Review

Die indirekte Fortsetzung zu "Fluch des verborgenen Schatzes" verschlägt Antonio Margheriti mit nahezu identischer Konstellation nach Istanbul, wo David Warbeck ("Jäger der Apokalypse", "Höllenkommando zur Ewigkeit") abermals zusammen mit John Steiner ("Ein Turbo räumt den Highway auf", "Kommando Leopard") und Luciano Pigozzi ("Jungle Raiders", "Das Alien aus der Tiefe"), der mal wieder den helfenden Trunkenbold gibt, zunächst in der Stadt und später in der Wüste nach dem Zepter des Gilgamesch sucht, hinter dem auch der ewig mies gelaunte wie größenwahnsinnige Scheich Abdullah (Aytekin Akkaya) her ist.

Im direkten Vergleich mit Margheritis anderen Abenteuerfilmen, die zu jener Zeit entstanden, fällt "Ark of the Sun God" etwas ab, weil er deutlich actionärmer inszeniert wurde und Istanbul zwar in Anbetracht ewig gleicher Dschungelkulissen auf den Philippinen Abwechslung verspricht, leider aber auch deutlich weniger Flair versprüht.
David Warbeck spielt als Meisterdieb, Abenteurer, Tausendsassa und Mann für alle unmöglichen Missionen seinen Stiefel gewohnt souverän herunter und erhält mit John Steiner nebst Luciano Pigozzi gut gelaunte Backups, während Susie Sudlow als standesgemäße love interest nur gut auszusehen braucht und ab und zu mal hysterisch kreischen muss, was sie auch ganz ordentlich hinbekommt.

Ein Clou an der Geschichte ist die ungewohnt geschickte Erzählstruktur nicht gleich die Katze aus dem Sack, sondern das Publikum erst einmal im Ungewissen zu lassen, worum es in "Ark of the Sun God" überhaupt geht. So wuselt Rick Spear alias The Snake zunächst ohne großartig in Erklärungsnotstand zu geraten durch die Basare, stellt sich seine Arbeitsgerätschaften zusammen und haut vermummten Turbanträgern die Kanne blank, bis Lord Dean (Steiner) als Anführer einer wohlhabenden Bankertruppe ihm während eines Bruchs ein lukratives Angebot unterbreitet. Er soll für ihn das Zepter des Gilgamesch ausfindig machen, damit es nicht in falsche Hände gerät. Klingt logisch... Spear nimmt den Job an und hat gleich Abdullahs unfähiges Personal am Haken, das wenig bis gar nichts gebacken bekommt.

Die Actionszenen sind dabei rar gesät und setzen sich neben ein paar Schlägereien vornehmlich aus zwei Autoverfolgungsjagden zusammen, die mit Margheritis obligatorischen Modelltricks aufgewertet werden. Sehenswert sind sie indes allemal und vor allem die Hetzjagd im Hafengebiet, in dessen Verlauf Spear seine Schnecke wieder aus den Händen von Abdullahs Schergen befreit, hebt sich als Highlight hervor, ist daneben aber auch für eine kleine Portion Selbstironie zuständig. Denn wie soll das Paar durch einen beherzten Sprung ins Hafenbecken denn ihren Häschern entkommen?

Die ständige Entführerei von Carol streckt den Film zwar ein wenig, mit der Zeit wird man dieses Kniffs allerdings überdrüssig, so dass man froh sein kann, wenn die Parteien endlich in die Wüste aufbrechen, den Tempel betreten, allerlei Fallen und Mechanismen auslösen und schließlich die ganze Anlage in sich zusammenfällt, weil der gierige Oberbösewicht mal wieder nicht auf die guten Ratschläge des Helden hört und seine Griffel nicht im Zaum halten kann.

Im letzten Akt greift Antonio Margheriti dann endlich tiefer in die Trickkiste und überrascht trotz seines Discount-Budgets mit einer imposanten Grabkammer inklusive Sarkophag, Skelette, einem goldenen Tor, waberndem Nebel und viel Rotlicht für die richtige Stimmung, bis die Schusswaffen den letzten Disput zwischen beiden Parteien ausdiskutieren und zumindest eine Handvoll Abenteurer gut gelaunt die zusammenstürzenden Bauten verlassen kann.

Die paar wenigen Anspielungen auf James Bond und natürlich Indiana Jones fallen kaum auf und machen "Ark of the Sun God" letztlich auch nicht besser, so dass man ihm nicht mehr als einen durchschnittlichen Unterhaltungsgrad bescheinigen kann. Margheritis weitere Abenteuerfilme können da deutlich mehr, profitieren von einem höheren Tempo, mehr Action und einer besseren Atmosphäre. Wenigstens sind die Sidekicks im wahrsten Sinne des Wortes eine runde Nummer und Istanbul, wenn auch unzureichend genutzt, eine ausgefallene Kulisse, die man nicht in jedem Abenteuerfilm made in Italy antrifft.

Fazit:
Margheriti-Fans werden auch hier ihren Spaß haben, der Mann hat allerdings bessere Filme gedreht. Nichtsdestotrotz kann man sich darauf verlassen von ihm keinen Totalausfall vorgesetzt zu bekommen, denn "Ark of the Sun God" kann immer noch recht gut unterhalten, ohne allerdings zu glänzen. Letztlich noch eine Runde Sache mit sympathischen Charakteren, gedreht von einer Crew, die man als Italo-Fan mit jedem Film mehr zu schätzen weiß.

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