grandios und zeigt mit welchem künstlerischen Anspruch ein Refn an die Sache herangeht – auch wenn er natürlich gerne alle Formen der Gewalt wertschätzt und regelrecht in seiner extrem konsequenten Art optisch zelebriert.
Man könnte sich wie immer bei Refn an dem ruhigen Erzähltempo stören oder auch daran, ob dies oder das jetzt wirklich hätte gezeigt werden müssen, doch die Inszenierung, gepaart mit dem tollen Score von Cliff Martinez erzeugt einen hypnotischen Sog, dem man sich, sofern man sich mit dem Film auseinandersetzen möchte, nur extrem schwer entziehen kann. Metaphorisch gibt es im Film auch einiges, worüber man nachdenken kann. Egal ob es darum geht, welche Rolle der Cop oder die Mutter einnehmen, welche Rolle die Fixierung auf die Hände von Julian hat und mit welcher Backstory wir hier konfrontiert werden. Das lässt schon einiges an Interpretationsspielraum zu, bei einem Film, der lange nachhallt.

„Only God Forgives“ - My First Look – 9/10 Punkte.

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