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Der Clint Eastwood („Unforgiven“, „Million Dollar Baby“) ist ein Phänomen für sich. Als Schauspieler unvergesslich und mit der seltenen Gabe gesegnet, einen Film nur durch seine Anwesenheit sehenswert zu machen, ähnlich Sean Connery („Der Name der Rose“, „The Rock“). Dies ist, wenn wir mal ganz ehrlich sind, auch der einzige Grund warum man sich „Blood Work“ anschaut. Die lebende Leinwandlegende inszeniert sich inzwischen nur noch selbst und bürgt damit nahezu durchgängig für Qualität.

„Blood Work“ war seinerzeit kein großartiger Erfolg an den Kinokassen beschert und wurde hierzulande gar stiefmütterlich behandelt. Wohl auch aufgrund seiner klassischen Inszenierung, Eastwoods Ruhe diesen Film ganz nach bewährtem Strickmuster durchzuziehen und einer nichtabzuleugnenden Ideenkrise seitens Brian Helgeland („The Order“, „Man on Fire“), der die Romanvorlage adaptierte und bekanntlich stark schwankenden Output abliefert.

In seine Rolle schlüpft der alte Haudegen ganz ohne Probleme. Wohl auch weil Terry McCaleb viel seiner früheren Filmcharaktere in sich trägt. Der erfolgreiche FBI-Profiler erleidet während einer Hetzjagd auf einen ominösen Serienmörder, genannt „Codekiller“, einen Herzanfall und kann sich glücklich schätzen ein Spenderorgan eingepflanzt zu bekommen - eine zweite Chance. Zurückgezogen auf seinem Hausboot fristet er ein zurückgezogenes Einsiedlerleben. Bis eines Tages Graciella Rivers (Wanda De Jesus) auftaucht und ihm ein Foto ihrer ermordeten Schwester unter die Nase reibt. Er trägt ihr Herz in sich und dafür fordert sie einen Gefallen: Die Aufklärung des Mordes.

Inhaltlich bleibt „Blood Work“ tatsächlich sehr konventionell und das ist bedingt schade. Zunächst folgt der Film McCaleb und zwar pur. Der gesundheitlich stark angeschlagene und zig Medikamente schluckende Pensionär wägt schnell ab und beschließt sich, irgendwie dankend und verpflichtet fühlend, noch einmal auf die Jagd zu begeben. Jeder erzählt ihm, wie schlecht er doch aussieht, seine Ärztin rät ihm dringend von seinem Vorhaben ab, doch McCaleb, typisch Eastwood eben, dickköpfig und störrisch, macht weiter, lässt seine Kontakte spielen und stößt tatsächlich auf Ungereimtheiten, die so bisher niemandem aufgefallen sind. Er kombiniert, ermittelt, recherchiert, räumt nochmal alles neu auf und versucht die Opfer kennen zu lernen und ihre Gewohnheiten abzugleichen. In dieser ruhigen Phase bleibt der Fokus komplett auf Eastwood gerichtet und wenn er es nicht wäre, würde der ein oder andere auch schon kapitulieren, nur vereint eben Eastwood mit seiner Spur Zynismus, seiner sparsamen Mimik (ein Hochziehen der Augenbraue reicht da schon) und seiner rechthaberischern, knurrigen Art ganz problemlos sämtliche Sympathien des Zuschauers auf sich und das macht „Blood Work“ so sehenswert. Dieser vor kurzem noch mit seinem Tod ringende und längst noch nicht genesene, rüstige Mann, will es noch einmal wissen und macht es zu seiner persönlichen Angelegenheit. Spätestens als er ein Profil erstellt, bei seiner Analyse mehr als seine neidischen Kollegen entdeckt und glaubt den Serienmörder identifiziert zu haben, kann man sich nur noch für ihn begeistern.

Der Plot selbst offenbart im weiteren Verlauf einige Defizite, auch wenn er überraschend auflöst. Das neidische Copduo (u.a. „Nip/Tuck“ – Doc Dylan Walsh) ist beispielsweise eine flachbrüstige Albernheit, die der Film gar nicht nötig hätte und für das Publikum ein paar Schmunzler bereit hält. Ihre Streichung wäre kaum weiter tragisch gewesen. Dass der tot aufgefundene Tatverdächtige es nicht sein kann, ist genauso klar, weil einfach zu perfekt und die Lovestory zum Schluss schlichtweg ein überflüssiges Ärgernis, weil nicht gerade glaubwürdig.

Clint Eastwood hat bessere Filme gemacht, doch seine Routine liegt immer noch deutlich über dem, was andere als ihr Leistungsmaximum ansehen und deswegen beinhaltet „Blood Work“, auch trotz seines arg klischeehaften Endes, das innerhalb des Genres nun wirklich nichts Neues darstellt (Jagd auf Killer durch dunkle Modergänge...), einfach Momente parat, die den Unterschied machen. Solche Situationen, in denen man dann auch als Zuschauer endlich mit der Wahrheit konfrontiert wird und zu verstehen beginnt, wie persönlich McCaleb selbst in den Fall verwickelt ist, verlangen beispielsweise Erstaunen ab.


Fazit:
Beabsichtigt unspektakulär gehaltener Mix aus Drama und Thriller mit dem Clint Eastwood einfach mal ganz Klassisches ablieferte, dabei allerdings nicht gerade auf das originellste Drehbuch zurückgriff. Trotz dieser offensichtlichen Schwäche bleibt, nicht zuletzt dank vieler Eastwood-Sympathien, immer noch ein zufriedenstellender Film übrig. Traditionelles Schauspielerkino, ganz mit der gebotenen Ruhe erzählt. Kein Popcorn-Kino, wohl aber reifes Filmvergnügen ohne weitere Ambitionen.

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