An seinem 65. Geburtstag blickt der Autor und Journalist Jep Gambardella (Toni Servillo) auf sein mondänes Leben in der römischen High Society zurück. Doch hinter den rauschenden Festen, den schönen Frauen und dem ganzen Reichtum entdeckt er eine Leere. Kurz nach seiner Feier lädt er eine 104 Jahre alte Nonne zu einem Dinner unter Freunden in sein Haus…
Ein 10-minütiger farbenprächtiger Bilderbogen aus der Ewigen Stadt dient als Einführung in Paolo Sorrentinos („Il Divo“ 2008, „Cheyenne – This Must be the Place“ 2011) Gesellschaftsporträt, doch eigentlich schwelgt sein Film über die ganzen 135 min. in immer neuen, wunderbaren Impressionen Roms, eingefangen mit grandiosen Kamerafahrten und Einstellungen. 53 Jahre nach Federico Fellinis ähnlich angelegtem „La Dolce Vita – Das Süße Leben“ hält Sorrentinos Film den Vergleich mühelos stand und zeichnet das Bild einer gehobenen Gesellschaft, die sich selbst feiern muss, weil sie ansonsten kaum noch was zu bieten hat. „Was arbeitest Du eigentlich?“, „Ich bin reich“, „Ein wunderbarer Job!“. Mittendrin Jeb, Journalist, wie Marcello Mastroianni in „La Dolce Vita“, der nach dem Erfolg seines einzigen, in jungen Jahren geschriebenen Buches zum selbsternannten König des Mondänen aufgestiegen ist und sich zum 65. vornimmt „keine Zeit mehr mit den Dingen zu verbringen, auf die er keine Lust hat“, ergo dem selbstgefälligen, verlogenen Dasein der High Society den Rücken kehren wird. Zuvor entlarvt er den Irrsinn angeblicher Kunst und ihrer egozentrischen Erzeuger, deckt in intimer Runde die Lebenslüge einer Kollegin auf und gibt Ratschläge für den perfekten Auftritt bei Trauerfeiern. Und immer Bella Roma zu klassischem Sound von Bizet bis Poulenc, nur unterbrochen von Popsongs im treibenden Technosound bei Jeps großer Party. Zum Abspann fährt die Kamera unter alten Brücken den Tiber entlang auf die Engelsburg zu, wie belanglos wirkt das Leben im Angesicht der Jahrhunderte.
„La Grande Bellezza“ erhält Oscar und Golden Globe 2013 für den besten nicht-englischsprachigen Film, sowie den Europäischen Filmpreis 2013 für bester Film, Regie, Schnitt und den überragenden Toni Servillo als bester Darsteller. (9,5/10)