In düsterer Zukunft: In einer Nacht im Jahr ist in den USA alles erlaubt, was gefällt. Ohne Konsequenzen, ohne Strafe. Die einen nutzen dies zum Morden, Plündern und um ihren gezügelten Schweinehund raus zu lassen. Die anderen verbarrikadieren sich derweil in ihren Häusern und warten bis der Spuk vorüber ist. Letzteres versucht auch James Sandin (Ethan Hawke), Leiter des führenden Sicherheitsunternehmens, mit seiner Familie. Das Vorhaben gelingt solange, bis Dreikäsehoch Charlie einem Verletzten Zuflucht im Haus gewährt…
Das Prinzip des sich Verschanzens in einer sicheren Festung, um einer größeren Gruppe Angreifer zu entrinnen, hat Tradition, ist bekannt aus Werken wie PANIC ROOM, John Carpenters ASSAULT und hat seine Wurzeln in Horrorfilmen wie George A. Romeros NIGHT OF THE LIVING DEAD und DAWN OF THE DEAD.
THE PURGE malt eine pessimistische, von der Realität gar nicht mal so entfernte Dystopie und stellt die Definitionen von Sicherheit und Moral auf den Prüfstand. Die Gesellschaft spaltet sich auf in Jäger und Gejagte. Die Reichen und Wohlhabenden sind fein raus. Einerseits weil sie sich bis an die Zähne bewaffnen, andererseits weil sie ihr trautes Heim in kugelsichere Hochsicherheitsburgen umfunktionieren können. Die jährliche Schlachtnacht dient somit nicht der „Säuberung“, wie sie proklamiert wird, sondern einzig der Liquidierung der Alten, Schwachen, vor allem aber Armen, sprich: derer, die für die Gesellschaft keinen Nutzen darstellen. Das ist harter Tobak, weil in harmloserer (siehe Gesundheitswesen in den USA), aber ähnlicher Form Wirklichkeit. Der Film stellt Kritik an überspritztem Sicherheitsdenken, Zweiklassengesellschaft und Scheinheiligkeit des Kleinbürgertums. Dabei ist er mitunter gut spannend, aber nicht immer schlüssig bzw. die Charaktere agieren mal wieder so unlogisch, dass es dampft. Ethan Hawke (REALITY BITES, SINISTER) als hohes Tier eines Sicherheitsunternehmens, das Anlagen verkauft, die nur den Schein von 100%iger Sicherheit vermitteln, macht seinen Job ganz gut. Ebenso Filmpartnerin Lena Heady (GAME OF THRONES, DREDD). Angegriffen wird das traute Heim von psychopathischen Maskenmännern ähnlich denen aus THE STRANGERS. Diese machen Rabatz mit Machete, Axt und allerlei Schießeisen, nerven aber ein bisschen da nicht sonderlich intelligent. Der Streifen fällt in so manches Logikloch und stolpert von einem Klischee-Fettnäpfchen zum nächsten. Frage am Rande: Wann verkörperte bitte in einer US-Großproduktion ein Schwarzer zuletzt einen Bösen? …Ich kann mich ehrlich gesagt auch nicht erinnern. Klar, es sind die USA und einen Schwarzen zu diabolisieren geht halt nicht und muss ja auch nicht sein. Folgefrage: Wie vorhersehbar ist es aber dann, dass sich der Schwarze am Ende als Retter, als der Gute, als personifizierte Moral herausstellt? Antwort: Sehr vorhersehbar, genau.
Was THE PURGE an Unlogik und Klischees vermiest, versucht er mit einigen fiesen Schockmomenten wieder wett zu machen und bietet unterm Strich soliden, wenn auch nicht immer zwingenden Thrill mit harscher Sozialkritik garniert.
Fazit:
Wenn das Eigenheim nicht mehr sicher ist. Horrorvision aus den sicherheitsverliebten, den eigenen Nachbarn nicht trauenden USA. Mittelprächtig.