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Noch vor dem typischen Marvel Vorspann hören wir Tony Stark aka Iron-Man etwas verwirrt wirkend den Satz sprechen: "Ein großer Mann hat mal gesagt, wir erschaffen unsere eigenen Dämonen." Danach Schnitt und eine Rückblick auf eine Sylvesternacht mit Stark und Freunden in Bern 1999. Dort macht er eine Begegnung, die seinen erste Aussage erklärt…und auch am Ende von IRON-MAN 3 schließt sich der Kreis zu diesem Satz. Dies verrät übrigens in gewohnter Form gar nichts vom 3. Teil, der nach einem eher schwächeren 2. Teil wieder komplett überzeugt und etwas erwachsener, reifer und selbstkritischer als die ersten wirkt.

Vor allem wird versucht der Person Tony Stark noch mehr charakterliche Tiefe zu geben, was ggfs. einige mehr actionfokussierte Comicverfilmungsfans als ereignisarm empfinden werden. Dies wird gleich zu Anfang recht deutlich und man erlebt ihn relativ ziellos und deprimiert und sehr in die letzten technischen Spielereien seines Anzugs verliebt. Aufgrund der Gegebenheiten der Handlung tritt er den weitaus größeren Teil der Handlung als normaler Mensch auf. IRON MAN 3 ist alles andere als pures Action-Gewitter und endlose und zahlreiche Kämpfe des Eisernen gegen seine diversen Gegner.

Gerade am Anfang nimmt man sich also viel Zeit zur Darstellung seiner Verfassung und der Beziehung zu seinen engsten Mitstreitern. Natürlich erleben wir Tony Stark trotzdem selbstbewusst wie eh und je und es dauert nicht lange bis er "Ich bin der Beste" skandiert. IRON-MAN 3 ist deutlich vielschichtiger als die Vorgänger. Kreativ und gelungen auch der Einfall, dass die Iron-Man Rüstung hier und da versucht ein Eigenleben zu haben und sich quasi von Tony Stark leicht zu emanzipieren scheint.

Und bitte keine Befürchtungen. Es gibt immer noch gute und ausreichend unverkopfte Action und besonderes Augenmerk wird auf die Effekte der aktuellen Iron-Man Rüstung "MK 42" gelegt, der neuesten Kreation von Tony Stark. Diese wird vielfach gefeiert und ist auch viel flexibler anzuziehen und in fast jeder erdenklichen Situation und Körperhaltung von Tony Stark wird dies sehr anschaulich demonstriert. Auch in gewohnt humoristischer Form zu Anfang, wobei wie erwähnt, der typische Tony Stark/Iron-Man Humor nicht so häufig zum Tragen kommt wie zuvor oder auch zuletzt in THE AVENGERS.  

Nach einer halben Stunde geht actionseitig also so richtig die Post ab und wir erleben Iron-Man in Bedrängnis wie selten zuvor. Danach gibt es noch eine äußerst gelungene Luftrettungsszene und natürlich darf auch wieder ein Kurzauftritt von Marvel-Legende Stan - the Man - Lee nicht fehlen als…..aber das muss jeder selbst entdecken. Neben Robert Downey Jr. darf die Besetzung mit Guy Pearce, Ben Kingsley, Don Cheadle, Jon Favreau, Rebecca Hall und natürlich Gwyneth Paltrow als Pepper Potts fast als Starriege bezeichnet werden.

Eine Weiterführung der oben genannten Vielschichtigkeit deutet sich auch in der weiter wachsenden und vereinfacht genannten "Social responsibility" von Tony Stark an. Rückschauende Sätze wie "Ich sagte dem Partyleben auf Wiedersehen, heute bin ich ein anderer Mensch, ich hab mich geändert… …. deuten dies ganz deutlich an. Auch seine Gegner sind keine außerirdisch wirkenden Superbösewichte, sondern eher im "normalen Terrorgeschäft" wirkende Böse wie zuletzt auch in DARK KNIGHT, wie der Mandarin oder Aldrich Killian (Guy Pearce).

Ben Kingsley als Mandarin, einer der Erzfeinde Iron-Mans im Rahmen der Comics, ist für mich nicht eine ideale Besetzung. Die typische weiche Synchronstimme und eine Optik, die doch sehr stark an der eines ehemals populären realen Terrorismus-Chefs angelehnt ist, befriedigt damit zwar Urängste der Amerikaner in der Nach-Bush-Zeit, aber mich nicht völlig. Generell kann man aus Sicht eines Europäers in der Wahl von Bösewichten und diversen Handlungselementen deutlich die Spuren der traumatischen US-Erfahrung von Amok- und Selbstmordattentätern ablesen.

Es ist das natürlich das Diktat der dahinter liegenden möglichst breit angelegten Marketing-Maschinerie, aber die FSK 12 (in US: PG-13) bei der es viel Action aber kaum Blut und Verletzungen geben darf, ist für mich immer eine kleine dramaturgische Handbremse, die die Marvel Movies vor absoluten Höchstnoten bewahren. Nicht auszudenken, was actionseitig passieren könnte wenn wir eine FSK 16 oder sogar FSK 18 IRON-MAN Version hätte. Dies galt auch insbesondere für die AVENGERS. Aber lassen wir diese unnötige Kritik auf hohem Niveau.

IRON-MAN 3 Regisseur Shane Black, der nicht gerade zu den Arbeitsmonstern auf dem Regisseurstuhl gehört, hat nach KISS KISS BANG BANG, bei dem er auch schon mit Robert Downey Jr. zusammengearbeitet hat, mit IRON-MAN 3 dem allzu mächtigen AVENGERS Franchise Paroli geboten und ein würdiges Gegengewicht geschaffen. Dazu gehört neben dem Ausbau der charakterlichen Tiefe auch das angenehm pathetische und recht melancholische Ende….

8/10 Punkten

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