Holla! Was Paul Morrissey aus dem Dunstkreis der Namensgebenden Warhol Factory hier auftischt, mischt munter die erotische Komponente der Dracula-Figur mit der Freizügigkeit der 70er, sowie dem offenkundigen stilvollen Kunstanspruch. Dass uns ganz im Gegensatz zum "Flesh For Frankenstein" des selbem Teams hier keine Goregranate erwartet, sollte vielerorts bereits erwähnt worden sein. Obwohl das wenig versöhnliche Ende ordentlich vom Leder splattert. Der ganze Film versteht sich eher als Tour de Farce indem man mehr darauf hofft, dass Dracula sein bemitleidenswertes Leben fortsetzen kann, anstatt sich dauernd zu erbrechen, weil die angeblichen Jungfrauen sich lieber durch die Gegend vögeln lassen. Udo Kiers Darstellung als kranker Vampir überzeugt vollends auf ganzer Linie, so dass sich sämtliche Sympathien auf diese Figur übertragen und man vom Treiben der immergeilen Schwestern nur enttäuscht wird. Ob sich Dracula nun mit minutenlangen Erbrechen von Blut oder mit schweren Bauchkrämpfen plagt, jeder dieser Szenen wird von Kier so intensiv dargestellt, dass man keine andere Wahl hat als mit diesem Wesen zu leiden. Die dekadente und nur aufs Geld fixierte Familie Fiore tut mit ihrer habgierigen Einstellung noch den Rest dazu. Auch der immer von Revolution schwallende Hausdiener geht einem ziemlich schnell auf die Nerven. Als dieser noch erklärt, um was für ein Wesen es sich bei Dracula handelt und zur Axt greift, ist der Ofen völlig aus. Noch nie war der vermeintliche Held ein dermaßen großes Arschloch! Selbst wenn der Graf kurz davor ist sein kraftspendendes Blut zu bekommen, wird mal schnell im Stehen eine Vierzehnjährige entjungfert. Wenn der völlig kaputte Graf dann noch angekrochen kommt und das erste Blut vom Boden schleckt, ist der dramaturgische Faktor am Höhepunkt angelangt. Im Gegensatz zu solchen Notlösungen stehen die höchst erotischen Aussagen angeblicher Jungfrauen. Wenn der Graf am Hals nuckelt, scheinen die Mädels neue orgastische Höhepunkte zu erreichen und stöhnen sich einen zusammen, dass man glauben könnte, die Fangzähne wären ein Phallusersatz. Auch von der optisch ansprechenden Seite präsentiert sich "Andy Warhol's Dracula" äußerst überzeugend. So erstrahlen die Dekors im authentischen sowie mitunter nihilistischen Licht. Abschließend bleibt noch festzuhalten, dass die Symbiose aus Bram Stoker's Geschichte und 70er Ästhetik eine durchaus nette Erfahrung ist, bei der auch mal einfließende Elemente folgender Vampirfilme im Gedächtnis hängen bleiben. Ein hervorragend aufgelegter Udo Kier steht sowieso außer Konkurrenz.
8/10