Mark Wahlberg, Dwanye Johnson und Anthony Mackie spielen drei Bodybuilder, die an das Geld eines Millionärs, gespielt von Tony Shalhoub, kommen wollen. Dafür entführen sie diesen und foltern ihn, damit er ihnen sein Geld und seinen Besitz überschreibt.
Wer den Trailer zu “Pain and Gain“ gesehen hat und weiß, dass diese Krimi-Komödie auf einer wahren Begebenheit basiert und mit einem verhältnismäßig niedrigen Budget von 26 Millionen Dollar gedreht wurde, der wird so schnell nicht auf die Idee kommen, dass Michael Bay als Regisseur und Produzent für den Film verantwortlich ist. Bay, der sonst eher Zerstörungsorgien mit Monsterbudgets auf die Leinwand bringt, wenngleich es sich bei seinen Produktionen sicherlich um Bombastkino hochklassiger Art handelt, versucht sich hier an einem etwas anderen Stoff, an einer Story, die sonst eher etwas für Quentin Tarantino gewesen wäre, vielleicht auch für Martin Scorsese, wenn es denn mehr Thriller als Komödie werden soll. Rückblickend hätte Bay “Pain and Gain“ besser eben diesen überlassen und in der Zeit “Transformers 4“ gedreht.
“Pain and Gain“ ist kein schlechter Film geworden. Er hat einige amüsante Momente, die oft auf das Konto der Darsteller gehen. Während Mark Wahlberg in der Hauptrolle souverän durch den Film trägt, ist Dwayne Johnson hier in der vielleicht besten Rolle seiner Karriere zu sehen. Als weinerlicher Bodybuilder und gläubiger Christ auf Abwegen gibt er nicht nur aufgrund seiner lustigen Jesus-T-Shirts eine wirklich amüsante Vorstellung ab. Das gilt auch für Anthony Mackie und Tony Shalhoub, die spielfreudig agieren, was durchaus mitreißt. Ed Harris ist dagegen in einer relativ ernsten Rolle zu sehen, in der eines Privatdetektivs, das macht der gewohnt präsente Routinier aber sehr gut und erdet den Film damit ein wenig. Bei diesem handelt es sich ja letztlich auch um einen Krimi auf wahrer Begebenheit. Neben einigen Gags sind es in der zweiten Filmhälfte besonders die recht ernst agierenden Gegenspieler, die von Wahlberg und Harris verkörpert werden, die ein wenig Spannung aufrecht erhalten, obwohl Bay einige dramaturgische Ausrutscher unterlaufen.
Bays Film wird auch deshalb nicht langweilig, weil handwerklich vieles stimmt. “Pain and Gain“ sieht gut aus und ist recht flott erzählt. Besonders dann, wenn die Darsteller wieder in satten Farben gegens Licht gefilmt werden, erkennt man die visuelle Handschrift Bays, die für gewöhnlich eine sehenswerte ist, auch wenn diesmal keine Hubschrauber in den Sonnenuntergang fliegen. Der eine oder andere Gag zündet dabei durchaus, obwohl “Pain and Gain“ für eine Komödie bei Weitem nicht witzig genug ist. Zudem stützt sich der Film auf eine durchaus interessante wahre Begebenheit, was ein gewisses Interesse für das Geschehen weckt. Auf jeden Fall war es eine gute Idee von Bay, diese Geschichte zu verfilmen.
Letztlich bleibt aber viel Potential auf der Strecke, was im Wesentlichen auf zwei vermeidbare Fehler zurückzuführen ist. Der erste ist, dass die Motivation der drei Bodybuilder nicht unbedingt klar wird, besonders nicht die des von Mark Wahlberg verkörperten Anführers des Trios. Er glaubt an Fitness und ist aus irgendeinem Grund der Meinung, dass die Starken herrschen sollten. Er glaubt fest an den amerikanischen Traum, will ihn leben; nur besteht dieser ja eigentlich nicht darin, anderen ihre Millionen zu klauen. Seine Vorbilder sind Filmfiguren wie Scarface oder Vito Corleone. Damit ist er beim besten Willen zu naiv, als dass man ihn ernst nehmen könnte. Überhaupt sind die Figuren derart überspitzt konstruiert, dass ihr Schicksal nicht so recht zu fesseln vermag. Man merkt darüber hinaus allgemein nicht, worauf Bay eigentlich hinaus will. So nimmt er nebenbei den amerikanischen Traum ein wenig auf die Schippe, während sein Film mitunter aber auch vor Patriotismus förmlich trieft. Die Story ist durchweg halbgar, etwas undurchdacht und vollkommen unreflektiert.
Der zweite Fauxpas, der Bay unterläuft, ist ein Stilfehler. Die Protagonisten sind keine coolen Gangster, wie ein Tarantino sie in Szene gesetzt hätte, sie sind mehr Durchschnittstypen, was aufgrund der wahren Begebenheit ja auch Sinn ergibt. Nur sind sie nicht sonderlich sympathisch, sie sind letztlich einfach zu gemein zu ihrem Opfer. So geht der Bezug verloren, man gönnt ihnen letztlich die Todesstrafe. Zudem werden die Verbrechen stark verharmlost, was Bays Film ebenfalls nicht sonderlich gut steht.
Fazit:
Handwerklich leistet Bay gute Arbeit, weswegen “Pain and Gain“ solide unterhält, was auch dem spielfreudigen, starken Cast geschuldet ist. Übers Mittelmaß kommt die Krimikomödie dennoch nicht hinaus, weil Bay nicht so recht weiß, worauf er mit seiner Interpretation des amerikanischen Traums und bei der Konstruktion seiner Hauptfiguren eigentlich hinaus will. So kommt wenig Bezug zu den Figuren bzw. zum Geschehen allgemein zustande.
60 %