Review
von Leimbacher-Mario
Träumer, Visionär, Romantiker
Hayao Miyazaki ist eine lebende Legende & für mich im Animationsbereich eigentlich alleinstehend, nur noch mit Walt Disney auf eine Stufe zu stellen. Eher müsste man ihn mit den ganz großen Meistern des Films wie Spielberg, Kubrick, Bergman oder Kurasawa gleichsetzen. Und wenn dieser Mann der Träume, der fantastischen Welten & schönsten Pinselstriche, seinen letzten Film veröffentlicht, hält die Welt kurz den Atem an. Und genießt diesen zarten, wunderschönen Windhauch von Semi-Biographie über den berühmten japanischen Flugzeugingenieur Jiro Horikoshi zwischen den ersten zwei Weltkriegen. Und vielleicht sogar etwas über Miyazaki selbst. Ein magischer Film. Das setzt man fast schon voraus beim Studio Ghibli & Miyazaki. Ein traumhaft schöner Film. Ebenso. Und trotzdem überrascht "Wie der Wind sich hebt" mit einer Reife, Realität (trotz etlicher Träume im Film) & Melancholie, die mit keinem seiner vorangegangen Werke vergleichbar ist. Am ehesten vielleicht noch mit Teilen von "Porco Rosso". Wenn ich einen Film auf der Welt zusammen mit meinem Opa gucken könnte, einem leidenschaftlichen Segelflieger & Flugfan, dann diesen hier...
Ich habe selten einen feinfühligeren Film gesehen. Trotz aller Melancholie, traurigen Ereignissen (Weltkriegen, Depressionen, Krankheiten, Erdbeben) & Schicksalsschlägen, wirkt der Film traumgleich leicht, fast schwerelos & mühelos. Wie passend zum windigen Thema. Meisterhaftes leicht erscheinen zu lassen, schaffen nur die ganz Großen. Die ganz großen Filme & die ganz großen Filmemacher. In seiner zweiten Hälfte verliert die viele Jahre umspannende Geschichte sich etwas im Melodrama & die Story bewegt sich kaum noch voran, doch das ist mein einziger Kritikpunkt. Und wenn das Melodrama so schutzlos romantisch dargestellt, man tief berührt wird, dann kann ich damit sehr gut leben. Jiros Lebenswerk, welches er liebt & das im krassen Kontrast zu dem steht, was mit seinen Flugzeugen & in der Welt um ihn herum geschieht, wird einem wirklich emotional kostbar näher gebracht. Seine Euphorie & Liebe zu den Flugzeugen wirkt ansteckend. Herausragend & wie der ganze Filme sehr westlich angehaucht, ist der Soundtrack, der mich an "Der Dritte Mann" auf asiatisch erinnert hat. Wenn ein Film je das Prädikat besonders wertvoll verdient hat, dann dieser. Für Träumer, für Liebhaber, für große Herzen. Wie eine kühle Brise auf einer sonnendurchfluteten Veranda. Wenn das der Schlusspunkt ist, dann ein passend beeindruckender.
Fazit: Miyazakis reifster, persönlichster Film. Träumen war selten melancholischer & angenehmer, hübscher & internationaler. Das letztes Werk einer Legende!