Wenn vier unterschiedliche Zauberkünstler nicht nur die Polizei auf´s Kreuz legen, sondern auch die Zuschauer immer wieder hinters Licht führen, kann man schon einmal sagen, dass wir es hier mit einer originellen Story zu tun haben, die eigentlich viel mehr wert ist, als man aus jeder Inhaltsangabe entnehmen kann. Ich persönlich drücke dem Film beide Daumen, dass er in Deutschland ein großes Publikum findet, denn auch der deutsche Titel "Die Unfassbaren" klingt in meinen Ohren nicht besonders toll. Dem Kinoplakat fehlt auch irgendwie das Salz in der Suppe.
Immerhin: Bei einem Budget von 75 Millionen US-Dollar hat der Film allein in den USA mehr als 111 Millionen Dollar an den Kinokassen eingespielt, so dass Regisseur Louis Leterrier ("Transporter", "Kampf der Titanen", "Der unglaubliche Hulk") für den Mut, mal etwas ganz anderes zu drehen, belohnt wurde.
Straßenmagier Daniel (Jesse Eisenberg), Trickbetrüger Jack (Dave Franco), Mentalist Merritt (klasse: Woody Harrelson) und Entfesslungskünstlerin Henley (Isla Fisher) sind Meister ihres Fachs - jedoch haben sie nie den großen Durchbruch geschafft und "arbeiten" auf der Straße oder vor kleinem Publikum. Dies soll sich jedoch ändern, als jeder von ihnen von einem geheimnisvollen Fremden eine Tarotkarte mit Adresse und Datum zugesteckt bekommen. An dem Ort angekommen lernen sich die unterschiedlichen vier erst einmal kennen und schätzen - von dem Unbekannten gibt es jedoch keine Spur. Dennoch hat er für sie einen Auftrag, der in insgesamt drei Akten sein Ende finden soll.
Ihre Karriere beginnt das Quartett als "The Four Horseman" direkt mal in Las Vegas vor großem Publikum. Ihr genialster Trick: Von dieser Bühne aus räumen sie eine Bank in Paris leer und lassen das Geld aufs Publikum regnen.
FBI-Agent Rhodes (Mark Ruffalo) und seine französische Interpol-Kollegin Alma Dray (Mélanie Laurent) stehen vor einem Rätsel. Sie suchen Hilfe bei dem Ex-Magier Thaddeus (auch genial wie immer: Morgan Freeman), der mittlerweile die Seiten gewechselt hat und es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, jeden Zauberer und seine Tricks zu entlarven. Mit Thaddeus´ Hilfe kommen sie dem Quartett näher, doch die Magier scheinen der Polizei immer einen Schritt voraus zu sein...
Was für eine lange Inhaltsangabe... Und diese stellt lediglich die ersten zwanzig Minuten dar, in denen wir zuerst einmal alle Charakter vorgestellt bekommen. Diese Minuten kann man unter Komödie und Fantasy (oder Zauber ?) verbuchen, bevor es in den Thriller-Crime-Action-Part übergeht, wobei die restlichen Minuten auch noch mit viel Wortwitz und Lachern punkten können.
Wir bekommen also "The Four Horseman" als Einzelgänger vorgestellt, wobei vorallem Woody Harrelson als Hypnose-Guru punkten kann. Naja, eigentlich punkten oder besser gesagt, verblüffen alle vier von ihnen die Zuschauer, wobei lediglich der weibliche Part etwas untergeht (was sich auch leider durch den ganzen Film zieht).
Ab der Location Las Vegas wird viel magischer Hokus Pokus geboten, was nicht nur optisch ein Vergnügen darstellt, sondern auch den Zuschauer in den Bann zieht. Obwohl "Die Unfassbaren" kein Thriller ist, herrscht hier Hochspannung pur, da der Film nie an Fahrt verliert. Die Magier, die nicht wissen für wen oder für was sie überhaupt arbeiten, kann man jedenfalls als absolute Sympathieträger ausmachen, da sie mit dem Herzen dabei sind, eine gute Seele haben und zu keiner Zeit habgierig wirken. Sie sind zwar kriminell, aber spielen "Robin Hood". Deswegen hinkt da vielleicht etwas der Vergleich zum Crime-Genre, bei dem wir meistens Anti-Helden beihalten.
In Las Vegas kommt auch Morgan Freeman ins Spiel. Zuerst als passiver Zuschauer, um danach groß aufzuspielen und der Polizei zu helfen. Kurzum: Man spürt, er ist ein Genie. Man kann es sich so vorstellen: The Four Horseman spielen ihre Show runter, die Polizei (sowie auch wir Zuschauer) schauen blöd aus der Wäsche und dann kommt Freeman und löst (fast) alle Tricks auf. Wer die Fernsehsendung "Die Tricks der größten Zauberer" (die mal in RTL ausgestrahlt wurde) kennt, bei der ein schwarzmaskierter Magier die Tricks seiner Kollegen verraten hat, weiß wovon ich rede.
Man wartet sehnlichst auf den nächsten Part, der immer noch etwas pompöser ausfällt als der vorherige und stellt sich natürlich die Frage, wer der Big Man hinter dem Ganzen ist.
Wie in "Scream" (juhu, geiler Vergleich) macht sich irgendwo jeder verdächtig, doch auch hier verwette ich meine Kronjuwelen, dass den letzten großangelegten Bluff keiner erahnen kann. Es hat auf mich schon beinahe so eine Wirkung wie das Finale von "Saw 1" gehabt (da war er wieder - Der Vergleich...)
Die Geschichte verliert, egal in was für einer Phase wir uns gerade befinden, nie an Fahrt, und ganz ehrlich: Bei so viel Spaß, Hokus Pokus und Spannung sehe ich gerne über so manche Logiklöcher hinweg.
Kommen wir zum einzigen negativen Effekt: Der Film hat was mit Zaubertricks gemeinsam. Sobald man weiß, wie es funktioniert, verliert er an Magie. Und genau das muss man leider auch bei "Die Unfassbaren" sagen.
Beim ersten Anschauen hat der Film mich in seinen Bann gezogen wie schon lange kein Film mehr und verdient eigentlich dadurch die Höchstbewertung. Aber nach dem Auflösen der ganzen Tricks und dem großen Twist im Finale, wird der Spaß beim zweiten Anschauen beachtlich geschmälert. Deshalb ziehe ich einen Punkt ab, aber im Gesamten muss ich sagen: "Die Unfassbaren" ist auf jeden Fall ein Must-See-Film.
Und ganz ehrlich: Wir stehen doch alle auf Zaubertricks, oder?
9/10