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"Über den Wolken…..muss Science-Fiction selbst mit Tom Cruise nicht so schlecht sein…"

Es beginnt mit einem ganz kurzen Rückblick auf die Welt wie sie vor der Katastrophe war, welche sich dann im späteren Verlauf des Films erklärt. Dann ist auch schon Tom Cruise im Bild und erklärt gleich die Situation der fernen Zukunft. (Vorsicht: ganz empfindliche Zeitgenossen könnten einige Bemerkungen weiter unten als SPOILER auslegen!) Und gleich vorab die Feststellung: visuell beeindruckt OBLIVION ungemein und alleine wegen der gelungenen Optik muss eigentlich jeder Science-Fiction Fan den Film gesehen haben.

Aber die Hülle ist ja nicht alles und wie es mit der Attraktivität, Logik und Konsistenz der Geschichte, die für SF-Freunde ebenfalls wichtig ist aussieht, dazu weiter unten. Regisseur Joseph Kosinski ist noch bestens bekannt vom guten TRON: LEGACY von 2010 und tatsächlich können wir wieder eine diesmal konträr-farbige Perfektheit einer (künstlichen) Welt erleben. Es gibt auch wieder ein schönes Motorrad mit dem sich Cruise über die Steppenlandschaften bewegt. Auch die ringförmigen "Licht-Antriebe" der diversen Raumgleiter ergeben entsprechendes TRON Feeling.

Es gibt herausragende Bilder, unglaublich gut gestaltete Landschaften und virtuelle Setups und man verliert sich gerne in dieser schon fast zu modernistischen Architekturwelt. Böse Stimmen dürfen zu Recht sagen, dies wird wie in TRON alles zu Lasten einer nachhaltigen und tiefgehenden Erzählstruktur getan, es wird also scheinbar dem berühmten Phänomen "Style over Substance" gehuldigt? Dies kann nur bejaht werden. Auch muss immer alles erklärt und einfach aufbereitet werden, um auch nicht SF-Anhänger auf Kurs zu bringen.

Aber OBLIVION tut es schon in sehr attraktiver und genrekompatibler Form und somit muss ich den Film zum Pflichtprogramm für Science-Fiction Anhänger ernennen, auch wenn man wie ich kein Tom Cruise Fan ist. Die 2 Stunden sind kaum langweilig und die Raumschiffe großer und kleiner Art sind perfekt und kreativ, die Special Effekts top, die "Aliens", na gut, manche, deren Herkunft sich später aufklärt, sind eine Mischung aus Predator und Darth Vader. Andere Bilder erinnern auch an die Schlussphase von PROMETHEUS.

OBLIVION knüpft an ein beliebtes Endzeit Science-Fiction Thema an. Die Erde wurde von Außerirdischen zerstört und die wenigen Überlebenden sind quasi über den Wolken zuhause. Tom Cruise spielt Jack Harper, der versuchen soll mit seiner Kollegin und Lebensgefährtin Victoria (Andre Riseborough) die Erde neu aufzubauen. Dabei gerät er bei der Suche nach der Wahrheit zwischen die Fronten von Außerirdischen, seiner eigenen Vorgesetzten und noch viel mehr…

Die Interaktion der CGI-Teile von OBLIVION und den Menschen sind absolut auf dem Stand der Machbarkeit und ebenfalls ohne Kritik. Auch gibt es im actionreichen letzten Drittel eine ungeahnte Wendung bzw. Begegnung von Cruise und auch hier knüpft man geschickt an klassische Science-Fiction Vorbilder an. Der Regisseur hat sicherlich nicht nur einmal PLANET DER AFFEN (OBLIVION  hat die gleichen Produzenten wie PREVOLUTION) oder auch 2001 ODYSSEE IM WELTRAUM gesehen.

Überhaupt gibt es irgendwie eine ganze Reihe von Story-Twists und es wirkt fast schon etwas beladen. Dennoch hat das ganze seinen Reiz, denn man weiß bis zum fast mythischen Schluss nicht welche Richtung OBLIVION einnimmt. Der Soundtrack ist oft auch etwas übertrieben dramatisch, weniger wäre hier mehr gewesen. Cruise schaut natürlich immer ganz wichtig und auch seine Partnerin bleibt für mich etwas blass wie die generelle recht helle Optik des Films.

Aber mit einigem Aufwand kann man das abstrahieren und sich auf die feiste Technik und die gute Ausstattung des Films konzentrieren. Wenn man also den aalglatten Mainstream-Charakter des Films etwas ausblendet und allzu verkopfte Kategorien mal beiseite lässt, hat OBLIVION die Zutaten für einen unterhaltsamen, wenn auch längst nicht überragenden oder gar ergreifenden Alltime-Klassiker-Science-Fiction. Und für diese optischen Schmankerl lasse ich mich auch gerne von dieser Zukunftswelt einfangen und schaue mir 2 Stunden Tom Cruise an. Basta.

7,5/10 Punkten

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