kurz angerissen*
erstmals veröffentlicht: 08.07.2014
Liefert ein Gros der Gesellschaftsdystopien revolutionistische Denkansätze, die aus dem simplen Gedanken heraus entstehen, dass der Unterdrückte sich irgendwann seines Schicksals erwehren wird, so liefert "The Purge" das der Filmgeschichte zwar nicht gänzlich unbekannte, aber noch nicht ganz zu Klischees zerschmolzene Spiegelszenario: Einen Amoklauf der Reichen in unverhohlen symbolischer Anlage, denn nicht umsonst erinnert die hier praktizierte "Säuberung" an die Jagd, die traditionellerweise ja als Sport der Reichen gilt.
Beim Umdenken in ein reales Szenario sieht der Stoff dann schon wieder anders aus: Die Prämisse wirft in der Theorie interessante Gedanken auf, die auf die Praxis gemünzt dann aber wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen und vor der Logik in die Knie gehen. Was aber im Grunde auch egal ist - der Film lässt zu keiner Zeit den Trugschluss zu, man habe ein realistisches Zukuftsszenario aufzeigen wollen.
Tatsächlich fordert "The Purge", da er als kammerspielartiges Genrekino umgesetzt ist, ein gewisses Abstraktionsvermögen von der Zuschauerschaft, die zu großen Teilen nicht dazu bereit war, ein solches einzusetzen: Oft wird bemängelt, dass der Rückgriff auf die Muster des Home-Invasion-Thrillers die spannende Grundidee verschwende, dabei schwingt diese doch letztlich in jeder Szene mit und verhilft den eingeengten Möglichkeiten des Subgenres zu neuem Schwung. So gesehen ist "The Purge" eben nicht nur ein "normaler" Home-Invasion-Thriller, sondern eben durchweg mit diesem zwar skizzenhaften, aber unleugbar spannenden gesellschaftskritischen Denkansatz konnotiert, der den Film zu einem durchaus reizvollen, wenn auch als Dystopie unhaltbaren Gedankenspiel macht, das auch handwerklich so einige Register zieht.
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