Found Footage Filme, die einen lieben sie, anderen wird schon bei dem Gedanken an das dauernde Kameragewackel schlecht. Mit Blair Witch Project nahm das Genre seinen Anfang und wurde damals sehr positiv aufgenommen. War es doch endlich mal was neues, unheimliches, was man so noch nie gesehen hatte. Danach kam erstmal nichts neues in dem Genre, selbst die Fortsetzung von Blair Witch verließ den Pfad, um einen ganz normalen Horrorfilm zu zeigen. Erst 2007, also ganze 8 Jahre nach dem Erfolg von Blair, bescherte Paranormal Activity dem geneigten Fan neues Futter. Nun, 14 Jahre nach dem Original, schickt sich ein deutscher Film an, das Found Footage Genre wieder zu seinen Anfängen zu bringen und das mit einer Story, die als würdiger Nachfolger für Blair Witch Project dienen könnte. Kann der Film gefallen, oder werden sich Fans und Hasser des Genres gleichermaßen abwenden?
Natascha, Leoni und Ivana wollen eine Dokumentation über Grete Müller und ihren Sohn machen. 2006 erlebt Wanderer mysteriöse Zwischenfälle in einem Wald in Deutschland. Dies konnten sie mit Hilfe eines Videos festhalten und seitdem gibt es Spekulationen, ob etwas dran ist am Fluch von Grete Müller. Also ziehen die drei Mädels los, interviewen ein paar Leute und machen dann am Abend Rast in der Ruine von Grete Müllers Haus. Das das nicht die beste Idee war, wird sich schneller zeigen, als den Dreien und dem Zuschauer lieb ist!
Wie bewertet man einen Found Footage Film, der zudem keinerlei Hinweise auf die Macher gibt. Gut die Geschichte bietet nichts, was man so nicht auch schon in Blair Witch gesehen hat, was prinzipiell aber nicht unbedingt schlecht ist, da auch bei Blair der Reiz in den unheimlichen Ereignissen lag und genau hier macht Raw alles richtig. In der Minute in der das erste Bild über den Bildschirm huscht dürften sich die meisten Leute schon ziemlich unwohl fühlen. Wichtig hierbei ist es aber, dass man sich auf solche Sachen einlassen kann. Wenn man sich den Film am hellichten Tag reinzieht und nebenbei noch telefoniert, oder eine andere Ablenkung hat, dann werden die Schockmomente keinerlei Wirkung zeigen. Nach dem ersten Schock wird es denn erstmal etwas ruhiger, man sieht die Charaktere und spätestens wenn der Tag sich zum Ende neigt, geht der Horror richtig los. Genau hier gibt es schon den nächsten Pluspunkt, denn der Horror ist realer als bei Blair Witch. Bei Blair dauert es eine ganze Weile, bis sich dieses mulmige Gefühl aufbaut. Raw hingegen scheint aus den Fehlern bzw. den Schwachstellen gelernt zu haben und erzeugt eine dermaßen dichte und unheilvolle Atmosphäre, welche man zum Schluss hin nicht mehr aushält. Und wer jetzt denkt, das Ende von Blair Witch Project war hart, der wird sich bei Raw am Ende sicherlich in die Hose machen.
Kommen wir zur Kamera, die, wer hätte es erwartet, sehr verwackelt daher kommt. Gut die meisten Fans lieben genau das und die Hasser können damit nichts anfangen. An diesen zwei Standpunkten wird auch Raw nichts ändern. Allerdings hat man hier versucht, das Gewackel in Grenzen zu halten. Nur gegen Ende, als das ganze dann zunehmend hektisch wird, da wird auch die Kameraführung hektischer und wackliger. Wie gesagt, wer das Gewackel nicht abkann, der wird auch hier nicht komplett zufrieden sein, aber es doch angenehmer und erzeugt eben genau die Atmsophäre die man bei einem solchen Film auch benötigt.
Die Musik bzw. die Sounduntermalung ist richtig gut geworden. Jetzt fragen sich sicherlich einige, wieso gibt es bei einem Found Footage Film denn Musik. Genau dafür hat der Film eine richtig gute Erklärung, welche ich aber nicht vorweg nehmen will, da ich sonst das Ende verraten würde. Die Musik gibt dem ganzen noch das gewisse Extra, das bei Blair Witch ein wenig vermisst wurde. Jeder weiß das in einem Horrorfilm der Sound viel zur Spannung beisteuern kann, oder eben diese auch komplett zerstören kann. Raw macht die Sache richtig gut, da es nur dann Sound gibt, wenn er auch passt. Und wenn es passt, dann kann der Sound auch überzeugen und erzeugt eine richtig gute und unheimliche Atmosphäre, auf die man sich aber wirklich einlassen muss, da es sonst einfach nicht so wirkt, wie es eben möglich ist.
Was kann man also abschließend zu Raw sagen, Freunde des Found Footage Genres werden überrascht sein, wie gut dieser deutsche Streifen geworden ist und man merkt, das hier Fans solcher Filme am Werk waren. Die Leute die mit dem dauernden Gewackel nichts anfangen können, die dürfen hier gerne einen Blick riskieren, sollten sich aber darauf einstellen, dass auch Raw das Rad nicht neu erfindet und es auch hier Gewackel gibt. Dafür bekommt man dann aber einen Film, der spätestens nach einer halben Stunde dermaßen auffährt, das man ganz angespannt vor dem Fernseher sitzt und zum Schluss den Fernseher mit einem richtig flauen Magen ausschaltet. Denn genau das können die Found Footage Filme, sie lassen einen mit einem Unwohlsein zurück, welches bei den Horrorfilmen der Neuzeit nicht mehr präsent ist.
Fazit: Found Footage aus Deutschland, der da ansetzt wo Blair Witch Project aufgehört hat.Wer bei Blair Witch Project schon den Angstschweiß auf der Stirn hatte, der wird Raw nicht überleben! Anschauen, gruseln und danach ängstlich ins Bett kriechen.
8/10 Punkten