Nach der Arbeit an „Iron Man“ und „Iron Man 2“ gab Jon Favreau die Regie ab, war aber noch als Darsteller und Produzent an Bord, während Robert Downey Jr.‘s „Kiss Kiss, Bang Bang“-Kumpan Shane Black die Regie übernahm und das Drehbuch mit verfasste, nachdem er bei den Vorgängern schon Script Consultant gewesen sein soll.
Wie schon bei „Kiss Kiss, Bang Bang“ ist die Hauptfigur der Off-Erzähler des Films (allerdings weit weniger präsent als dort). Doch gerade zu Beginn untermalen Tony Starks (Robert Downey Jr.) Kommentare eine Reise in die Vergangenheit des Jahres 1999, in dem Tony unter anderem die Biowissenschaftlerin Maya Hansen (Rebecca Hall) am Silvesterabend abschleppt und den jungen, gehbehinderten Wissenschaftler Aldrich Killian (Guy Pearce) vor den Kopf stößt. Dämonen habe er damals geschaffen, erklärt Tony, doch Shane Black beweist gleichzeitig Ironie: Der damals aktuelle Eurodance-Song „Blue“ von Eifel 65 ist das erste, was man hört, Tonys Bodyguard Happy Hogan (Jon Favreau) trägt eine schmierige 90er-Frisur und Tony darf noch ungehemmt der Lebemann sein, als der er damals in „Iron Man“ eingeführt wurde.
Die Gegenwart von „Iron Man 3“, um Weihnachten (ein Shane-Black-Trademark) des Jahres 2012 herum, zeichnet einen gebrochenen Tony Stark: Seine Freundin Pepper Potts (Gwyneth Paltrow) kümmert sich allein um Stark Industries, Hogan ist dort Sicherheitschef, während Tony sich allein in den Bastelkeller seines Hauses zurückzieht, verfolgt von seinem Blick in das Wurmloch, dem Wissen um die Existenz von Göttern sowie Aliens und die Nahtoderfahrung in „The Avengers“. Fast schon besessen arbeitet er an neuen Prototypen für Anzüge, vernachlässigt sich selbst ebenso wie seine sozialen Kontakte und schläft aufgrund von Alpträumen nicht. Ursprünglich sollte Tony hier sogar zum Alkoholiker werden, doch Disney, welche das Marvel Filmstudio aufkauften, intervenierten, weshalb der Film nicht ganz so düster gewesen ist – wobei diese Gebrochenheit gerade in Shane Blacks Händen ausgesprochen gut hätte funktionieren können, man denke an „Lethal Weapon“ und „Last Boy Scout“.
Ein Terroristenführer namens The Mandarin (Ben Kingsley) erklärt den USA und ihrem Präsidenten Sal Kennedy (William Sadler) den Krieg, mit der Hilfe menschlicher Bomben. Durch eine solche wird auch Hogan verletzt, als er einen Untergebenen des ebenfalls zum Industriellen aufgestiegen Killian verfolgt. Tony schwört Rache und gerät so ins Visier des Superterroristen…
Nach dem bunten, effektreichen und oberflächlicheren „Iron Man 2“ besinnt der dritte Teil sich mehr auf Charakterzeichnung. Trotz seines Einsiedlertums ist Tony immer noch von seiner Hybris besessen, wodurch er die Ratschläge seiner Freunde ignoriert und so auch beinahe der ersten Attacke des Mandarins zum Opfer fällt. Geschwächt, ohne technische Überlegenheit, so muss sich der Held bewähren und dabei mit sich selbst ins Reine kommen. Dass ein Kind dabei als Wegbegleiter herhalten muss, geht leider leicht ins Kitschige, gleichzeitig karikiert Black diese Situation immer wieder: Auch dem Dreikäsehoch gegenüber ist Tony genauso überheblich wie zu allen anderen, macht sich sogar über diesen lustig. Noch besser funktioniert allerdings die Liebesgeschichte Tonys und Peppers: Auch wenn diese nur zu Beginn und Ende des Films erkundet wird, so erkennt man hinter der zynischen Fassade Tonys auch immer wieder den liebenden Partner, der für Pepper durchs Feuer geht, die zwar in der Filmmitte vor allem zum In-Gefahr-Geraten und Gerettetwerden da ist, sich bei ihren letzten Auftritten etwas abrupt, aber doch erfreulich zur toughen Partnerin an Tonys Seite mausert.
Insofern hat „Iron Man 3“ auch Seele neben dem effektreichen Krawumm, der mal wieder von einer wahren Armada Effektspezialisten erstellt wurde. Wieder sind die Effekte state of the art, doch Black ist schlau genug sich nicht darauf zu verlassen: Oft ist Tony ohne Anzug unterwegs, muss sich mit Pistolen, Nahkampffähigkeiten oder improvisierten Waffen zur Wehr setzen, während die später im Film auftauchenden Supersoldaten würdige Gegner und nicht nur Kanonenfutter für Tony, seinen Kumpel James Rhodes (Don Cheadle) und Tonys Truppe von Iron-Man-Anzügen sind. Davon gibt es hier verschiedene Varianten, die Black der Actionfilmlogik folgend in erster Linie als Waffen ansieht: Gerade im Finale krallt sich Tony die (sonst computergesteuert fliegenden) Anzüge und benutzt sie, solange sie im nützlich sind, wechselt sie (oft, weil sie zerstört sind) und muss so oft auch ohne deren Schutz durchs Kampfgetümmel hechten. So sind die Actionszenen wesentlich dynamischer als die von „Iron Man 2“, gerade das ausufernde Finale ist schnieke, wenn auch recht jugendfreie Popcorn-Action, die freilich nicht an das grandiose Finale von „The Avengers“ heranreicht.
Man mag anfangs noch eine Kopie des direkten Vorgängers befürchten, wieder arbeiten ein comichafter Schurke und ein Rivale Starks aus der Geschäftswelt zusammen, schließlich wird ihre Verknüpfung früh offengelegt, doch genau diese Erwartungen unterläuft „Iron Man 3“ durch einen charmanten, zutiefst ironischen Plottwist. Etwas mehr Tempo im Mittelteil hätte dem Film dabei durchaus gut getan, der mit über zwei Stunden recht großzügig bemessen ist, gerade vorm Showdown ist doch die eine oder andere leicht unnötige Szene zu finden, was schade angesichts des sonst überzeugenden Gesamtpakets ist.
Zu diesem Paket gehört natürlich auch der gewohnte „Iron Man“-Humor, der Tonys egozentrische Art abfeiert und auch hier wieder großartig funktioniert: Stets den passenden Oneliner parat meistert der Lebemann jede Lebenslage (und selbst, wenn er keinen Spruch parat hat, macht er daraus noch etwas), cool, scheinbar ungerührt angesichts jeder Katastrophe und kackfrech jedem noch so überlegenen Feind gegenüber. Dazu kommt ein wenig Slapstick, gerade wenn Tonys Bastelkünste nach hinten losgehen, und das eine oder andere Wortgefecht mit seiner Angebeteten, die auch nicht auf den Mund gefallen ist.
Natürlich bedeutet das, dass Robert Downey Jr. mal wieder Dreh- und Angelpunkt des Films ist und in seiner Paraderolle gelegentlich zum Showstealer zu avancieren droht, den Film aber auch zu tragen weiß. Gwyneth Paltrow kann sich etwas mehr freispielen (gerade im Vergleich zu Teil 2), setzt mehr Akzente und überzeugt als seine Partnerin, während sich Jon Favreau in seiner Nebenrolle gut macht, Don Cheadle allerdings wieder etwas blass bleibt. Guy Pearce als sinistres Genie hingegen spielt stark auf, Ben Kingsley hat wenige Szenen, ist darin aber richtig grandios (vor allem im letzten Drittel des Films), während Rebecca Hall immer etwas in der zweiten Reihe bleibt. Dafür gibt es dann charismatische Nebenrollengesichter, darunter „Stirb langsam 2“-Schurke William Sadler als Präsident und Miguel Ferrer („Twin Peaks“, „RoboCop 2“) als dessen Vize.
Trotz kleinerer Längen in der Mitte und der etwas aufgesetzt eingebauten Kinderfigur ist „Iron Man 3“ ausgesprochen gelungenes Popcornkino, dessen Shane-Black-Einschlag gerade die Hauptfigur weiterbringt: Mit mehr Bodenhaftung und mehr Charaktertiefe als im direkten Vorgänger überzeugt Tony Stark, das Fehlen des Einführungsballasts Marke „Iron Man“ gibt dem dritten Teil Raum für mehr Action und einen spannenderen Mainplot. An die Finesse von „The Avengers“, dessen Schöpfer Joss Whedon im Abspann noch gedankt wird, kommt „Iron Man 3“ nicht heran, entpuppt sich aber knapp als bester Film der Solo-Reihe um den Helden. Und die Post-Abspann-Sequenz enthält noch einen netten Gag, auch mit Wink in Richtung des letztjährigen Rächerfilms.