George Lucas‘ „Star Wars“ war 1977 ein überragender Erfolg, was für manche durchaus überraschend kam. Das ermöglichte das Weitererzählen, doch bis dahin vergingen drei Jahre. Zur Überbrückung gab es dann 1978 das unsägliche „Star Wars Holiday Special“, letztlich musste es aber für das Weltraummärchen auf der großen Leinwand weitergehen. Und war der Todesstern auch zerstört und das Imperium dadurch geschwächt, so war es doch lange nicht vernichtet. Das Regime holt nun zum Gegenschlag aus und Darth Vader macht Jagd auf die Rebellenallianz, wobei er es insbesondere auf den jungen Luke Skywalker abgesehen hat.
Und so ist der Titel hier auch Programm, denn den Helden geht es regelmäßig an den Kragen.
„The Empire Strikes Back“ bietet viele Elemente einer typischen Fortsetzung. Alles ist größer und es wird merklich an der Mythologie, den Beziehungen der Figuren zueinander und am Drama gefeilt. Darüber hinaus reicherte man das Szenario mit etwas mehr Tiefe an. Also mehr von allem. Glücklicherweise fiel man diesem Mechanismus in einer durchdachten Dosis anheim und erreichte, dass all die Ergänzungen und Ausgestaltungen, die man um das aus dem Vorgänger Bekannte herum auffuhr, sich perfekt in das geschaffene Universum eingliederten. Dabei ist die Tonalität merklich ernster und bleibt die Reihe auch hier noch irgendwo ein Märchen, so ist es eines, in welchem die Dunkelheit heraufzieht und, besieht man sich nur diesen mittleren Teil der Trilogie, triumphiert. Aber genau das macht „Empire“ so stark. Die Verschiebung der Tonalität und dass der Film seine Figuren trotz all der Phantastik und den hier verarbeiteten Elementen einer Weltraumoper ernst nimmt.
George Lucas nahm dieses mal nicht auf dem Regiestuhl Platz, diesen überließ er Irvin Kershner. Das Skript stammte von Lawrence Kasdan und Leigh Brackett, wobei Lucas die Geschichte selbst lieferte. Trotz der Umbesetzungen und Teamarbeit hinter der Kamera bleibt das Ganze seine Schöpfung, die Ausführung anderen zu überlassen war dennoch die richtige Entscheidung. Lucas fokussierte sich so mehr auf seine Effektschmiede Industrial Light & Magic, arbeitete aber schon mit Brackett an einem Drehbuch. Diese verstarb 1978 und so schrieb Lucas erst alleine manches um, wovon einiges noch im fertigen Film zu sehen ist. Wie die Bezeichnung „Episode V“. Später im Jahr arbeiteten Lucas, Kasdan und Kershner an weiteren Ideen bis dann das Skript Anfang 1979 fertig war und einen Monat später die Dreharbeiten begannen. Hoth lag dabei in Norwegen, der Rest in den Elstree Studios bei London. Liest man sich in die strapaziösen Dreharbeiten ein und wie es dabei Hamill, Ford, Fisher etc. erging, mag man sich über das Ergebnis wundern, dem man all dies nicht ansieht.
Gab es im Vorgänger noch einen genretypischen großen Kampf im Weltraum, bietet die Fortsetzung das nicht. Dafür aber viele andere und unvergessliche Sequenzen. Da ist zuerst die Schlacht auf Hoth, in dieser eisigen Wüste, in welcher die Basis der Rebellen von den imperialen AT-AT angegriffen wird. Eine ausufernde Auseinandersetzung, die sich ins Gedächtnis brennt mit all ihren Phasen und ihrem Ausgang, der nicht die letzte Niederlage darstellt. Überhaupt bemerkenswert für solch einen Blockbuster, den großen Actionpart schon am Anfang zu bieten und das nicht noch toppen zu wollen. „Empire“ endet untypisch, fast schon klein, eben mit einem emotional aufgeladenen Zweierduell.
Bis dahin fließt der Streifen von einer unvergessenen Sequenz zur nächsten. Der Flug durch das Asteroidenfeld und das überraschende Innenleben dort, der verzweifelte Kampf in der Wolkenstadt, Lukes Training auf Dagobah und eben sein Duell gegen Vader. Bei all den Schauwerten lässt das Skript aber nie die Figuren aus den Augen, sie sind immer der Motor und das Zentrum aller Konflikte und Aktionen.
Das aus dem ersten Abenteuer bekannte Trio aus Luke Skywalker (Mark Hamill), Han Solo (Harrison Ford) und Leia Organa (Carrie Fisher) ist auch hier wieder vertreten. Ebenso die Schar an Sidekicks in Form von Chewbacca (Peter Mayhew) und den eigenwilligen Droiden C-3PO (Anthony Daniels) und R2-D2 (Kenny Baker). Nach dem fantastischen und eisigen Einstieg trennt man die Gruppe und verzweigt die Geschichte geschickt, sodass man sich erzählerisch viel breiter aufstellt und in Parallelhandlungen agieren kann, was die Erzählung dynamischer gestaltet.
Luke verschlägt es nach Dagobah, wo er auf den alten Jedimeister Yoda trifft, bei dem er in die Ausbildung gehen soll. Nach ein paar Startschwierigkeiten entwickelt sich hier eine Schüler-Lehrer-Beziehung, die, weiter noch als es Obi-Wan tat, dem Publikum die Wege der Macht näherbringt. Sowohl die helle, als auch die dunkle Seite, was für Luke in eine alptraumhafte Konfrontation mündet. Auch so eine Szene, die man nicht vergisst. Dabei ist der Jedi-Anwärter durchzogen von Zweifeln und schnell kommt hier Resignation. Man spürt förmlich, wie weit weg er von seinem früheren Leben ist und wie eine Schwere auf ihm lastet. Und „Empire“ bestätigt das durchgehend dadurch, dass die Figur mehrfach scheitert. Doch erst dadurch kann Luke sich auch zu dem entwickeln, was er dann im kommenden Film darstellt. Seine Heldenreise wird hier fern seiner Freunde weitergeführt und ist so für ein paar mystische und ruhige Momente gut. Hamills Spiel hat sich dabei merklich verbessert. Was umso wunderlicher ist, da er kaum mit menschlichen Figuren agiert, dafür umso mehr mit Droiden und Puppen. Denn auf Dagobah lernt er mit Yoda eine der bekanntesten Figuren der Reihe kennen. Optisch, durch seinen Satzbau und seine Erfahrung wurde er schnell zu einem ikonischen Charakter und den Inbegriff für Weisheit.
Währenddessen machen sich Han, Leia und Chewbacca auf nach Bespin, einem Gasplaneten mit einer in den Wolken schwebenden Stadt, wo sie auf Hans alten Kumpel Lando Calrissian (Billy Dee Williams) treffen. Dass dort nicht alles rund läuft wird bald klar und es sind die finsteren Gänge und Abgründe dieser Stadt, die für den Showdown herhalten. Lando ist eine leicht ambivalente Figur, seine Interessen gelten sowohl sich selbst, seinem Wirtschaftsbetrieb und dennoch auch seinen Freunden. Die Reihenfolge variiert dabei und er braucht etwas, bis sein Kurs korrigiert wird, letztlich wird er aber ein ebenso fester Bestandteil des Kanons. Zumindest auf der Seite der Nebenfiguren.
Sowohl Han als auch Leia ringt das Skript hier neue Facetten ab und ergeht sich in der Überwindung der Eindimensionalität. Beide öffenen sich etwas, da herrschen Unsicherheiten, sie werden szenenweise nahbarer. Gerade Leia bekommt hier mehr Profil. Hinzukommt die sich anbahnende Romanze zwischen den beiden, die sich von Frotzeleien über Annäherung bis zu der bekannten Erwiderung eines Liebesgeständnisses durch den Film zieht. Jetzt mag man über die Chemie zwischen Ford und Fisher geteilter Meinung sein, die Chose funktioniert filmisch trotzdem. Ganz anders bei einem Kuss zwischen Luke und Leia, der rückblickend betrachtet für Stirnrunzeln sorgt. Eine Erwähnung soll es noch für Lobot (John Hollis) geben, den stummen Handlanger Landos, der hat einfach was.
Aber auch auf Seiten der Antagonisten gibt es gewichtige Neuzugänge. Wurde der Imperator im Vorgänger nur erwähnt, so bekommt man ihn hier auch mal zu sehen. Zwar nur als Hologramm, aber es reicht, um weiter Spannung im Hinblick auf diese Figur zu erzeugen. Da ist also wirklich noch jemand, der über Vader steht, eine finstere Macht im Hintergrund, eine noch größere Bedrohung. Es ist durchaus clever konstruiert, um die Neugier zu steigern, ohne viel zu verraten. Nur ein Detail, aber wirkungsvoll.
Und scheint Vader dadurch auch zu dessen rechter Hand degradiert, so gehört ihm immer noch die Bühne. Und zwar immer, wenn er sie betritt. Schon sein erstes Erscheinen hier, unterlegt vom „Imperial March“ an Bord seines riesigen Kommandoschiffs, ist ein Ehrfurcht gebietender Moment. Und natürlich gehört ihm einer der ganz großen Momente der Saga, wenn er Luke nach dem Duell in den finsteren Gängen der Wolkenstadt eine schockierende Wahrheit offenbart. Dass die Figur so gut funktioniert liegt, wie schon im Vorgänger, auch an seiner Stimme. Wieder kam diese von James Earl Jones, während David Prowse im Kostüm steckte und in diversen Szenen von Bob Anderson vertreten wurde, weil Prowse es nicht so mit dem Lichtschwert konnte. Und ohne Prowse zu Nahe treten zu wollen, aber ohne Jones wäre Vader nur halb so gelungen. Merklich nuancierter, bestimmter und mit einer bedrohlichen Ruhe ausgestattet klingt er hier. Dazu Modifikationen am Design seiner Rüstung – ab hier sieht man den Darth Vader, der in Erinnerung bleibt und der mit jedem seiner Auftritte das ihn umgebende Mysterium verkörpert.
Auch der bekannte Kopfgeldjäger Boba Fett hat hier seinen ersten Film-Auftritt, nachdem er in einer Episode des „Star Wars Holiday Special“ (1978) als Trickfigur zu sehen war. Die zusätzliche Szene im ersten „Star Wars“-Film mit ihm und Jabba the Hutt ignoriere ich gekonnt. Ich verstand den Hype um die Figur in diesem Maße eh nie, dennoch gehört er zu den erinnerungswürdigen Nebenfiguren. Muss an den Klamotten liegen. Immerhin tauchte er einen Film später noch einmal auf und bekam durch die Prequels auch etwas mehr Hintergrund. Selbst Sir Alec Guinness hat noch einmal einen kleinen Auftritt als Obi-Wan Kenobi und mit ihm führte man hier die Verbildlichung der Machtgeister ein.
Quasi en passant erweitert „Empire“ diese Filmwelt mit Figuren, Mystik und Orten, doch wirkt das nie erzwungen oder wie das Abhaken einer Liste. Es sind die kleinen Dinge, die dennoch bedeutsam scheinen. Wenn man gerade noch sieht, wie Vader seinen Helm aufgesetzt bekommt, während darunter ein versehrter Kopf sichtbar wird. Wenn man mal wieder der verschwenderischen Beseitigung von Offizierspersonal beim Imperium beiwohnt. Wenn wieder mal jemand seine Hand verliert. Oder wenn die Kamera nach dem Lauftext mal wieder nach unten schwenkt.
Dazu sieht das alles wieder sehr ansprechend designt aus. Das gilt für die neuen Orte wie das eiskalte Hoth mit seiner weißen Wüste oder auch den Bauten mitsamt Hangars und Gängen. Ebenso Dagobah mit seinen Sümpfen und Wäldern, in denen immer irgendetwas zu leben scheint und dessen Feuchtigkeit man geradezu spüren kann. Dem gegenüber steht die technologisierte Wolkenstadt, bevölkert von allerlei Kreaturen und ausgestattet mit einer phantastisch ausgeleuchteten Karbonitgefrieranlage. Genug Abwechslung also, bei der sich die Designer austoben durften und auch die Leute bei ILM hatten wieder alle Hände voll zu tun. Das Ergebnis sind verschiedene Techniken von Modellen über stop motion bis zu matte paintings. Den Namen Ralph McQuarrie darf man auch hier nicht unterschlagen. Aus heutiger Sicht mag das alles überholt wirken, es sieht dennoch einfach so gut aus. Da ist meinetwegen auch die Fanbrille wieder im Spiel, aber für mich gibt es hier nichts zu meckern. Das gilt auch für die Ausstattung und den Schnitt, „Empire“ ist ein wirklich hübsch fotografierter Space-Fantasyfilm, der Farbe dort einbringt, wo er sie braucht und ebenso mit Dunkelheit und Licht arbeitet.
Der damals zweite Teil der Reihe ist aber nicht nur reich an neuen einprägsamen Figuren und Orten, ebenso verhält es sich mit Szenen und den darin stattfindenden Geschehnissen. In die Filmgeschichte ging dabei ein Gespräch gegen Ende zwischen Luke und Vader ein, welches eine Überraschung bereit hält, die (zumindest bei der Erstsichtung) mit einem Knall auf das Publikum niederging. Doch auch heute noch, obwohl ich die Szene schon so oft gesehen habe, erzeugt sie immer noch eine Gänsehaut. Mit dieser und den im Raum stehenden Fragen entlässt der Film sein Publikum letztlich in eine ungewisse Zukunft, auf die man wieder drei Jahre warten musste.
Noch länger, wobei immer die Frage ist, wer denn nun darauf wirklich gewartet hat, dauerte es bis zur sogenannten Special Edition, die 1997 erschien. Und sind die Änderungen hier auch nicht so auffällig, so bleibt ein ambivalentes Verhältnis hierzu. Es war auch nicht das letzte Mal, dass an diesen Film signifikant Hand angelegt wurde, wobei ich es beispielsweise passend finde, dass man für die 2004er DVD-Version das Hologramm der alten Dame durch Ian McDiarmid ersetzt wurde, der hier als Imperator auch hingehört. Ansonsten ist es wieder Lucas' übliche Begründung, dass er so seiner ursprünglichen Version näher kommt. Man mag geteilter Meinung bleiben, besieht man sich die veränderten Szenen, Einfärbungen und so weiter. An „Empire“ wurde immerhin am wenigsten herumgepfuscht, darüber kann man letztlich froh sein.
Sehr glücklich wiederum darf man über die Beteiligung eines Mannes sein, ohne den „Star Wars“ nicht das wäre, was es ist. Neben den bekannten Themen, die sich schon ins musikalische Gedächtnis gebrannt haben, liefert John Williams hier einen großartigen Nachfolger ab, der mit dem „Imperial March“ neben dem Hauptthema das bekannteste Stück Musik der gesamten Reihe beinhaltet. Mehr noch, in dem nahezu durchkomponierten Film finden sich viele weitere Melodiebögen, die untrennbar in die Erzählung integriert sind. „Yodas Theme“ gehört dazu, doch ist auch hier wieder das Gesamtwerk eindrucksvoll und mitreißend geraten.
„Do ... or do not. There is no try.“
„The Empire Strikes Back“ ist ein seltenes Beispiel dafür, dass eine Fortsetzung einen schon großartigen Erstling noch übertreffen kann. Und anstatt dadurch überladen oder erzwungen groß zu wirken, geht die Rechnung hier vollends auf. In jeder Hinsicht ist das Werk seinem Vorgänger überlegen. Denn er wiederholt nicht die Erfolgsformel, sondern baut konsequent auf ihr auf. Es gibt neue Schauplätze, neue Figuren, mehr Tiefe, Dramatik und dennoch gut platzierten Humor. Die Schlacht auf Hoth gehört zu den Höhepunkten über alle Episoden hinweg. Man erfährt etwas mehr über die Macht, entwickelt die bekannten Charaktere und ihre Beziehungen zueinander weiter und sorgt mit einer der eindrucksvollsten Szenen der gesamten Saga für einen emotionalen Paukenschlag am Ende. Dazu noch die neuen Themen von Meister John Williams, ein tragisch eingefärbter und auch offener Schluss und eine gute Portion Ernsthaftigkeit.
Die Fortsetzung erweitert dieses Filmuniversum auf faszinierende Weise und ist für mich bis heute der beste Film der gesamten Reihe. Immer wieder ein Erlebnis von der ersten bis zur letzten Minute.